Interview zu Großstreik am Montag: „Eine unglaubliche Machtdemonstration“
Beschäftigte aus dem öffentlichen Dienst ziehen am 23. März 2023 zu einer Warnstreikkundgebung durch die Innenstadt von Halle. Bild: dpa
Im Gespräch erklärt Politikwissenschaftler Wolfgang Schroeder, warum der Streik am Montag zu einer schnelleren Einigung im Tarif-Streit führen könnte.
Herr Schroeder, am kommenden Montag streiken voraussichtlich hunderttausende Mitarbeiter der Deutschen Bahn, in sieben Bundesländern auch die des öffentlichen Nahverkehrs. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und die Eisenbahngewerkschaft EVG haben den Streik gemeinsam angekündigt. Seit wann stimmen verschiedene Gewerkschaften ihren Arbeitskampf miteinander ab?
Das ist eine wirkliche Besonderheit des angekündigten Warnstreiks. Solche konzertierte Streikaktionen zwischen der EVG und Verdi gab es meines Wissens bislang kaum. Dass die Gewerkschaften es jetzt geschafft haben, sich so zu koordinieren, demonstriert nicht nur Handlungsfähigkeit. Es ist auch eine unglaubliche Machtdemonstration gegenüber den Arbeitgebern. Allerdings ist nicht zu erwarten, dass es von nun an dauernd zu solchen Absprachen kommt. Das Bundesarbeitsgericht hat klargestellt: Streiken darf eine Gewerkschaft nur, wenn sie ein eigenes Ziel hat und sich zu diesem Zeitpunkt in einer Verhandlungsphase mit den Arbeitgebern befindet.
Source: faz.net