760 Prozent Plus, 80 Prozent Minus – die Auf- und Absteiger unter den Superreichen
Get real time updates directly on you device, subscribe now.
Vor einem Jahr war er noch der große Überflieger auf der Liste der Superreichen: Sam Bankman-Fried. Um 886 Prozent war sein Vermögen 2021 gewachsen, auf damals rund 16,4 Milliarden Dollar. Doch in diesem Jahr ging seine Kryptobörse FTX bankrott, und der Absturz war total: minus 100 Prozent. Inzwischen sitzt der 30-Jährige sogar im Gefängnis.
So vergänglich kann Reichtum sein. 2022 wurde dies besonders offensichtlich. Denn in den vergangenen zwölf Monaten sind die Vermögen vieler Top-Milliardäre dieser Welt geschrumpft, vor allem die jener zuvor hoch gehandelten Gründer der großen US-Technologiekonzerne.
Dies zeigt die aktuelle Liste der reichsten Menschen der Welt des Finanznachrichtendienstes Bloomberg. Die Aufsteiger kommen dagegen aus den alten Industrien.
Elon Musk steht wieder ganz vorn – dieses Mal allerdings bei den Verlusten. Seine Milliarden schmolzen mit dem Marktwert von Tesla dahin. Der E-Auto-Hersteller wurde entzaubert, die Aktie verlor dramatisch, auch wegen Musks erratischem Verhalten nach seiner Übernahme des Kurznachrichtendienstes Twitter.
Das kostete ihn schließlich sogar den Thron im Ranking der wohlhabendsten Menschen der Erde. Aber auch die Gründer der Internetriesen Amazon, Facebook und Google – Jeff Bezos, Mark Zuckerberg und Larry Page – verloren zig Milliarden.
Reichster Mensch ist nun ein Franzose, Bernard Arnault. Sein Unternehmen LVMH handelt nicht mit Visionen, sondern mit alteingeführten Luxusmarken wie Louis Vuitton, Moët oder Hennessy. Das alte Europa überholt die vermeintlich fortschrittliche Neue Welt.
Aber noch eine Weltgegend wirbelt die aktuelle Milliardärsliste durcheinander: Indien. Der neue drittreichste Mensch ist nun ein Inder, Gautam Adani. Auf Platz acht rangiert mit Mukesh Ambani ein Landsmann. Was diese Veränderung besonders pikant macht: Beide verdienen ihr Geld mit Kohle und Öl. In der Reichstenliste wird die Klimapolitik ad absurdum geführt.
Prozentual gesehen der größte Gewinner 2022 ist ein Amerikaner: Jeff Yass. Mit seinen 66 Jahren gehört er schon altersmäßig nicht zu den jüngeren US-Gründerstars der vergangenen Jahre. Sein Unternehmen Susquehanna International Group ist zudem ein Wertpapierhändler – auch das eher Old School.
Klaus-Michael Kühne bleibt der reichste Deutsche
Reichster Deutscher bleibt der Bloomberg-Liste zufolge Klaus-Michael Kühne, der Haupteigentümer des Logistikers Kühne & Nagel. Er rangiert mit einem Vermögen von 32,8 Milliarden Dollar auf Platz 35 des globalen Rankings.
Gegenüber dem Vorjahr büßte er allerdings rund neun Milliarden Dollar ein, dies ist das größte Minus unter Deutschlands Superreichen. Den zweitgrößten Verlust mit 4,64 Milliarden Dollar musste Ugur Sahin hinnehmen, Gründer des Impfstoffherstellers Biontech. Er kommt nun noch auf 6,64 Milliarden Dollar und damit Platz 334.
Insgesamt 26 Deutsche finden sich auf der Liste der 500 wohlhabendsten Menschen der Welt. Das ist hinter 172 Amerikanern und 77 Chinesen immerhin die drittgrößte Gruppe.
Franzosen und Inder, die neuerdings auf den vorderen Rängen mitmischen, sind lediglich mit 17 beziehungsweise 19 Bürgern dabei. Auf Platz vier der am stärksten vertretenen Nationen rangiert Russland, wo es nach wie vor 23 Milliardäre auf die Liste der 500 reichsten Menschen geschafft haben.
Allerdings hat keine nationale Gruppe im vergangenen Jahr derart große Verluste hinnehmen müssen wie diese mit einem Minus von rund 20 Prozent. Im Vergleich zu dem Leid, das ihre Regierung in den vergangenen Monaten über die Welt gebracht hat, dürfte das jedoch leicht zu verschmerzen sein.
Die Absteiger unter den Superreichen
1. Elon Musk, USA
Hinter der glänzenden Fassade von Elon Musks Tesla-Konzern verbirgt sich offenbar weit weniger Substanz, als seine Fans bisher glaubten. Selbstfahrende Autos gibt es bis heute nicht, alte Videos dazu haben sich sogar als Fälschung erwiesen, und Elektro-Fahrzeuge können andere mittlerweile mindestens genauso gut bauen.
Die Aktie hat von der Spitze über zwei Drittel an Wert verloren, Musks Vermögen ist entsprechend zusammengeschrumpft, ein Ende des Kursverfalls ist nicht in Sicht. Sein neues Hobby, der von ihm übernommene Kurznachrichtendienst Twitter, bringt ihm bislang wenig Glück.
2. Jeff Bezos, USA
Als Amazon-Gründer Jeff Bezos im Sommer 2021 die Leitung des Konzerns an Andy Jassy übergab, war er noch der reichste Mensch der Welt. Doch seither ging es abwärts, der Kurs der Amazon-Aktie hat sich halbiert – und so auch Bezos’ Vermögen.
Er steht nur noch auf Platz fünf unter den Milliardären. Der Grund dafür liegt jedoch nicht im Ungeschick seines Nachfolgers. Vielmehr hatte die Corona-Pandemie Amazon gigantische Umsätze und Gewinne beschert, weil viele Menschen fast nur noch online einkaufen konnten. Doch seither hat sich das Leben wieder normalisiert, und Amazon muss sich mit weniger zufriedengeben.
3. Changpeng Zhao, Kanada
Unter Anhängern digitaler Währungen heißt er meist nur CZ: Der Kanadier Changpeng Zhao ist Gründer von Binance, der größten Kryptohandelsbörse. Als Konkurrent FTX ins Straucheln geriet, wollte er diesen zunächst übernehmen, ließ dann aber doch davon ab und schickte FTX in den Konkurs.
Die Krise in der Kryptoszene hält jedoch an und zieht immer weitere Kreise. Auch Zhao musste große Verluste hinnehmen, er verzeichnete Einbußen von mehr als 80 Prozent in diesem Jahr. Noch sind rund zwölf Milliarden Dollar übrig. Ob sich dieses Vermögen ebenfalls in Luft auflöst, werden die kommenden Monate zeigen.
4. Mark Zuckerberg, USA,
Mit Facebook wurde Mark Zuckerberg reich. Ende 2021 benannte er seinen Konzern in Meta um, weil er sich künftig auf den Ausbau eines Metaversums konzentrieren will. Wie das aussieht, haben bis heute nur wenige Menschen genau verstanden.
Klar ist aber, dass das Projekt Unsummen verschlingt. Gleichzeitig wenden sich junge Menschen zunehmend anderen Plattformen wie TikTok zu. Der Kurs der Meta-Aktie hat sich daher seit Mitte 2021 gedrittelt.
Mitte November kündigte Facebook an, 11.000 Mitarbeiter zu entlassen. Für die Aktie und Zuckerbergs Vermögen brachte das aber bisher keine Wende.
5. Larry Page, USA
Die Aktie von Alphabet, dem Mutterkonzern von Google, verlor seit ihrem Hoch mehr als 30 Prozent, und damit schrumpfte auch das Vermögen des Unternehmensmitgründers Larry Page in ähnlichem Umfang.
Dem anderen Google-Erfinder Sergey Brin erging es nicht besser, er hat jedoch etwas weniger Anteile an dem Unternehmen und rangiert daher in der Liste der Verlierer hinter Page.
Anders als die meisten großen US-Techfirmen hat Alphabet noch keine Massenentlassungen angekündigt. Dies deutet darauf hin, dass die Probleme weniger hausgemacht sind, sondern der Konzern eher unter der schlechten Stimmung in der Branche leidet.
Die Aufsteiger unter den Milliardären
1. Gautam Adani, Indien
2022 erlebten fossile Energien eine Renaissance. Davon hat Gautam Adani profitiert: Der reichste Mensch Indiens ist der größte Kohleproduzent und -händler des südasiatischen Landes.
Zu seinem Mischkonzern Adani Group gehören auch Rechenzentren, Zementhersteller, Medien und 75 Prozent des Flughafens von Mumbai.
2022 kletterte er auf Rang drei der reichsten Menschen der Welt, überholte Jeff Bezos, Warren Buffet und Bill Gates. Zuletzt warnte die Ratingagentur CreditSights aber, dass die Adani Group massiv überschuldet sei. Adanis Imperium steht auf wackeligen Füßen.
2. Jeff Yass, USA
Jeff Yass ist der Überflieger des Jahres 2022. In absoluten Zahlen liegt er beim Vermögenszuwachs zwar nur auf Platz zwei, prozentual betrachtet, übertrifft ihn jedoch niemand: Er verzeichnete ein Plus von rund 760 Prozent.
Zu seinem Geld kam der 66-jährige Yass mit der Wertpapierhandelsplattform Susquehanna International Group, die er schon 1987 aus der Taufe gehoben hatte.
Zu der Gruppe zählen inzwischen Beteiligungen an vielen weiteren Firmen, darunter auch ein 15-prozentiger Anteil an dem chinesischen Unternehmen ByteDance, dem das erfolgreiche soziale Netzwerk TikTok gehört.
3. Zhang Yiming, China
Facebook und Instagram sind unter den ganz jungen Menschen nicht mehr so angesagt, ihr soziales Netzwerk der Stunde ist TikTok. Eine Milliarde Nutzer hat der Dienst mittlerweile.
Dahinter steht der chinesische ByteDance-Konzern, und dessen Gründer ist Zhang Yiming. Mit dem Erfolg der Plattform wuchs sein Vermögen 2022 erneut um rund zehn Milliarden Dollar.
Weltweit ist er nun auf Rang 23 der reichsten Menschen. Allerdings droht schwereres Fahrwasser: In den USA gibt es Bestrebungen, TikTok zu verbieten, da die Daten, die die App sammelt, für Chinas Regierung frei zugänglich sind.
4. Rodolphe Saadé und Familie, Frankreich
Rodolphe Saadé wurde im Libanon geboren, doch er hat auch die französische Staatsbürgerschaft und lebt in Marseille. Sein Vater Jacques Saadé hatte das Transport- und Logistikunternehmen CMA gegründet, das 1999 mit dem Konkurrenten CGM verschmolzen und zu einer der größten Reedereien der Welt wurde.
Der Familie Saadé gehören heute 72,6 Prozent von CMA CGM, und Rodolphe agiert seit 2017 als Geschäftsführer des Konzerns.
Das Unternehmen profitierte 2022 von zeitweise extrem hohen Frachtraten und einer Wiederbelebung des Handels nach dem Einbruch während der Pandemie.
5. Alain und Gérard Wertheimer, Frankreich
Französische Milliardäre erlebten 2022 einen erstaunlichen Aufstieg. Luxusmarkeneigner Bernard Arnault wurde der reichste Mensch der Welt, und zwei andere Franzosen, die in derselben Branche tätig sind, verzeichneten den fünftgrößten Vermögenszuwachs: Alain und Gérard Wertheimer, die Eigentümer von Chanel.
Ihr Großvater hatte einst mit Coco Chanel das Unternehmen gegründet, und für die Erben entwickelte es sich zu einer Goldgrube.
Würde man das Vermögen der Brüder zusammenzählen, so kämen sie mit mehr als 85 Milliarden Dollar unter die Top 10 der reichsten Menschen der Welt.
„Alles auf Aktien“ ist der tägliche Börsen-Shot aus der WELT-Wirtschaftsredaktion. Jeden Morgen ab 5 Uhr mit den Finanzjournalisten von WELT. Für Börsen-Kenner und Einsteiger. Abonnieren Sie den Podcast bei Spotify, Apple Podcast, Amazon Music und Deezer. Oder direkt per RSS-Feed.
Source: welt.de