Gary Lineker: Suspendierter BBC-Sportmoderator soll wieder auf Sendung
BBC-Generaldirektor Tim Davie will den kürzlich suspendierten Sportmoderator und Ex-Fußballstar Gary Lineker wieder auf Sendung haben. “Gary ist ein hervorragender TV-Journalist. Erfolg bedeutet für mich, dass Gary wieder auf Sendung geht”, sagte Davie in einem BBC-Interview. Wie der Streit gelöst werden soll, erklärte er allerdings nicht. Alle wollten die Situation in Ruhe lösen, sagte Davie lediglich.
Die BBC hatte Lineker wegen eines regierungskritischen Tweets am Freitag suspendiert. Er habe die Neutralitätsrichtlinien der Rundfunkanstalt verletzt, hieß es als Begründung. Mehrere seiner Kollegen, darunter die Experten und Ex-Fußballer Ian Wright und Alan Shearer solidarisierten sich mit Lineker und weigerten sich, ohne ihn auf Sendung zu gehen. Die wichtigste Fußballsendung des Senders, Match of the Day, deren Gesicht Lineker seit mehr als 20 Jahren ist, wurde daraufhin ohne Moderation, Spieler-Interviews oder Expertenstimmen gesendet. Zudem mussten mehrere andere Programme im Radio und Fernsehen gestrichen werden, nachdem sich zahlreiche BBC-Kollegen dem Boykott angeschlossen hatten.
Balance zwischen Pressefreiheit und Neutralität
Davie entschuldigte sich für die eingeschränkte Fußballberichterstattung. “Es war ein schwieriger Tag, und es tut mir leid, dass das Publikum betroffen war und sein Programm nicht erhalten hat. Als echter Sportfan weiß ich, dass das ein herber Schlag ist, und es tut mir leid”, sagte er.
Nicht entschuldigen wollte sich Davie hingegen für die Suspendierung Linekers. Es gehe darum, die richtige Balance zu finden zwischen Pressefreiheit und Neutralität, sagte der für redaktionelle Inhalte zuständige BBC-Chef. Es gehe dabei nicht um politische Richtungen, betonte der frühere konservative Politiker. Einen Rücktritt schloss er aus.
Lineker hatte in einem Tweet am Dienstag die Asylpolitik der konservativen britischen Regierung kritisiert. Der 62-Jährige hatte das am selben Tag vorgestellte geplante neue Asylgesetz als “grausame Politik gegen die Schwächsten” kritisiert und bemängelt, das Gesetz bediene sich eines Vokabulars, “das nicht unähnlich der in den 30er Jahren in Deutschland genutzten Sprache” sei.
Verschärfung des Asylrechts
Dem Daily Express zufolge hatten daraufhin 36 konservative Abgeordnete in einem Brief an BBC-Chef Davie eine Entschuldigung des Moderators gefordert. Mit ihrer Entscheidung zur Suspendierung Linekers erwecke die BBC den Eindruck, “sich dem Druck der Regierung zu beugen” und stelle damit ihre Glaubwürdigkeit in Frage, kritisierte der frühere BBC-Generaldirektor Greg Dyke.
Auch der britische Premierminister Rishi Sunak meldete sich zu Wort. Er hoffe, dass die “aktuelle Situation zwischen Gary Lineker und der BBC zeitnah gelöst” werden könne, erklärte Sunak.
Der am Dienstag vorgestellte Entwurf zur Verschärfung des britischen Asylrechts untersagt es allen ohne Visa oder einer sonstigen Erlaubnis eingereisten Menschen, Asyl in Großbritannien zu beantragen. Die Betroffenen sollen demnach in ihr Heimatland – sofern dieses sicher sei — oder “in ein sicheres Drittland wie Ruanda” abgeschoben werden. Zugleich solle ihnen für alle Zeiten die Wiedereinreise nach Großbritannien untersagt werden. Die UNO kritisierte, das Vorhaben laufe auf ein “Asylverbot” hinaus.