Bundesregierung liefert Ukraine „Marder“-Panzer und Patriot-System
Deutschland liefert der Ukraine „Marder“-Schützenpanzer und ein Patriot-Raketenabwehrsystem. Die USA werden der Regierung in Kiew zudem leichte Schützenpanzer vom Typ „Bradley“ und wie angedacht Patriot-Systeme liefern. Das vereinbarten Bundeskanzler Olaf Scholz und US-Präsident Joe Biden am Donnerstagabend in einem Telefonat.
„Präsident Biden und Bundeskanzler Scholz bekundeten ihre gemeinsame Entschlossenheit, der Ukraine so lange wie nötig die erforderliche finanzielle, humanitäre, militärische und diplomatische Unterstützung zu gewähren“, heißt es in einer Stellungnahme der Bundesregierung. Beide Regierungen wollen sich zudem um die Ausbildung ukrainischer Soldaten an den jeweiligen Waffensystemen kümmern.
Ob die Marder aus Beständen der Bundeswehr oder der Rüstungsindustrie bezogen werden, ist noch nicht bekannt. In der Bundeswehr geht man nach WELT-Informationen davon aus, dass Deutschland 40 bis 50 Marder an die Ukraine liefern wird. Wenn es um die schnelle Lieferung funktionierender Systeme gehe, sei das nur aus den Streitkräftebeständen möglich. Eine endgültige Entscheidung sei aber noch nicht getroffen, hieß es.
Der Rüstungskonzern Rheinmetall hatte im vorigen Jahre von 100 alten Mardern im Bestand gesprochen, die allerdings aufgearbeitet werden müssen. 40 davon werden im Rahmen eines Ringtausches zugunsten der Ukraine an Griechenland geliefert. Athen gibt dafür sowjetische BMP-1-Modelle ab.
Der Marder wurde bereits im Kalten Krieg konzipiert, ist aber noch immer bei der Bundeswehr im Einsatz. Zuletzt wurde seine Rolle sogar aufgewertet, weil Exemplare des Nachfolgemodells „Puma“ mit Pannen ausfielen. Der Marder gilt nicht als Kampfpanzer, kann mit seiner Maschinenkanone und mit Panzerabwehrraketen ausgestattet aber gegnerische Infanterie, Kampfpanzer und gepanzerte Fahrzeuge bekämpfen.
Die deutsch-amerikanische Vereinbarung ist das Ergebnis von Abstimmungen, die seit dem 10. Dezember zwischen beiden Regierungen laufen. Insidern zufolge wird Washington etwa 50 Bradley-Schützenpanzer liefern. Das Paket solle am Freitag vorgestellt werden, erklären zwei US-Regierungsvertreter.
Am Mittwoch hatte Frankreich bekannt gegeben, Spähpanzer vom Typ AMX-10 RC an die Ukraine liefern zu wollen. Darauf änderte auch die SPD ihre Haltung zur Lieferung von Panzern. Grüne und FDP hatten deren Bereitstellung schon länger gefordert.
Deutschland folgt USA bei Lieferung von Patriot-Raketen
In dem Telefonat bekräftigten Scholz und Biden auch, die Ukraine angesichts der fortgesetzten Raketen- und Drohnenangriffe auf die kritische Infrastruktur weiter bei der Luftverteidigung zu unterstützen. Ende Dezember hatten die Vereinigten Staaten angekündigt, der Ukraine das Flugabwehrsystem Patriot zu liefern. Nun folgt Deutschland diesem Schritt und liefert eine weitere Einheit des Systems, das aus einer Abschussrampe, einem Radarmodul und einer Steuerungseinheit besteht, die auf je einen Lkw montiert sind.
Deutschland hatte dem Nato-Partner Polen Patriot-Systeme zugesagt, die dann auch von deutschen Soldaten betrieben werden. Bei der Lieferung des Systems an die Ukraine wird dies nicht der Fall sein. Die Nato hat keine Soldaten in die Ukraine entsandt und will keine Kriegspartei werden. Deshalb dürfte die Ausbildung auch an den Mardern und dem Patriot-System in Deutschland oder einem Nato-Land stattfinden.
Vizekanzler Robert Habeck hatte am Mittag gesagt, dass eine Entscheidung „zeitnah“ bevorstehe, auch Außenministerin Annalena Baerbock hatte eine Wende angedeutet. „Wir haben seit Kriegsbeginn unsere Unterstützung im Zusammenspiel mit unseren Partnern immer stärker ausgeweitet. Es ist folgerichtig, dass wir auch diesen Schritt gehen“, erklärte Habeck nach der Entscheidung. „Die Ukraine hat das Recht, sich selbst gegen den russischen Angriff zu verteidigen, und wir haben die Pflicht, ihr dabei zu helfen.“
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Source: welt.de