Podcast “Ukraine – die Lage”: Sicherheitsexperte Mölling erklärt, wann eine ukrainische Offensive in Bachmut die größten Chancen hätte
Podcast “Ukraine – die Lage” Sicherheitsexperte Mölling erklärt, wann eine ukrainische Offensive in Bachmut die größten Chancen hätte

Ukraine, Bachmut: Ein ukrainischer Soldat ruht sich an der Frontlinie in der Region Donezk an einem Feuer aus
© Lipkos / AP / DPA
Ein Ausfall der Wagner-Söldnertruppe in der Ukraine würde nach Einschätzung des Sicherheitsexperten Christian Mölling die Chancen der ukrainischen Armee bei Bachmut deutlich erhöhen.
Ein Ausfall der Wagner-Söldnertruppe würde nach Einschätzung des Sicherheitsexperten Christian Mölling die Chancen der ukrainischen Armee bei Bachmut deutlich erhöhen. Mölling sagte am Freitag im stern-Podcast “Ukraine – die Lage”: “Wenn aufgrund der politischen Dynamik in Moskau die Wagner-Leute abziehen müssen oder wollen, dann verändert das überraschend die Situation für die Ukrainer und macht eine Offensive aussichtsreicher.” Er habe Zweifel, ob reguläre russische Truppen die Wagner-Leute ersetzen könnten und die gleiche Kampfkraft hätten wie die Söldner.
“Kann man die Brutalität der Wagner-Truppen ersetzen?”, fragte der Forschungsdirektor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik. Die Ukrainer könnten in den kommenden Wochen in Bachmut und an anderen Frontabschnitten sehr erfolgreich sein.
Es sei aber auch möglich, dass der Chef der Wagner-Söldner, Jewgeni Prigoschin, nur mit dem Abzug seiner Kämpfer drohe, um Druck auf die russische Führung auszuüben. Prigoschin hatte wiederholt geklagt, dass er nicht genug Munition erhalte. Medienberichten zufolge plant er nun den Rückzug von der Front im Osten der Ukraine.
Unterstützung für Ukraine könnte schwieriger werden
Mölling setzte Äußerungen von US-Außenminister Antony Blinken über mögliche territoriale Zugeständnisse der Ukraine bei einem Friedensschluss in Bezug zur innenpolitischen Debatte in den USA. Er sagte, die “Zeit der politischen Unterstützung wird möglicherweise irgendwann schwieriger”.
Denkbar sei, dass die Republikaner die Unterstützung für die Ukraine im kommenden Präsidentschaftswahlkampf thematisieren. Dies könnte Konsequenzen für den Kriegsverlauf in der Ukraine haben. “Wir müssen möglicherweise früher zu einem Ende kommen”, sagte Mölling. Dies könne der Fall sein, bevor alle Kriegsziele der Ukraine erreicht sind.
Der Experte erinnerte daran, dass die ukrainische Führung zu Beginn des Krieges – also vor Bekanntwerden der russischen Kriegsverbrechen in Butscha und Irpin – bereit gewesen sei, sich auf ein sehr langes Verfahren zum künftigen Status der Krim einzulassen. “Dann ist die Frage: Kann man dahin zurückgehen”, so Mölling. Angesichts der Risiken eines Krieges sei es wichtig, möglichst viele Handlungsoptionen zu haben, die in die Nähe des gewünschten Ergebnisses führen. Das gelte auch für den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj: “Er wird nicht ein einziges Ziel im Kopf haben.”
Source: stern.de