Marktbericht: Die Börsenbullen sind los

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Marktbericht

Stand: 03.01.2023 13:02 Uhr

Aus anfänglich kleinen Gewinnen im DAX ist bis zum Mittag ein stattliches Plus geworden. In der Hoffnung auf eine sinkende Inflation und eine milde Rezession greifen Anleger heute beherzt zu.

Bei 14.240 Punkten pendelt sich das deutsche Börsenbarometer am Mittag ein, das entspricht einem Zuwachs von 1,3 Prozent. Damit setzt der DAX die gestrige Aufwärtsbewegung über die Marke von 14.000 Punkten mit Schwung fort.

Hoffnung auf sinkende Inflation

Investoren setzen auf einen spürbaren Rückgang der deutschen Inflation im Dezember, meint Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. “Der zuletzt deutliche Rückgang des Öl- und Gaspreises sollte sich positiv bemerkbar machen. Die Jahresrate wird nach einem dreimonatigen Ausflug auf zweistellige Werte bei neun Prozent erwartet.” Die vorläufigen Teuerungswerte für Deutschland im Dezember werden um 14 Uhr bekanntgegeben. In einzelnen Bundesländern ging die Inflation auf bis zu 8,1 Prozent zurück.

Weniger Arbeitslose als vor einem Jahr

Auch aktuelle Zahlen zum deutschen Arbeitsmarkt stimmen zuversichtlich. Im Jahresdurchschnitt lag die Zahl der Arbeitslosen nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit bei 2,418 Millionen. Das waren 195.000 Menschen weniger als im Vorjahr. Es sei ein äußerst schwieriges Jahr mit multiplen Belastungen wie Pandemie, Ukraine-Krieg, Inflation und Energie-Krise gewesen, so die Behördenchefin Andrea Nahles. Diese hätten auch Spuren hinterlassen, aber angesichts der vielen Herausforderungen seien diese moderat gewesen. “Wir haben auch hier gesehen, wie sich Wirtschaft und Arbeitsmarkt doch zunehmend entkoppeln.”

Asienbörsen schauen auf China

Die Vorgaben für die europäischen Börsen waren am Morgen eher gemischt. Die Wall Street war gestern feiertagsbedingt noch nicht geöffnet. Aus Asien kamen am frühen Morgen eher gemischte Signale. Sorgen um die rasche Ausbreitung des Coronavirus in China gehen hier um. Der japanische Nikkei-Index schloss unverändert bei 26.095 Punkten. Die Börse in Shanghai gewann knapp ein Prozent. Chinas Industrie schrumpft laut dem offiziellen Einkaufsmanagerindex weiterhin, jedoch weniger deutlich als befürchtet.

Euro mit deutlichem Rutsch

Die Aussicht auf sinkende Inflation in Deutschland und im Euroraum wirkt sich auch am Devisenmarkt aus. Der Euro rutschte am Vormittag um gut ein Prozent auf 1,0530 Dollar ab. Für Jochen Stanzl, Marktanalyst beim Brokers CMC Markets, jedoch nur ein kurzzeitiger Rücksetzer. “Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass es in diesem Jahr einen Monat geben wird, in dem die Fed die Zinsen nicht mehr anhebt, die EZB aber schon.” Schließlich habe die US-Notenbank viel früher die geldpolitischen Zügel angezogen.

Ölpreise wenig verändert

Am Rohstoffmarkt haben die Händler am Morgen in Asien und Europa ihre Geschäfte wieder aufgenommen. Ein Barrel der Nordseesorte Brent kostet derzeit 85,40 Dollar und in etwa auf dem gestrigen Niveau gehandelt.

Brenntag als DAX-Spitzenreiter

Aktien des Chemikalienhändlers Brenntag sind mit sechs Prozent Kurszuwachs der Spitzenwert im Leitindex. Anleger reagieren positiv auf die Nachricht, dass das Unternehmen den US-Rivalen Univar Solutions nun doch nicht übernehmen will. Brenntag hatte erst Ende November bestätigt, an einer Übernahme interessiert zu sein. Das Unternehmen habe “beschlossen, diese Gespräche nicht fortzuführen”, hieß es in einer gestern Abend verbreiteten Mitteilung. Aktionär Primestone Capital hatte sich nach dem Bekanntwerden öffentlich gegen die Pläne gestemmt.

Lufthansa im Branchenaufwind

Die Papiere der Lufthansa gehören mit zwei Prozent Kurszuwachs zu den größten Gewinnern im DAX. Auch Aktien europäischer Fluggesellschaften wie der britisch-spanischen Airline IAG und von Air France-KLM gewinnen deutlich. Die Citigroup bekräftigte die Kaufempfehlungen für diese drei Airlines. Die Wiederaufnahme des Flugverkehrs auf asiatischen und transatlantischen Routen stärke die Preissetzungsmacht der Anbieter, wovon die großen europäischen Fluggesellschaften 2023 profitieren dürften.

Immobilienaktien weiter erholt

Immobilientitel setzen ihre Kursstabilisierung vom Jahresende 2022 fort. Im DAX steigt Vonovia um zwei Prozent. Auf Platz zwei im MDAX stiegen TAG Immobilien sogar um fünf Prozent. Auch LEG Immobilien und Aroundtown legen zu. Nach der ausgeprägten Kursschwäche des Sektors im vergangenen Jahren könnten Anleger die deutlich niedrigen Kurse zum Einstieg nutzen. Vonovia waren 2022 mit einem Einbruch um rund die Hälfte der größte Verlierer im DAX.

Fresenius belobigt, FMC verliert

Im DAX stehen auch die Aktien von Fresenius und der Tochter FMC im Fokus, deren Aktien unterschiedlich auf einen Analystenkommentar reagieren. Ein positiver Analystenkommentar gibt Fresenius Auftrieb. Die Experten der Investmentbank Jefferies stuften die Titel auf “Buy” hoch und hoben das Kursziel auf 35 von 24 Euro an. Die Papiere von Fresenius Medical Care (FMC) setzten sie dagegen auf “Underperform” von “Hold” herab und kürzten das Kursziel auf 22 von 29 Euro. Die Aktie des Dialyse-Spezialisten verliert daher rund zwei Prozent.

MorphoSys-Aktie unter Durck

Im TecDAX büßt die Aktie des Biotech-Unternehmens MorphoSys rund vier Prozent ein, nachdem die US-Bank JPMorgan sie in einem Branchenausblick auf das neue Jahr von “Neutral” auf “Underweight” abgestuft hat. Analyst Richard Vosser verweist auf beträchtliche Prognosekürzungen für das Medikament Monjuvi sowie auf die fehlende Pipeline für 2023. Er setzte die Papiere auf “negative Catalyst Watch”, rechnet also mit einem baldigen negativen Ereignis.

Tesla liefert weniger aus als erwartet

Der weltgrößte E-Auto-Bauer hat im vierten Quartal trotz eines Auslieferungsrekords die Erwartungen der Analysten verfehlt. Das US-Unternehmen übergab nach eigenen Angaben vom Montag im Berichtszeitraum 405.278 Autos an seine Kunden. Experten hatten nach Refinitiv-Daten im Durchschnitt allerdings mit 431.117 Fahrzeugen gerechnet. Ausgebremst wurde Tesla durch anhaltende Logistikprobleme sowie eine sinkende Fahrzeugnachfrage im Zuge von steigenden Leitzinsen und Rezessionsängsten.

Source: tagesschau.de