Inflation 1923: Milliarden für einen Schoppen Ebbelwei

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Als das Geld gewogen wurde: Banknoten waren während der Inflation vor 100 Jahren kaum mehr wert als das Papier, auf dem sie gedruckt waren. Bild: Picture Alliance

Überfälle auf Kartoffelfelder, Notspeisung im Volksbildungsheim: Verglichen mit der Hyperinflation vor 100 Jahren ist unsere derzeitige Geldentwertung ein laues Lüftchen.

Mehr als eine Million Mark hat am 13. September 1923 in Frankfurt ein Ei gekostet. Ein Leser des Stadt-Blatts der Frankfurter Zeitung kommentierte die rasante Inflation mit Galgenhumor. „Es ist zu befürchten, dass die Hühner jetzt den Größenwahn bekommen, wenn sie erfahren, dass die Eier, die sie legen, mit 1,2 Millionen Mark für das Stück bezahlt werden“, schrieb er der Redaktion. Damals hatte der Mann freilich noch nicht gewusst, dass der Preis eines Hühnereis in den folgenden Wochen bis zur Einführung der neuen Rentenmark vom 20. November an in noch schwindelerregendere Höhen schnellen würde.

Gegenüber der Hyperinflation von 1923 fühlt sich unsere derzeitige Inflation wie ein laues Lüftchen an. Ein Gradmesser für die damalige rasante Geldentwertung ist der Preis für das billigste Straßenbahn-Ticket in Frankfurt. Am 1. August jenes Jahres zahlte ein Fahrgast für einen Fahrschein bis zwei Kilometer die scheinbar gewaltige Summe von 8000 Mark. Die Inflation war also längst in Gang gekommen. Am 9. August musste man für ein einfaches Ticket bereits 15.000 Mark berappen, am 14. August schon 60.000. Danach ging es wie auf einer steilen Treppe nach oben: Am 24. August lag der Preis bei 100.000 Mark, am 9. September bei 500.000 und am 20. September bei vier Millionen. Wie die Schaffner bei derart hohen Summen den Überblick bewahren konnten, bleibt ein Rätsel.

Source: faz.net