Aldis neue Turbo-Kassen – wie die schnellsten Kassierer jetzt noch schneller sind

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Aldi Süd verändert seine Kassenzone. In Ergänzung zu den bestehenden Systemen richtet der Discounter künftig mindestens eine Doppelkasse ein und stellt zudem Self-Checkout-Terminals auf. „Dadurch gestaltet sich der Einkauf effizienter und angenehmer“, heißt es in der entsprechenden Ankündigung des Unternehmens.

Die geplanten Doppelkassen sind länger als die bisherigen und haben an ihrem Ende einen doppelten Warenschacht mit zwei Auslagen und dazu zwei EC-Karten-Terminals sowie zwei Bon-Drucker. Damit können die Kassierer noch während des Bezahlvorgangs eines Kunden bereits mit dem Erfassen der Ware des nächsten Kunden in der Warteschlange beginnen und ihn gegebenenfalls sogar parallel bezahlen lassen. „Damit bleibt mehr Zeit zum Einpacken der Ware“, wirbt Aldi in der entsprechenden Mitteilung.

Der Discounter schafft damit ein Novum im deutschen Handel. „Eine zweigeteilte Schütte gibt es auch bei anderen Händlern. Dass an einer Kasse parallel bezahlt werden kann, ist dagegen neu“, sagt Cetin Acar, der Projektleiter des Forschungsbereichs IT beim EHI Retail Institut aus Köln.

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Der Experte bewertet diese aus seiner Sicht „große Umstellung“ als eine Reaktion auf den Trend zu vermehrter Kartenzahlung und gleichzeitig der zunehmenden Rolle von Discountern als Nahversorger in großen Städten, bei denen häufiger eingekauft wird und dafür kleinere Mengen auf dem Kassenband landen. „Dafür wollen die Kunden nicht lange anstehen“, erklärt Acar.

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Als zusätzliche Alternative bietet Aldi Süd daher Selbstbedienungskassen. „Kunden können so die Kasse ansteuern, die für ihren Einkauf am sinnvollsten ist“, sagt André Giesen, der sogenannte Direktor National Store Operations beim Discounter mit Sitz in Mülheim/Ruhr. „In Filialen, die zum Beispiel im Umkreis von Schulen oder Bürogebäuden liegen, werden viele kleine Einkäufe getätigt. Hier eignen sich Self-Checkout-Kassen hervorragend, um mögliche Schlangen im Kassenbereich zu entzerren.“ Bezahlt wird dann per Bankkarte, Kreditkarte, Smartphone oder Smartwatch.

ALDI SÜD neue Kassenzone_Self Checkout
Die Selbstbedienungskassen will Aldi Süd erst einmal nur in Großstädten einführen
Quelle: Aldi Süd

Die neuen Konzepte hat Aldi Süd zuvor in 30 Pilotfilialen getestet. Ausgerollt werden die Neuerungen im ersten Quartal 2023. Während die Doppelkassen mit den zwei Warenschächten und EC-Terminals in jeder Filiale umgesetzt werden sollen, beschränkt sich Aldi bei den Selbstbedienungskassen auf Läden in Großstädten.

Experte Acar kann die geplanten Änderungen nachvollziehen. „Die Kassenzone ist der neuralgische Punkt im Lebensmittelhandel“, sagt der Handelsforscher. „Wenn es an der Kasse hakt, ist das der letzte Eindruck des Kunden, bevor er den Laden verlässt.“ Daher wolle jeder Händler, dass dort alles gut und schnell vorangeht. Und genau das sei in der Vergangenheit stets ein wesentliches Merkmal von Aldi gewesen. „Es gab dort immer besonders schnelle Kassierer. Und dieses Merkmal will das Unternehmen mit den Neuerungen bewahren.“

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Die Konkurrenz könnte dadurch unter Zugzwang geraten, jedenfalls bei den Doppelkassen. „Wenn die Kunden das System gut finden und sich daran gewöhnen, kann daraus eine Erwartungshaltung werden“, glaubt Experte Acar. Selbstbedienungsterminals wiederum seien bei etlichen anderen Händlern längst etabliert. „Vor allem die Corona-Zeit, als die Menschen Kontakte vermeiden wollten, hat hier nochmal neuen Schwung gebracht“, beschreibt Acar.

Im Zuge dessen hätten viele Verbraucher ihre Berührungsängste verloren und die Technik schätzen gelernt. Die Einführung bei Aldi unterstreiche dies noch zusätzlich. „Das Unternehmen macht nichts, was der Kunde nicht will“, begründet Acar.

Sind Aldi-Kunden bald selbst mit dem Handscanner im Supermarkt unterwegs?

Ausgetestet werden im Einzelhandel zudem auch Konzepte wie Scan&Go, bei dem die Kunden mit Handscannern im Laden unterwegs sind oder mit entsprechenden Apps das eigene Smartphone nutzen, um Waren schon am Regal zu erfassen und dann bezahlen, ohne die Produkte noch mal auf ein Kassenband legen zu müssen.

Genutzt wird das nach Angaben des EHI vor alle bei größeren Warenkörben. „Die Umsatzanteile per App-Checkout liegen signifikant höher als die an herkömmlichen Kassen“, heißt es in einer Studie im Rahmen der EHI Self-Checkout-Initiative mit rund 700 Teilnehmern. Die Bandbreite reiche vom etwa 1,1-fachen bis zum 1,9-fachen der sonst üblichen Einkaufsbeträge.

Zwei Warenschächte, zwei EC-Terminals: So soll bezahlen an den Doppelkassen bei Aldi Süd künftig noch schneller ablaufen
Zwei Warenschächte, zwei EC-Terminals: So soll bezahlen an den Doppelkassen bei Aldi Süd künftig noch schneller ablaufen
Quelle: Aldi Süd

Dieses System, das zum Beispiel der Discounter Penny in 200 Filialen testet, steht aber noch weitgehend am Anfang. „Im Herbst 2022 gab es in Deutschland nach unseren Erkenntnissen noch keine 20 Handelsunternehmen, die ihrer Kundschaft das Self-Scanning per eigenem Smartphone im größeren Stil anbieten“, erklärt Studienautor Horst Frank.

Bei zur Verfügung gestellten Handscannern oder Geräten am Einkaufswagen ist die Quote schon deutlich höher. Der Studie zufolge liegt die Nutzerrate bei sieben Prozent der Einkäufer.

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Source: welt.de