Mindestens acht Tote nach Schüssen in Hamburg – Polizei geht von Amoktat aus

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Nach den tödlichen Schüssen während einer Veranstaltung der Zeugen Jehovas in Hamburg gehen am Freitag die Ermittlungen zu der Bluttat weiter. Am Morgen meldete die Polizei, dass bei der Schießerei acht Menschen getötet wurden, darunter offenbar auch der Schütze. Weitere Details sind derzeit nicht bekannt. Die Polizei setzt ihre Ermittlungen am Tatort fort. „Im Moment laufen hier die Übergaben. Das ist alles im Fluss“, sagte ein Polizeisprecher am Freitagmorgen in Hamburg. Innensenator Andy Grote (SPD) kündigte für den Mittag eine Pressekonferenz an, bei der Details zu der Tat und zum Stand der Ermittlungen bekannt gegeben werden sollen. Die Tat stuft die Polizei nach Informationen aus Sicherheitskreisen als Amoklauf ein.

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Quelle: Infografik WELT

Am frühen Morgen sicherte die Polizei vor, hinter und in dem dreigeschossigen Gebäude weiter Spuren. Im Gebäude maßen die Ermittler den Tatort mit einem 3D-Scanner aus. Der Eingang war dabei mit einem Sichtschutz abgedeckt. Die weiträumigen Absperrungen waren am Morgen zunächst abgebaut und die Straße wieder freigegeben worden.

In dem Gebäude der Zeugen Jehovas fand den Angaben zufolge am Abend eine Veranstaltung statt; die Schüsse fielen gegen 21.00 Uhr. Einsatzkräfte der Polizei seien in der Nähe und wenige Minuten später am Tatort gewesen – und dann „sehr schnell in das Objekt eingedrungen“, wie die Polizei mitteilte. Im Gebäude fanden die Beamten den Angaben zufolge mehrere Tote und Schwerverletzte.

Einsatzkräfte mit Spezialausrüstung
Einsatzkräfte mit Spezialausrüstung
Quelle: dpa/Jonas Walzberg

Der Tatort wurde abgesperrt
Der Tatort wurde abgesperrt
Quelle: dpa/Jonas Walzberg

Polizeibeamte waren zufällig in der Nähe des Tatorts, weil sie auf dem Rückweg zu ihrer Unterkunft am Polizeipräsidium in Alsterdorf waren, wie WELT erfuhr. Bei den Einsatzkräften handelte es sich um die Spezialeinheit USE, was für Unterstützungsstreife für besondere Einsatzlagen steht. Diese Einheit gibt es so bundesweit nur bei der Hamburger Polizei und ist im Jahr 2020 exakt für solche Lagebilder geschaffen worden. Vorbild war eine ähnliche Truppe der Wiener Polizei, die der Hamburger Polizei bei dem G-20-Gipfel im Sommer 2017 unterstützt hatte.

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Als die Sondereinheit das Gebäude betrat, hätten die Einsatzkräfte noch einen Schuss gehört, sagte ein Polizeisprecher. Dabei sei auch eine Person aufgefunden worden. „Es ist nach ersten Erkenntnissen so, dass mehrere Tote unter den Opfern zu beklagen sind“, sagte ein Polizeisprecher in der Nacht. Zur Frage, ob unter den Toten auch der Täter ist, hieß es: „Es gibt Hinweise darauf, dass es der Täter sein könnte. Aber ob es wirklich der Täter gewesen ist, das ist noch unklar.“ Es gebe keinen Hinweis auf einen anderen oder einen flüchtigen Täter.

Die Polizei richtete ein Hinweisportal ein. Auf der Website könnten „Fotos und Videos zur Tat oder relevanten Ereignissen in diesem Zusammenhang hochgeladen werden“, teilte die Polizei Hamburg auf Twitter mit.

Keine Hinweise auf flüchtigen Täter

Die Zeugen Jehovas zeigten sich nach den tödlichen Schüssen „tief betroffen“. „Unser tiefes Mitgefühl gilt den Familien der Opfer sowie den traumatisierten Augenzeugen. Die Seelsorger der örtlichen Gemeinde tun ihr Bestes, ihnen in dieser schweren Stunde Beistand zu leisten“, hieß es in einem Statement auf der Website der Gemeinschaft.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bezeichnete die tödlichen Schüsse in einem Gebäude der Zeugen Jehovas in Hamburg als brutale Gewalttat. „Schlimme Nachrichten aus #Hamburg. Mehrere Mitglieder einer Jehova-Gemeinde sind gestern Abend einer brutalen Gewalttat zum Opfer gefallen“, postete er am Freitagmorgen über den Regierungsaccount auf Twitter. „Meine Gedanken sind bei ihnen und ihren Angehörigen. Und bei den Sicherheitskräften, die einen schweren Einsatz hinter sich haben.“

Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) zeigte sich erschüttert über die Tat im Hamburger Stadtteil Alsterdorf. „Meine Gedanken sind in dieser schweren Stunde bei den Opfern und ihren Angehörigen, bei den Gemeindemitgliedern und auch bei den Einsatzkräften“, sagte Faeser der Deutschen Presse-Agentur. Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) zeigte sich ebenfalls bestürzt. „Die Meldungen aus Alsterdorf / Groß Borstel sind erschütternd“, schrieb Tschentscher bei Twitter. „Den Angehörigen der Opfer gilt mein tiefes Mitgefühl.“

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Die nach dem Angriff ausgegebene amtliche Gefahrenwarnung wurde mittlerweile aufgehoben. Dies teilte am frühen Freitagmorgen das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe mit. Die Entwarnung erfolgte kurz nach 03.00 Uhr.

Eine Nachbarin berichtete in der Nacht von mehreren Schüssen bei der Veranstaltung der Zeugen Jehovas. „Es waren ungefähr vier Schussperioden. In diesen Perioden fielen immer mehrere Schüsse, etwa im Abstand von 20 Sekunden bis einer Minute“, berichtete Studentin Lara Bauch. Später seien Menschen von Polizisten an Händen und Füßen auf die Straße getragen worden.

Vier Stunden nach den tödlichen Schüssen betrat schließlich die Spurensicherung in der Nacht den Tatort. Auch um 4.15 Uhr morgens waren sie am Freitag noch in dem dreistöckigen Gewerbegebäude unterwegs. Streifenwagen hatten den Tatort zuvor weiträumig abgesperrt. Beamte mit Maschinenpistolen sicherten den Bereich zusätzlich ab.

Several dead in shooting at Jehovah's Witness church in Hamburg
Quelle: REUTERS

Welche Art von Veranstaltung in der Kirchengemeinde der Zeugen Jehovas abgehalten wurde, war zunächst unklar. Auf der Internetseite der Zeugen Jehovas war für den Donnerstagabend eine von zwei wöchentlichen Zusammenkünften angekündigt. Polizeiangaben zufolge hatten mehrere Menschen die Veranstaltung besucht.

Die Zeugen Jehovas sind eine christliche Gemeinschaft mit eigener Bibel-Auslegung. Die Anhänger glauben an Jehova als „allmächtigen Gott und Schöpfer“ und sollen sich strengen Vorschriften unterwerfen. Sie sind davon überzeugt, dass eine neue Welt bevorsteht und sie als auserwählte Gemeinde gerettet werden. Weltweit haben die Zeugen Jehovas etwa acht Millionen Mitglieder. Die „Weltzentrale“ ist in New York. Die deutsche Gemeinschaft mit weniger als 200.000 Mitgliedern gehört zu den größten in Europa.

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Source: welt.de