Lina E. und die Folgen

Get real time updates directly on you device, subscribe now.




Demonstration in Dresden gegen das Urteil im Prozess um Lina E.

Bild: dpa

Der Prozess in Dresden hat gezeigt: Die linksextreme Szene hat sich verändert. Den Grundsatz: `Gewalt nur gegen Sachen`, halten einige Junge für überholt. Sie schrecken nicht mehr vor Gewalt gegen Menschen zurück.

Im Hochsicherheitstrakt des Oberlandesgerichts Dresden wechselten sich in den vergangenen anderthalb Jahren beinahe wöchentlich zwei Verfahren ab. Meist dienstags und freitags verhandelte dort die Jugendstrafkammer des Landgerichts gegen Mitglieder des Remmo-Clans wegen des Diebstahls aus dem Grünen Gewölbe, während mittwochs und donnerstags der Staatsschutzsenat des Oberlandesgerichts vier Linksextremisten wegen mehrerer Überfälle auf Rechtsextremisten den Prozess machte. Beide Verfahren zogen viel Publikum an, wobei die Angehörigen des Remmo-Clans sich im Zuschauersaal um ein Vielfaches zivilisierter verhielten als die Anhängerschaft der linksextremen Gewalttäter, die jeden Prozesstag mit Pöbeleien, Zwischenrufen und Störungen zu einer Herausforderung für den Senat machte.


Stefan Locke

Korrespondent für Sachsen und Thüringen mit Sitz in Dresden.

Zu ihren Ritualen zählte es, die Angeklagte mit Jubel und Beifall zu begrüßen, beim Eintritt des Gerichts demonstrativ sitzen zu bleiben oder beim Verlesen von Erkenntnissen des Verfassungsschutzes kollektiv den Saal zu verlassen. Als der Vorsitzende Richter Hans Schlüter-Staats am Mittwochvormittag nach fast Hundert Prozesstagen das Urteil verkündete, schallte ihm aus dem Publikum umgehend „Schweinesystem!“, „Scheiß-Klassenjustiz!“ und „Ihr Faschofreunde!“ entgegen. Einige Anhänger brachen in Tränen aus oder fielen theatralisch in Ohnmacht, andere warfen den Verurteilten Herzchen und Küsschen zu oder lieferten sich kleinere Scharmützel mit den Sicherheitskräften.



Source link