Raubkunst: Annalena Baerbock bringt geraubte Skulpturen nach Nigeria zurück

Außenministerin Annalena Baerbock und Kulturstaatsministerin Claudia Roth reisen für die Rückgabe von Raubkunst nach Nigeria. Die einst dem westafrikanischen Staat entwendeten sogenannten Benin-Bronzen sollen am Dienstag übergeben werden, wie ein Sprecher des Auswärtigen Amts sagte. Die Rückgabe noch in diesem Jahr zeige, “wie ernst Deutschland es mit der Aufarbeitung der Kolonialvergangenheit meint”.
Bei den Benin-Bronzen handelt es sich um Metalltafeln und Skulpturen aus dem 16. bis 18. Jahrhundert. Sie schmückten einst den Königspalast im Königreich Benin im heutigen Nigeria und landeten nach dem Einmarsch der Briten Ende des 19. Jahrhunderts als Raubkunst in europäischen Museen. Allein in Deutschland befinden sich rund 1.000 Objekte.
Die Werke waren noch im Jahr ihres Raubs in europäischen Auktionshäusern versteigert worden oder im Privatbesitz von Teilnehmern der Invasion geblieben, die sie später auch auf dem Kunstmarkt verkauften. Baerbock will bei ihrem bis Dienstag dauernden Besuch auch über Fragen regionaler Sicherheit sprechen und ein Projekt zum Wiederaufbau mehrerer von Dschihadisten zerstörter Dörfer besuchen.
Altarhocker, Gedenkköpfe, Schmuckstücke und ein Schlüssel unter den Objekten
Unter anderem wollen die beiden Grünen-Politikerinnen eine Miniaturmaske aus Elfenbein zurückgeben, die einst aus dem Schlafgemach des amtierenden Königs entwendet worden war. Sie gehört zu den wertvollsten der Objekte, zu denen auch Altarhocker, Gedenkköpfe, Schmuckstücke oder ein Schlüssel für die Türen des Königspalastes von Benin gehören. Bei der Reise dabei sind auch Baden-Württembergs Wissenschaftsministerin Petra Olschowski (Grüne), der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Herrmann Parzinger, sowie Vertreter verschiedener Museen in Deutschland.
Die Rückgabe basiert auf Verhandlungen, die das Auswärtige Amt und Roth seit vergangenem Jahr mit nigerianischen Vertreterinnen und Vertretern führten. Anfang Juli unterzeichneten Politiker aus Deutschland und Nigeria eine Absichtserklärung zur Rückgabe der Kunstwerke. Bereits am Freitag hatte Hamburg erste geraubte Benin-Bronzen an Nigeria zurückgegeben.