Messer kauft Finanzinvestor CVC heraus
Messer holt als Minderheitseigner den Staatsfonds GIC aus Singapur an Bord – und kauft so den einflussreichen Finanzinvestor CVC aus. Entsprechende F.A.Z.-Informationen bestätigte der Gasekonzern am Dienstag. Messer verkauft dabei einerseits einen Anteil an GIC – dem Vernehmen nach rund ein Fünftel für etwa 2 Milliarden Euro. Andererseits gibt CVC sein knapp 50-prozentiges Paket an dem zentralen Gemeinschaftsunternehmen an Messer. In diesem Joint Venture sind Geschäfte in Nordamerika, Südamerika und einigen westeuropäischen Ländern gebündelt.
Messer war dieses Bündnis 2018 mit CVC eingegangen, als sich die Gelegenheit zu einem Zukauf bot, der das Familienunternehmen in eine andere Liga bringen würde: Der Konkurrent Linde fusionierte damals mit Praxair und musste aus Kartellgründen wichtige Geschäfte abgeben. Alleine konnte Messer, damals unter Stefan Messer als Konzernchef, die Akquisition finanziell nicht stemmen, holte dafür CVC ins Boot. Das Duo erhielt den Zuschlag für den Großteil von Lindes Gasegeschäft in Nordamerika und einzelne Geschäfte in Südamerika und formierte das Gemeinschaftsunternehmen Messer Industries GmbH – worin Messer westeuropäische Gesellschaften einbrachte.
Kontrolle zurück
Messer wollte nach eigenem Bekunden immer die Kontrolle zurückbekommen und bekräftigte dies auch im April, als Stefan Messer die Führung an seinen Stellvertreter Bernd Eulitz abgab, einen früheren Linde-Vorstand. „Erklärtes Ziel von Messer ist es, das Joint Venture zu 100 Prozent in die Messer Group zu integrieren“, hieß es. Die Frage war, woher das Geld kommen sollte. Wie berichtet. verhandelte das Unternehmen mit Staatsfonds und namentlich GIC.
Über die nun ausgehandelte Konstruktion kehrt das Gemeinschaftsunternehmen in die Gruppe zurück – womit auch sein Führungsgremium entfällt, über das der Investor Einfluss ausübt. Der Preis dafür ist. dass GIC auf Gruppen-Ebene als Minderheitsaktionär agiert – allerdings mit einem viel kleineren Anteil und entsprechend weniger Mitspracherechten als CVC auf Ebene des Gemeinschaftsunternehmens.
Messer konkurriert global mit den großen Drei, die nach der Fusion Lindes mit Praxair aus dem alten Vierer-Oligopol noch übrig sind: Das sind neben der neuen, ins Ausland wegfusionierten Linde noch Air Liquide aus Frankreich und Air Products aus den USA. Vor dem Linde-Deal erwirtschaftete Messer gut 1,3 Milliarden Euro Umsatz, er wuchs anschließend auf mehr als das Doppelte. Im vergangenen Jahr wies die Gruppe einschließlich der vollkonsolidierten Umsätze von Messer Industries GmbH 4,2 Milliarden Euro Umsatz aus.
Messer geht damit im Jahr des 125-jährigen Jubiläums zwei große Schritte: Erst reichte Stefan Messer aus der Eignerfamilie die Führung nach beinahe zwanzig Jahren an einen familienfremden Manager weiter, nun gewinnt das Unternehmen die weitgehende Kontrolle zurück. 1898 gegründet, ging das Unternehmen in den 1960er Jahren mehrheitlich im Hoechst-Konzern auf. Nach dessen Zerschlagung geriet die Mehrheit an ein Investorenduo; ein Drittel verblieb bei der Familie Messer. Als die Investoren wieder ausstiegen, reichte es finanziell nur, Teile des Geschäfts zurückzukaufen. Die wichtigsten Geschäfte gingen an den damaligen Weltmarktführer Air Liquide.