Zum 80. Geburtstag des Komponisten Heinz Karl Gruber: Musik mit schwarzem Humor

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Er ist zweifellos ein Wiener Original. Wer immer Gelegenheit hat, Gespräche oder Interviews mit Heinz Karl Gruber zu führen, wird durch eine Fülle bizarrer Anekdoten überrascht, die der am 3. Januar 1943 geborene Musiker mit wortgewandtem Sprachwitz zum Besten gibt. Dieser schöpferische Ideenreichtum dürfte ihn wohl auch dazu beflügelt haben, sein musikalisches Talent in verschiedensten Bereichen zu entfalten: als Komponist, Dirigent, Chansonnier und Kontrabassist.

Letzteres ist fast in Vergessenheit geraten, obwohl Gruber, der 1957 bis 1963 an der damaligen Wiener Musikhochschule ausgebildet wurde, bis 1997 als Stimmführer der Kontrabassisten im ORF Radio-Symphonieorchester Wien spielte.

Spätestens seit seinem 1976/1977 entstandenen „Frankenstein!!“ für Bariton-Chansonnier und Orchester trat in den Hintergrund, dass Heinz Karl Gruber auch einen Brotberuf ausgeübt hatte. Denn mit diesem ironisch-schwarzen „Pan-Dämonium“ auf Gedichte von H. C. Artmann, das ähnlich tief in die österreichische Seele blicken lässt wie der legendäre „Herr Karl“ von Helmut Qualtinger und Carl Merz, betrat Gruber auch international als Komponist die Konzertpodien.

Schon zuvor hatte er in Österreich mit „Drei MOB Stücken“ für Ensemble (1968/1977) oder der satirischen „Reportage aus Gomorra“ (1975/1976) Aufsehen erregt, zumal diese unverhohlen auf Elemente aus der Volks- und Unterhaltungsmusik zurückgreifenden Werke so gar nicht in die strenge Tradition der Wiener Avantgarde passen wollten.

Womit „Nali“ Gruber, wie er in Wien genannt wird, in einer Reihe mit musikhistorisch schwer einzuordnenden österreichischen Komponisten steht, zu denen auch Kurt Schwertsik, Gerhard Rühm oder Otto M. Zykan zu zählen sind. Sie alle verbindet ein humorvoller Zugang zur Musik, deren Ironie sogar dann spürbar ist, wenn keine Texte verwendet werden.

Er ist selbst ein unnachahmlicher Chansonnier

Grubers bissigste Werke basieren dennoch auf dem Gesang. Zumal dann, wenn er selbst als unnachahmlicher Chansonnier in Erscheinung tritt, wie in seinem „Frankenstein!!“. Mit seinem typisch wienerischen Charme und bärbeißigem Ingrimm überzeugte er sogar die österreichische Komponistenlegende Friedrich Cerha, der ihm seine „Keintate“ (1980/1982) und „Eine Art Chansons“ (1985/1987) gleichsam in die Kehle schrieb.

Doch nicht nur Zeitgenössisches steht in Grubers vokalem Fokus, sondern auch Lieder älterer, ähnlich ausgerichteter Komponisten wie Hanns Eisler oder Kurt Weill. Für Werke des Letzteren, wie etwa „Die Dreigroschenoper“ (1999 mit dem Ensemble Modern), setzt sich Gruber auch als Dirigent mit viel Elan ein. Von Weills Bühnenwerken inspiriert sind auch die Opern des Wiener Komponisten. Internationale Beachtung fanden vor allem die Kammeroper „Gloria von Jaxtberg“ (1992/1994) und die Horváth-Vertonung „Geschichten aus dem Wiener Wald“ (2014).

In beiden Opern manifestiert sich der gesellschaftskritische Geist von Heinz Karl Gruber, der noch in schrägen Schnaderhüpfeln oder verqueren Märschen aufblitzt. Möge der originelle Wiener Künstler auch nach seinem 80. Geburtstag noch viele scharfzüngige Stücke schreiben.

Source: faz.net