Marktbericht: Aktien bleiben gefragt

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Marktbericht

Stand: 12.01.2023 18:12 Uhr

Eine rückläufige US-Inflation hat bei den Anlegern heute für viel Erleichterung gesorgt und den DAX weiter angeschoben. Der deutsche Leitindex überwand dabei die Marke von 15.000 Punkten.

Der DAX hat seine Jahresanfangsrally heute fortgesetzt und dabei die Marke von 15.000 Punkten überwunden. Seit Jahresbeginn hat der deutsche Leitindex damit über 1100 Punkte oder rund 8,1 Prozent zugelegt. Nach einem ereignisreichen Tag ging der Index heute bei 15.058 Punkten aus dem Handel, ein Tagesgewinne von 0,74 Prozent. Er pendelte dabei zwischen 14.934 und 15.095 Punkten.

Noch besser als beim DAX läuft es derzeit beim industrie- und exportlastigen MDAX, dem Index der mittelgroßen Werte. Dieser legte heute weitere 1,08 Prozent zu auf 28.076 Punkte. Die Entwicklung seit Jahresbeginn liegt damit bei einem bemerkenswerten Zuwachs von rund 11,8 Prozent.

Hintergrund der starken Kursgewinne sind nachlassende Inflationsängste und damit die sinkende Furcht der Anleger vor weiteren deutlichen Zinserhöhungen. Investoren setzen darauf, dass die US-Notenbank Fed im neuen Börsenjahr ihr Tempo bei Zinserhöhungen drosseln wird. Aktuell rechnen 79 Prozent der Marktteilnehmer für die nächste Fed-Sitzung am 1. Februar nur noch mit einem kleinen Zinsschritt von 0,25 Prozentpunkten. Diese Erwartungen wurden durch neue US-Inflationsdaten heute bestätigt.

US-Inflation auf dem Rückzug

Die US-Verbraucherpreise stiegen im Dezember gegenüber dem Vorjahresmonat um 6,5 Prozent, wie das Arbeitsministerium heute mitteilte. Im November hatte die Rate bei 7,1 Prozent gelegen. Experten hatten diese Entwicklung im Schnitt erwartet. Es ist der sechste Rückgang der Inflationsrate in Folge. Die Kerninflation – ohne die schwankungsanfälligen Energie- und Lebensmittelpreise – fiel von sechs auf 5,7 Prozent. Auch dies war erwartet worden.

“Der Druck entweicht aus dem Inflationskessel”, schrieb Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank. Die Inflationsrate sehe nun weniger bedrohlich aus als dies noch vergangenen Sommer der Fall gewesen sei. Der Einfluss von Öl, Gas und Strom auf die Inflationsrate sinke.

Gewinnmitnahmen an der Wall Street

Nach Veröffentlichung der seit Tagen mit Spannung erwarteten Inflationszahlen haben die US-Börsen zunächst den Rückzug angetreten. Aktuell erholen sich die Indizes aber wieder. Der Leitindex Dow Jones gewinnt rund 0,4 Prozent, die Nasdaq ist mittlerweile leicht ins Plus gedreht.

“Die ambitionierten Markterwartungen haben sich erfüllt. Die US-Inflationsrate ist im Dezember auf den niedrigsten Stand seit mehr als einem Jahr gefallen”, schrieb Analyst Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Das sei erfreulich, aber so eben auch erwartet worden und mithin in den Kursen bereits eingepreist. Altmann erklärte die erste Kursreaktion folglich mit Gewinnmitnahmen der Anleger.

Die Richtung stimmt

Obwohl Notenbanker zuletzt immer wieder deutlich gemacht haben, dass die Zinserhöhungen weiter gehen werden, stimmt aber die Richtung, und das ist derzeit an der Börse das Entscheidende.

“Der Rückgang der Inflationsrate war keine Eintagsfliege und wird voranschreiten. Im Juni könnte erstmals seit mehr als zwei Jahren wieder die Zwei vor dem Komma auftauchen. Die Richtung stimmt, aber noch ist der Inflationsdruck zu hoch, um die Fed zu beruhigen. Die Fed wird weiter an der Zinsschraube drehen, muss aber langsam achtgeben, diese nicht zu überdrehen.”

Berichtssaison rückt wieder in den Fokus

Jenseits von Inflationsdaten und Zinserwartungen dürften in den kommenden Tagen an der Wall Street auch die Unternehmen wieder verstärkt in den Fokus rücken. Morgen startet die US-Berichtssaison mit den Großbanken Bank of America, Citigroup, JP Morgan und Wells Fargo. “Und die Berichtssaison hat das Potenzial, über die Börsenrichtung der kommenden Wochen zu entscheiden”, betont Experte Thomas Altmann.

Die Erwartungen an die Geldhäuser sind dabei hoch. Sie profitieren im Tagesgeschäft von höheren Zinsen, denn die wichtige Zinsspanne steigt. Schon im Vorquartal hatten die großen US-Banken solide berichtet. Spannend wird nun sein, wie hoch die Rückstellungen für ausgefallene Kredite ausfallen werden, denn trotz hoher Inflation sind die US-Verbraucher bisher weiter in Kauflaune.

Auch hierzulande sind Bankaktien zuletzt wieder en vogue gewesen, auch wenn nicht so viele Papiere auf dem Kurszettel der Börse stehen. Im MDAX stehen Commerzbank-Papiere auf einem zwölf-Monats-Hoch und auch im DAX hat sich Platzhirsch Deutsche Bank zuletzt gut entwickelt. Beide Aktien legten auch heute zu.

Euro setzt seinen Aufwärtstrend fort

Die nachlassenden US-Zinsängste kommen derweil weiter dem Euro zugute, der am Nachmittag über die Marke von 1,08 Dollar sprang und aktuell knapp darunter bei 1,0797 Dollar handelt. Damit steht der Euro-Kurs so hoch wie seit dem vergangenen April nicht mehr. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0772 (Mittwoch: 1,0747) Dollar fest.

Nachdem der Euro im September bei 0,95 Dollar noch unter die Parität zum Greenback gerutscht war, hat er sich in einer V-förmigen Chartformation wieder erholt. Vor einem Jahr wurde der Euro bei gut 1,14 Dollar allerdings noch deutlich höher gehandelt.

Schwacher Dollar stützt den Goldpreis

Die Feinunze Gold wird mit 1892 Dollar 0,8 Prozent höher gehandelt – es ist der höchste Stand seit gut sechs Monaten. Marktbeobachter erklären den aktuellen Preisanstieg mit einer Kursschwäche des Dollar, nachdem am Markt verstärkt auf moderatere Zinserhöhungen durch die US-Notenbank Fed spekuliert wurde. In Euro gerechnet kostete eine Feinunze Gold am Donnerstag 1750 Euro.

“Insgesamt setzt sich am Markt die Meinung durch, dass die Inflation ihren Höhepunkt gesehen hat und die Zeit der aggressiven Zinsschritte in den USA zu Ende geht”, kommentierte Edelmetallhändler Alexander Zumpfe vom Handelshaus Heraeus.

Ölpreise ziehen weiter an

Die gestiegene Risikobereitschaft der Anleger wirkt sich derweil auch auf den Ölmarkt aus. Die Ölpreise können ihre Aufschläge weiter ausbauen. Am späten Nachmittag kostet ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 2,1 Prozent mehr, die US-Leichtölsorte WTI legt gut 1,7 Prozent zu.

Google Maps bald im Porsche-Cockpit?

Porsche erwägt offenbar eine tiefergehende Zusammenarbeit mit dem US-Technologiekonzern Google. “Porsche denkt darüber nach, beim Infotainment-System einen eigenen Weg zu gehen und Google komplett zu integrieren”, sagte ein Insider der Nachrichtenagentur Reuters. Zuvor hatte das “Manager Magazin” berichtet, Porsche denke darüber nach, Google-Apps in die Cockpits seiner Fahrzeuge zu lassen – allen voran das Navigationssystem Google Maps.

Lieferprobleme drücken Verkäufe im VW-Konzern

Der Volkswagen-Konzern hat im abgelaufenen Jahr wegen der Lieferschwierigkeiten bei Autoelektronik und entsprechender Produktionsprobleme insgesamt deutlich weniger Fahrzeuge verkauft. Die weltweiten Auslieferungen sanken 2022 im Vergleich zum Vorjahr um sieben Prozent auf knapp 8,26 Millionen Stück. Gleichzeitig verbesserte sich der Absatz von Elektromodellen mit einem Plus von gut 26 Prozent stark.

Daimler Truck verkauft mehr Fahrzeuge

Der Lkw- und Bushersteller Daimler Truck hat im vergangenen Jahr seine Verkaufszahlen gesteigert. Der Absatz weltweit wuchs um mehr als 14 Prozent auf rund 520.300 Fahrzeuge. Weitere Details zum Geschäftsjahr 2022 will der Konzern im März vorstellen.

Infineon sichert sich Siliziumkarbid von Resonac

Der Münchner Halbleiterhersteller Infineon sichert sich Siliziumkarbid von der japanischen Resonac. Die beiden Unternehmen hätten einen neuen, mehrjährigen Liefervertrag abgeschlossen, der eine Vereinbarung aus dem Jahr 2021 ergänze und erweitere, teilte Infineon heute mit. Infineon strebt bis Ende des Jahrzehnts einen Marktanteil von 30 Prozent bei Siliziumkarbid-Halbleitern an.

Rational an der MDAX-Spitze

Beim bayerischen Großküchenausrüster Rational brummt das Geschäft. Das Unternehmen aus Landsberg am Lech hat 2022 zum ersten Mal einen Milliardenumsatz erwirtschaftet, nachdem sich die Zurückhaltung der Gastronomie in der Corona-Krise und der Auftragsstau wegen fehlender Elektronik-Bauteile aufgelöst haben. Rational baute den Umsatz nach Angaben vom Donnerstag um 31 Prozent auf 1,02 Milliarden Euro aus und übertraf damit die jüngsten Prognosen eines Zuwachses von 23 bis 28 Prozent. Auch Währungseffekte und Preiserhöhungen hätten den Umsatz angeschoben, erklärte Rational.

Besonders gut lief es im vierten Quartal, wo der Umsatz um 50 Prozent auf 290 Millionen Euro zulegte. Der Umsatz im Gesamtgeschäftsjahr 2022 stieg um 31 Prozent auf 1,02 Milliarden Euro, das operative Ergebnis (Ebit) auf rund 235 Millionen Euro nach 160 Millionen im Vorjahr. Die Ebit-Marge lag mir 23 Prozent oberhalb der Prognosebandbreite der Analysten. Im Gesamtjahr lief es vor allem in Nord- und Südamerika glänzend. Der Umsatz stieg dort um 60 Prozent. In Asien trat Rational wegen des langen Lockdowns in China dagegen auf der Stelle.

Die Anleger waren begeistert, Rational-Aktien sprangen kurzzeitig an die MDAX-Spitze und legten am Ende 4,95 Prozent zu auf 636 Euro. Das war der höchste Stand seit August des Vorjahres.

Eurowings-Chef erwartet deutlich höhere Ticket-Preise

Die Lufthansa-Tochter Eurowings rechnet angesichts höherer Kosten etwa für Treibstoff auch in diesem Jahr mit einem deutlichen Anstieg der Ticketpreise. Im Schnitt halte er Preissteigerungen von 10 bis 20 Prozent für realistisch, sagte Eurowings-Chef Jens Bischof heute in einer Videokonferenz. Je nach Angebot und Nachfrage könnten die Steigerungen auf einzelnen Strecken jedoch auch anders ausfallen. Von der derzeitigen Ticketnachfrage sieht sich der Manager in seinen Plänen bestätigt.

Südzucker wächst rasant

Europas größter Zuckerkonzern Südzucker hat trotz gestiegener Kosten in den ersten neun Monaten des im Februar endenden Bilanzjahres 2022/23 einen Wachstumssprung geschafft. Der Umsatz schnellte um mehr als ein Viertel auf 7,1 Milliarden Euro. Das Konzernergebnis hat sich auf 536 Millionen Euro mehr als verdoppelt. Der Vorstand bekräftigte seine bereits angehobenen Jahresziele.

KPMG will Adler-Bilanz 2022 nicht prüfen

Der angeschlagene Immobilien-Investor Adler muss weiter um die Prüfung seiner Bilanzen für das abgelaufene Jahr bangen. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG habe mitgeteilt, dass sie die Bestellung zum Abschlussprüfer für die deutsche Tochter Adler Real Estate nicht annehmen werde, teilten die luxemburgische Muttergesellschaft Adler Group und Adler Real Estate mit.

Neues vom Morphosys-Hoffnungsträger bei Knochenmarkkrebs

Das Biotechnologieunternehmen Morphosys hat vielversprechende Zwischenergebnisse zum aktuell wichtigsten Hoffnungsträger Pelabresib bei Myelofibrose vorgestellt. Der seltene Knochenmarkkrebs ist schwer behandelbar. Ein Durchbruch auf diesem Gebiet wäre daher auch wirtschaftlich ein Erfolg.

OMV rechnet mit Übergewinnsteuer von 150 Millionen Euro

Der Wiener Ölkonzern OMV rechnet infolge der gesetzlich beschlossenen Abschöpfung von Zufallsgewinnen in Österreich mit einer Zahlung von rund 150 Millionen Euro für das abgelaufenen Geschäftsjahr. Diese Einschätzung basiere auf den vorläufigen Finanzkennzahlen und werde erst 2023 cash-wirksam, teilte das teilstaatliche Unternehmen heute mit.

Airlines rechnen nach US-Flug-Stopp mit normalem Betrieb

Nach dem 90-minütigen Stopp des kompletten Flugverkehrs in den USA zur Wochenmitte rechnen die Fluggesellschaften mit einer Rückkehr zum Normalbetrieb. Große US-Airlines wie Delta Airlines, United Airlines und Southwest Airlines teilten mit, sie erwarteten für heute wieder einen normal laufenden Flugverkehr.

American Airlines überrascht positiv

Für die US-Fluggesellschaft American Airlines ist der Jahresendspurt 2022 deutlich besser gelaufen als gedacht. Im vierten Quartal dürfte dank überraschend hoher Erlöse mehr Gewinn übrig geblieben sein als im Oktober erwartet, teilte das Unternehmen heute in Fort Worth im US-Bundesstaat Texas mit. Am Finanzmarkt kommen die Nachrichten gut an, die Aktie des Lufthansa-Konkurrenten legt deutlich zu.

Apple arbeitet offenbar an Macs mit Touchscreen

Apple könnte laut Kreisen in einer Abkehr von der bisherigen Strategie Mac-Computer mit einem Touchscreen auf den Markt bringen. Der Konzern peile in Überlegungen das Jahr 2025 dafür an, schrieb der Finanzdienst Bloomberg unter Berufung auf Insider. Zugleich sei bisher keine endgültige Entscheidung dazu getroffen worden und die Pläne könnten noch gekippt werden.

Source: tagesschau.de