Zinswende ist für Sparkassen im Südwesten ein zweischneidiges Schwert

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Peter Schneider, Sparkassenpräsident in Baden-Württemberg, wird nicht müde, an der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank sein Mütchen zu kühlen. „Mit der deutlich zu späten Zinsentscheidung vom 21. Juli (2022) hat die EZB die Negativzinsen abgeschafft“, sagte er auch am Donnerstag, als er die Jahreszahlen der 50 öffentlich-rechtlichen Institute in dem Bundesland offenlegte. Als erster Sparkassenverband in Deutschland, zeitgleich mit der Deutschen Bank und noch vor anderen Großinstituten wie der Commerzbank.

Es war kein Rekordergebnis, wie es Christian Sewing, der Chef der Deutschen Bank, aufweisen konnte. Im Gegenteil: Unterm Strich war es gezeichnet von der Zinswende. Die brockte den Sparkassen im Südwesten das historisch schlechteste Bewertungsergebnis im Bereich Wertpapiere ein. Der Abschreibungsbedarf beläuft sich auf satte 960 Millionen Euro, was 0,4 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme der 50 Institute entspricht. Zum Vergleich: Im Vorjahr lag der Wert bei 0 Prozent. In der Konsequenz halbierte sich das Jahresergebnis fast auf 491 Millionen Euro, nach 936 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Schneider hatte es im Interview (F.A.Z. vom 19. November 2022) schon angedeutet: Viele Sparkassen halten Anleihen bis zu ihrer Endfälligkeit in 2 bis 4 Jahren. Und die Kurse der Papiere sind nach der Zinswende eben zurückgegangen. Kein materieller Verlust, aber eben einer, der buchhalterisch abgebildet werden muss. Außer: Sparkassen sehen sich wirtschaftlich gezwungen, die Anleihen vor Endfälligkeit zu veräußern und die Verluste zu realisieren. Ein sehr unwahrscheinliches Szenario, wie Schneider meint.

Source: faz.net