NHS: Britisches Gesundheitssystem in der Krise: Bis zu 500 Tote pro Woche wegen katastrophaler Versorgung

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NHS Britisches Gesundheitssystem in der Krise: Bis zu 500 Tote pro Woche wegen katastrophaler Versorgung

Krankenwagen parken vor der Waterloo Ambulanzstation

Krankenwagen parken vor der Waterloo Ambulanzstation in London. Zuletzt gab es auch Streiks von Beschäftigten im Gesundheitswesen, unter anderem des Pflegepersonals und der Rettungsdienste

© Kirsty O’connor / PA Wire / DPA

Die Überlastung in der britischen Notfallmedizin kostet Leben: Zwischen 300 und 500 Menschen sterben nach Schätzungen von Ärzten inzwischen pro Woche. Ein Ende der Krise ist nicht in Sicht.

In Großbritannien sterben nach Schätzungen von Verbänden 300 bis 500 Menschen pro Woche, weil sie bei Notfällen nicht rechtzeitig oder nicht angemessen versorgt werden. Der Vizepräsident des Royal College of Emergency Medicine, Ian Higginson, bekräftigte die am Wochenende bekannt gewordenen Zahlen am Montag im BBC-Fernsehen. Er wies die Vermutung zurück, dass es sich um vorübergehende Schwierigkeiten handle: “Wenn man vor Ort ist, weiß man, dass es sich um ein langfristiges Problem handelt, nicht nur um ein kurzfristiges”.

Demnach dauerte es in der vergangenen Woche bei einem von fünf Patienten, die in England von einem Krankenwagen abgeholt wurden, länger als eine Stunde, bis sie in die Notaufnahme gebracht wurden. Zehntausende Patienten mussten mehr als zwölf Stunden warten, bis sie in der Notaufnahme versorgt wurden. Alleine im November mussten laut NHS knapp 38.000 Menschen mehr als zwölf Stunden in der Notaufnahme ausharren, bevor sie auf eine Krankenhausstation verlegt wurden – dreieinhalb mal so viele wie noch im Vorjahr. 

Pflegekräfteverband: Menschen sterben wegen politischer Entscheidung 

Die British Medical Association, ein Verband der Pflegekräfte, schloss sich den alarmierenden Erklärungen am Montag an. “Es stimmt nicht, dass das Land nicht die Mittel hat, um diesen Schlamassel zu beheben”, erklärte ihr Vorsitzender Phil Banfield. “Es ist eine politische Entscheidung und Patienten sterben unnötigerweise aufgrund dieser Entscheidung.” Banfield bezeichnete die derzeitige Lage als “unhaltbar” und forderte ein “sofortiges” Handeln der Regierung.

Die britische Regierung macht die Folgen der Corona-Pandemie und die Grippewelle für die aktuelle Situation verantwortlich und versichert, mehr für Krankenhäuser tun zu wollen. In seinen Neujahrsgrüßen nannte Premierminister Rishi Sunak das staatliche Gesundheitssystem NHS eine seiner Prioritäten.

Konservative Regierung lehnt Lohnerhöhung trotz Inflation ab

Die Krise des britischen Gesundheitssystems NHS, der hauptsächlich durch Steuergelder finanziert wird, ist ein Dauerthema in Großbritannien. Der kostenlose NHS leidet seit mehr als zehn Jahren unter harten Sparmaßnahmen. Im Winter wird sie meist noch verschärft durch Erkältungskrankheiten und Streiks. In diesem Jahr gibt es überdurchschnittlich viele Influenza-Fälle, die im Krankenhaus behandelt werden müssen. Auch die Zahl der Corona-Patienten in Kliniken steigt derzeit wieder stark an.

Zuletzt gab es mehrere Streiks von Beschäftigten im Gesundheitswesen, unter anderem des Pflegepersonals und der Rettungsdienste. Sie wollten den Druck auf die Regierung erhöhen, um die Löhne zu erhöhen und die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Die konservative Regierung lehnt Lohnerhöhungen trotz der Rekordinflation von mehr als zehn Prozent ab. 

Grund für die Schwierigkeiten ist neben Unterfinanzierung auch der Personalmangel, der unter anderem durch den Brexit noch verschärft wurde. Nach Angaben der Organisation NHS Poviders gibt es im britischen Gesundheitswesen 133.000 offene Stellen.

yks AFP DPA

Source: stern.de