Inflation steigt im Jahr 2022 auf 7,9 Prozent

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Die deutschen Verbraucherpreise sind 2022 wegen teurer Energie und Nahrungsmittel so stark gestiegen wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Sie erhöhten sich um durchschnittlich 7,9 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Ein größeres Plus hat es im wiedervereinigten Deutschland noch nicht gegeben. 2021 hatte die Inflation noch bei 3,1 Prozent gelegen. Für das laufende Jahr sagen die meisten Experten eine leichte Entspannung voraus. Das Institut für Weltwirtschaft (IfW) etwa rechnet mit einem Rückgang auf 5,4 Prozent.

Hoffnung auf ein Abflauen der starken Teuerung macht der unerwartet starke Rückgang der Inflation am Jahresende: Niedrigere Energiepreise und die staatliche Abschlagszahlung für Erdgas ließen die Verbraucherpreise im Dezember nur noch um 8,6 im Vergleich zum Vorjahresmonat steigen. Im November war die Teuerungsrate auf 10,0 Prozent gefallen, nachdem sie im Oktober mit 10,4 Prozent auf den höchsten Stand seit 1951 geklettert war. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten für Dezember nur mit einem Rückgang auf 9,1 Prozent gerechnet. Von November auf Dezember sanken die Preise um 0,8 Prozent.

Besonders stark verteuerte sich im Dezember erneut Energie als Folge des russischen Krieges gegen die Ukraine: Sie kostete durchschnittlich 24,4 Prozent mehr als im November 2021, nachdem es im November sogar plus 38,7 Prozent waren. Öl und in der Folge auch Benzin, Diesel und Heizöl kosteten zuletzt an den Weltmärkten deutlich weniger. Die Einmalzahlung zur Entlastung der privaten Haushalte für Erdgas und Fernwärme hatte dagegen nur einen leicht dämpfenden Effekt, da nicht alle von der Maßnahme profitieren. Nahrungsmittel verteuerten sich diesmal um 20,7 Prozent, Dienstleistungen um 3,9 Prozent.

Entwarnung geben Experten aber trotz der zuletzt nachlassenden Teuerung noch nicht. „Das Schlimmste bei der Inflation haben wir wohl überstanden”, kommentierte der Chefvolkswirt der Berenberg Bank, Holger Schmieding, die Entwicklung. „Aber so richtig durchatmen können wir noch nicht.” So habe sich im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen die sogenannte Kerninflation – bei der die Energie- und Lebensmittelpreise herausgerechnet werden – sogar beschleunigt, von 4,6 auf 4,9 Prozent. Das belege, dass mehr Unternehmen außerhalb des Energiesektors ihre hohen Strom-, Heiz- und Spritkosten auf die Verbraucher überwälzten.

Der Chefvolkswirt der Dekabank, Ulrich Kater, sprach von „erst mal nur einem Zwischentief“ im Dezember dank der Gaspreisbremse. „Im Januar wird es erstmal wieder nach oben gehen, bevor die Inflationsraten dann im Jahresverlauf langsam fallen werden“, sagte Kater. „Mehr und mehr geht es aber nicht mehr darum, ob die Inflationsrate überhaupt wieder sinkt, sondern wie stark sie zurückgeht. Bis wir wieder richtige Preisstabilität haben, wird es im besten Fall ein bis zwei Jahre dauern.“

Source: faz.net