Otfried Preußler in Russland: Warum schreiben Sie das nicht auf, zum Kuckuck?

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Moskau im Winter 1972 Bild: Picture Alliance

Vor zehn Jahren starb Otfried Preußler, der ein passionierter Reisender war. 1972 fuhr er in die Sowjetunion, wo er seiner Vergangenheit als Soldat begegnete und von seinen Erlebnissen im Krieg zu erzählen lernte.

Anfang 1970 ließ sich der Volksschulrektor Otfried Preußler frühpensionieren. Er war 46 Jahre alt, seine Kinderbücher wie „Die kleine Hexe“ oder „Der Räuber Hotzenplotz“ waren internationale Bestseller, er hoffte auf mehr Zeit zum Schreiben und beendete nun tatsächlich nach über zehn Jahren sein Meisterwerk – den Roman „Krabat“.

Zur neuen Freiheit gehörte auch, dass Preußler immer wieder Reisen unternahm, zum Beispiel nach Nordböhmen in die Umgebung der Stadt Liberec, die früher Reichenberg hieß. Preußlers Familie hatte hier gelebt, bis sie 1945 mit den übrigen deutschen Einwohnern vertrieben worden war. Zu vielen Reisen hat Preußler ausführliche Aufzeichnungen hinterlassen, ein ungehobener Schatz, der weit mehr beleuchtet als das Leben des Schriftstellers allein. So sind etwa die 46 Seiten, auf denen er 1972 tagebuchartig eine Reise in die Sowjetunion festhielt, ein konzise erzähltes und ausgesprochen spannendes Dokument der Literaturkontakte zwischen Ost und West, in dem deutlich wird, welche Spielräume der Begegnung es damals gab und wo deren Grenzen lagen.

Source: faz.net