Lützerath: Abrisse und Baumfällungen, Aktivisten in Tunneln
Bei der Räumung des rheinischen Braunkohleorts Lützerath sind am zweiten Tag die symbolträchtigen Häuser der einstigen Bewohner weiter in den Fokus gerückt. Bislang haben Bagger nur Holzhütten und Barrikaden der Aktivisten zerstört. Die Häuser von Lützerath wurden aber noch nicht abgerissen. Einsatzkräfte haben damit begonnen, in die Gebäude zu gehen und die Besetzer herauszutragen.
Der Energiekonzern RWE, dem Lützerath inzwischen gehört und der die Braunkohle unter dem Ort für die Stromerzeugung gewinnen will, baute einen massiven Zaun rund um den kompletten Ort. So sollte die Anreise weiterer Demonstranten verhindert werden. Trotzdem machte sich vom Nachbarort Keyenberg aus ein Demonstrationszug auf den Weg nach Lützerath. Die Polizei sprach von etwa 800 Teilnehmern. Einige Demonstranten wurden von der Polizei gestoppt und eingekreist, darunter Klima-Aktivistin Luisa Neubauer und Greenpeace-Vorstand Martin Kaiser.
Am Morgen mussten die Besetzer bereits den symbolträchtigen Duisserner Hof aufgeben. Das Gebäude war zu einem bildstarken Symbol des Widerstands gegen den Braunkohle-Tagebau Garzweiler geworden: Der Besitzer hatte sich bis zuletzt gegen die Enteignung gewehrt und war als “letzter Bauer von Lützerath” bekannt geworden. Auch in einem zweiten Gebäude, dem sogenannten Paulahof mit einer aufgemalten Regenbogen-Flagge auf der Fassade, begann die Räumung.
Die Besetzer ließen sich meist ohne große Gegenwehr wegtragen. Dabei waren vereinzelt Feuerwerkskörper und Steine in Richtung der Beamten geworfen worden, wie Reporter der Nachrichtenagentur dpa berichteten. Nach Angaben der Polizei ist eine Polizistin durch einen Feuerwerkskörper leicht verletzt worden. Die Beamtin sei am Bein getroffen worden, hätte aber im Einsatz bleiben können, sagte ein Sprecher.
Räumung laut Polizei fast abgeschlossen
Im nur wenige Kilometer von Lützerath entfernten Kreyenberg protestierten mehrere hundert Demonstranten gegen die Räumung der Ortschaft. Teile des Protestzugs entfernten sich laut Polizei von der vereinbarten Streck und liefen in Richtung der nahen Tagebaukante. Der Energiekonzern RWE warnte auf Twitter vor Betreten des Geländes. “Es kann dort jederzeit zu Abbrüchen und Rutschungen kommen.”
Derweil ist die Räumung nach Angaben von Aachens Polizeipräsident Dirk Weinspach weit fortgeschritten. “Die Räumung der überirdischen Strukturen ist weitgehend abgeschlossen”, sagte er am Abend im WDR. “Wir haben fast alle Häuser geräumt, bis auf eins. Es ist die Wiese geräumt, ein Großteil der Baumhäuser ist geräumt. Insofern bleibt gar nicht mehr so viel über”, sagte er.
Wie lange der Einsatz nun noch dauern werde, könne man trotzdem nicht sagen. Verzögert werden könnte die Räumung durch unterirdische Gänge, die entdeckt wurden. Dort halten sich nach Erkenntnissen der Polizei noch Aktivisten auf. “Wie lange jetzt die Räumung aus den unterirdischen Bodenstrukturen dauern wird, das ist nicht abzusehen. Da wird es auch darauf ankommen, ganz vorsichtig vorzugehen und keine Risiken einzugehen”, sagte der Polizeipräsident.