Marktbericht: DAX erreicht Jahreshoch

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Stand: 06.03.2023 16:24 Uhr

Trotz einer enttäuschenden Wachstumsprognose aus China steigt der DAX auf ein Jahreshoch. Fachleute unterstreichen aber, dass Zinsangst und Inflationssorgen auch künftig die bestimmenden Themen sein werden.

Der DAX legte um bis zu 0,6 Prozent zu und erreichte mit 15.678 Punkten ein Jahreshoch. Der bisherige Höchststand hatte bei 15.658 Punkten gelegen. “Der Dax lässt sich von der Wall Street mitziehen“, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann von QC Partners. Spannend werde allerdings, ob sich auch über das bisherige Jahreshoch hinaus genügend Käufer finden werden. “Die Rally im DAX trägt gerade ein wenig die Züge von Gier und Übertreibung”, kommentiert Jochen Stanzl, Marktexperte bei CMC Markets.

“DAX fast schon resistent”

Trotz der soliden Kursgewinne und der freundlichen Stimmung am Aktienmarkt hat sich an der fundamentalen Lage nichts geändert: “Die Zinsangst dürfte auch in den kommenden Monaten das zentrale Thema sein”, meint Thomas Henke, Marktbeobachter bei IG Markets. Allerdings habe diese die Aktienmärkte in Europa nicht allzu sehr aus der Ruhe bringen können. Der DAX präsentiere sich seit Wochen robust, fast schon resistent, so Henkes Fazit.

Der Inflationsdruck in der Eurozone bleibt also Anlegerthema, zumal die Europäische Zentralbank (EZB) weitere Zinserhöhungen bereits angekündigt hat. “Inflation und immer wieder Inflation”, schrieb Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank, und wies auf die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale hin.

Enttäuschung über chinesisches Wachstumsziel

Für eine gewisse Enttäuschung sorgten Nachrichten aus China, wonach die Regierung in Peking auf dem derzeit tagenden Volkskongress des Landes die Wachstumsaussichten mit einem Ziel von fünf Prozent nach unten korrigiert hat. Der Markt hatte auf 5,5 Prozent und mehr gehofft.

“Das Wachstumsziel von fünf Prozent wird an den Börsen enttäuscht und als wenig ambitioniert wahrgenommen”, stellt Altmann fest. Dieser Volkskongress habe das Potenzial, der seit November laufenden Rally zum Ende der Null-Covid-Politik ein jähes Ende zu setzen”, so der Experte weiter.

“Ein Wachstumsziel von rund fünf Prozent für dieses Jahr ist nach einem Wachstum von drei Prozent im Jahr 2022 eher bescheiden”, kommentierte auch Commerzbank-Ökonom Tommy Wu.

Der Dow Jones und der breiter gefasste S&P 500 zogen zum Handelsstart jeweils leicht auf 33.406 und 4053 Punkte an. Der Index der Technologiebörse Nasdaq machte mit einem Plus von 0,5 Prozent auf 11.742 Zähler den größten Satz nach vorn.

Im Fokus der Anleger seien die Aussagen des Fed-Chefs vor dem US-Kongress am Dienstag und Mittwoch, sagten Marktteilnehmer. Überraschungen erwartete Ökonom Peter Cardillo vom Finanzdienstleister Spartan Capital Securities indes nicht: “Die Fed hat im Grunde die Weichen für weitere Zinserhöhungen gestellt, vielleicht sogar über den Mai hinaus, und der Markt ist sich dessen sehr wohl bewusst.”

Die Ölpreise geben nach. Für Belastung sorgt zum Wochenstart das an den Märkten mit Enttäuschung aufgenommene neue Wachstumsziel für China. Die Volksrepublik ist als zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt auch einer der größten Energieverbraucher.

Ungeachtet der jüngsten Abschläge tun sich die Erdölpreise weiter schwer, eine klare Richtung einzuschlagen. Schon seit einigen Wochen bewegen sich die Preise in einer vergleichsweise engen Spanne von rund zehn Dollar. Experten nennen als Gründe gegenläufige Kräfte an den Märkten, von denen keine die Oberhand gewinnen kann.

Gas wird billiger

Der Preis für europäisches Erdgas hat derweil die Abwärtsbewegung der vergangenen Handelswochen fortgesetzt und hat heute den tiefsten Stand seit Sommer 2021 erreicht. Zu Beginn der Woche fiel der Preis für den richtungsweisenden Terminkontrakt TTF zur Auslieferung in einem Monat bis auf 42,50 Euro je Megawattstunde (MWh). Günstiger war europäisches Erdgas zuletzt im August 2021.

Unter den Einzelwerten steht auf dem heimischen Kurszettel die Rheinmetall-Aktie im Fokus, die für den Dialysespezialisten Fresenius Medical Care ab dem 20. März in den DAX einzieht. Die Deutsche Börse hatte am Freitagabend die Änderungen in ihren Indizes bekannt gegeben. Die Aktie des Rüstungskonzerns und Automobilzulieferers hat in den vergangenen sechs Monaten rund 80 Prozent an Wert gewonnen.

Im MDAX sind Lufthansa-Aktien begehrt. Mehrere Analysehäuser hatten sich im Nachgang der jüngsten Geschäftszahlen positiv geäußert. Die Experten hoben unisonso ihre Kursziele an, sind sich aber bei der fundamentalen Beurteilung der Aktie nicht immer einig. Die Bandbreite der fairen Werte schwankt zwischen 7,20 Euro und 14,50 Euro. Fakt ist: Die Aktie ist in den letzten fünf Monaten rund 70 Prozent gestiegen.

Die Software AG will für das abgelaufene Geschäftsjahr deutlich weniger Dividende ausschütten als Experten erwartet hatten. Der Hauptversammlung werde ein Betrag von fünf Cent je Aktie vorgeschlagen, teilte das Unternehmen mit. 2021 waren noch 76 Cent gezahlt worden. Analysten hatten bisher mit 74 Cent gerechnet. Die Aktie des Unternehmens steigt nach den neuesten Index-Änderungen der Deutschen Börse ab dem 20. März vom MDAX in den SDAX ab.

Großaktionär steigt bei Credit Suisse aus

Der langjährige Credit-Suisse-Aktionär Harris Associates ist komplett bei der krisengeplagten Schweizer Bank ausgestiegen. Harris habe mit der Reduzierung des Anteils im Oktober begonnen und sich nun vollständig davon getrennt, sagte Harris-Vize-Chef David Herro der “Financial Times”. Der Zeitung zufolge hat Harris noch im vergangenen Jahr bis zu zehn Prozent der Bank-Aktien besessen. “Es stellt sich die Frage nach der Zukunft des Geschäftsbereichs. Es hat große Abflüsse aus dem Wealth Management gegeben”, sagte Herro.

Schweizer Nationalbank mit hohem Verlust

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat das vergangene Jahr mit einem Rekordverlust von 132,5 Milliarden Franken abgeschlossen. Die Notenbank bestätigte damit die im Januar veröffentlichten vorläufigen Ergebniszahlen. 2021 hatte die SNB noch einen Gewinn von 26,3 Milliarden Franken ausgewiesen. Wegen des immensen Fehlbetrags wird die Zentralbank kein Geld an Bund und Kantone auszahlen, nachdem diese im vergangenen Jahr noch einen Beitrag von sechs Milliarden Franken für ihre Haushalte bekommen hatten.

Source: tagesschau.de