Amnesty International: Bis zu zehn Tote bei Protesten im Iran

Bei Protesten Iran sind offenbar erneut zahlreiche Menschen von Sicherheitskräften getötet worden. Laut der Menschenrechtsorganisation Amnesty International gab es am Freitag vermutlich bis zu zehn Tote, darunter auch Kinder. Zudem seien dutzende weitere Demonstranten und Demonstrantinnen verletzt worden. Die Menschenrechtsorganisation warf den Sicherheitskräften vor, in der Stadt Chasch in der Provinz Sistan-Balutschistan von Dächern aus mit “scharfer Munition” geschossen zu haben.
Die in Norwegen ansässige Menschenrechtsgruppe Iran Human Rights (IHR) veröffentlichte ein Video, auf dem zu sehen ist, wie blutüberströmte Menschen weggetragen werden. Sie sprach ebenfalls von mehreren Toten und Verletzten.
Die Sicherheitskräfte schössen “mit der Absicht zu töten”, erklärte die in London ansässige Gruppe Baloch Activists Campaign (BAC). Nach Angaben der NGO wurden “dutzende” Menschen getötet. Die Krankenhäuser seien überfüllt.
Die staatliche Nachrichtenagentur Irna meldete, dass mehrere Polizisten von steinewerfenden Demonstranten verletzt worden seien, die einen Polizeiposten in Brand gesetzt hätten.
Im Iran gibt es seit mehr als sechs Wochen landesweite Proteste – die größten seit Jahren. Die Proteste waren im September durch den Tod der jungen Kurdin Mahsa Amini nach ihrer Festnahme durch die sogenannte Sittenpolizei ausgelöst worden. Die Sicherheitskräfte gehen mit großer Härte gegen die Demonstrationen vor. Dutzende wurden dabei nach Angaben von Aktivisten getötet.
Zuletzt hatten in der Provinz Sistan-Balutschistan Berichte Unruhen ausgelöst, wonach der Polizeichef der Provinzhauptstadt Sahedan ein 15 Jahre altes Mädchen vergewaltigt haben soll.
Die nahe der Grenze zu Afghanistan und Pakistan gelegene Provinz ist eine der ärmsten Regionen des Landes und Heimat der belutschischen Minderheit. Sie hängt mehrheitlich dem sunnitischen Islam an, während der Iran schiitisch dominiert ist. Menschenrechtsorganisationen beklagen seit langer Zeit eine Diskriminierung der Minderheit durch die schiitische Führung in Teheran.