Trotz Zinspause in den USA

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Nein, Europa will nicht der einundfünfzigste Stern in der amerikanische Flagge sein, wie es einst in einem Lied der Band  New Model Army hieß: Die Europäische Zentralbank (EZB) folgt der amerikanischen Notenbank Federal Reserve nicht. Die Fed hatte am Mittwochabend verkündet, dass sie ihre Leitzinsen im Juni nicht weiter anhebt und somit erstmal eine Zinspause einlegt. Doch die EZB will offenbar kein „Fed-Folger“ sein, wie Ökonomen das manchmal nennen.

EZB-Präsidentin Christine Lagarde verkündete am Donnerstag, die EZB mache weiter mit den Zinserhöhungen und hebe alle drei Leitzinsen, den Einlagensatz, den Hauptrefinanzierungssatz und den Spitzenrefinanzierungssatz, um 0,25 Prozentpunkte an. Das ist immerhin die achte Zinserhöhung in Folge. Doch dabei blieb es nicht: Die EZB-Präsidentin stellte  zudem in Aussicht, wenn die Entwicklung nicht stark von dem derzeit Erwarteten abweichen sollte,  werde es im Juli eine weitere Zinserhöhung geben.

„Die Inflation ist zu lange zu hoch“, hob Lagarde hervor. „Wir haben noch eine Reise vor uns.“ Es sei „noch Boden gutzumachen“ im Kampf gegen die Inflation.
 Amerika pausiert, die Eurozone macht weiter: Für die unterschiedliche Linie in der Geldpolitik gibt es gute Gründe. So ist die Inflationsrate im Euroraum mit 6,1 Prozent noch deutlich höher als in den Vereinigten Staaten mit 4,0 Prozent. Zudem hat die Fed früher mit den Zinserhöhungen begonnen – und hat dementsprechend längst ein höheres Zinsniveau erreicht.

EZB revidiert ihre Prognosen

Die EZB begründete ihren abermaligen Zinsschritt unter anderem mit einer Revision ihrer Prognosen. Die Ökonomen der Notenbank haben ihre Erwartungen für das Wirtschaftswachstum nach unten revidiert, die Prognosen aber insbesondere für die Kerninflation, das ist die Teuerung ohne stark schwankende Preise wie die für Energie und Nahrungsmittel, spürbar nach oben gesetzt. So erwartet die EZB jetzt für das Gesamtjahr 2023 eine Kerninflation von 5,1 Prozent, im nächsten Jahr von 3 Prozent und im übernächsten Jahr von 2,3 Prozent.

Lagarde führte aus, dafür habe es verschiedene Gründe  gegeben. Der wichtigste aber seien die Lohnkosten. Die Notenbank sehe aktuell noch keine Lohn-Preis-Spirale, aber   es sei zu beobachten, dass der Arbeitsmarkt auffällig stabil sei, die Arbeitslosenquote niedrig sei  und die Löhne stiegen. So habe das Plus bei den Tariflöhnen im ersten Quartal bei 5,2 Prozent gelegen.

Für das Wirtschaftswachstum im Euroraum erwartet die EZB jetzt in diesem Jahr nur noch 0,9 statt 1 Prozent, im nächsten Jahr 1,5 Prozent und im übernächsten Jahr 1,6 Prozent. Die Prognose für die Gesamtinflationsrate liegt jetzt für dieses Jahr bei 5,4 statt 5,3 Prozent, für das nächste Jahr bei 3 Prozent und für das übernächste Jahr dann immer noch bei 2,2 Prozent. Die Inflation schwächt sich also langsamer ab als erwartet.



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