Film “Robot Dreams” within the cinema: The humanity of two non-humans | EUROtoday

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Das ist schon ein einsamer Hund, dieser Dog. Gesenkter Kopf mit Schlappohren, traurige Blicke in die Nachbarswohnung, wo sich zwei gefunden haben und gegenseitig knuffen. Abends läuft bei Dog die Glotze, und es gibt Käse-Makkaroni aus der Mikrowelle.

Es ist die Zeichnung gewordene Einsamkeit, mit der Pablo Berger seinen für einen Oscar nominierten und sowohl mit einer Goya als auch dem Europäischen Filmpreis als bester Animationsfilm ausgezeichneten „Robot Dreams“ beginnen lässt. Einsamkeit und die Sehnsucht nach Zuneigung: Der spanische Regisseur widmet sich in seinem auf dem Comic „Robot und Hund: Wahre Freundschaft rostet nicht“ von Sara Varon basierenden Film universellen Gefühlen und Bedürfnissen.

Seinen Film selbst macht universell, dass er gänzlich auf Sprache verzichtet und mit so schlicht wie pointiert gezeichneten Bildern erzählt wird. Und nicht zu vergessen: mit Musik, denn wie hier Earth, Wind & Fires Gute-Laune-Song „September“ leitmotivisch den Film begleitet, das macht einen weiten emotionalen Resonanzraum auf.

Eine TV-Werbung verspricht die Lösung für Dogs Problem. „Bist du allein?“, fragt der Slogan, den der einsame Hund mit großen Augen anschaut, bevor er zum Hörer greift, um gleich einen „Amica 2000“-Roboter zu bestellen. Einmal zusammengebaut, wird der Roboter mit den Spaghetti-Armen und -Beinen schnell zu Dogs bestem Freund. Die beiden flanieren durch das liebevoll in gezeichnete Szene gesetzte alte New York: ein Punkaffe mit Iro hört mit den Kumpels Gitarrengeschrammel aus der Konserve, ein Dackel verkauft Hot Dogs, und das Taxi fährt ein lässiger Elefant.

Das Glück währt nicht lange, denn als der Roboter sich während eines Badeausflugs an den Strand von Coney Island plötzlich nicht mehr bewegen kann, muss Dog seinen Freund dort zurücklassen. Und weil das Erholungsareal am nächsten Tag geschlossen ist, heißt es: Warten bis zur nächsten Saison. Alle Versuche, an den am Strand liegenden metallenen Kumpel heranzukommen, scheitern.

Melancholisch-unterhaltsames Buddy-Movie

Der Regisseur findet wunderbare Bilder für den Verlustschmerz der beiden Zwangsgetrennten. Dog landet wieder Makkaroni mampfend auf der Couch und starrt auf den Kalender, auf dem der Saisonstart eingekreist ist. Halloween, Weihnachten, Frühling – die Zeit zieht sich wie ein Kaugummi, während der Roboter am Strand einsandet und Freundschaft mit einer Vogelfamilie schließt.

Der Filmtitel bekommt durch dessen Wünsche eine doppelte Konnotation, denn nicht nur erzählt „Robot Dreams“ von dem Traum, den der Roboter für Dog wahr macht, sondern ganz buchstäblich auch von Roboter-Träumen, in denen sich der Metallmann verschiedene Szenarien für das Wiedersehen mit Dog ausmalt.

Bergers melancholisch-unterhaltsames Buddy-Movie glänzt auch als nost­algischer, durch und durch popkulturell affizierter Blick auf die Filmmetropole New York. Frühe Videospiele, MTV und Kassettenrekorder: Der Film findet seinen eigenen Zugang zur 1980-Nostalgiewelle, die im Kino und auf den Streamingplattformen gerade wieder etwas abebbt.

Die öfter im Hintergrund zu sehenden Twin Towers erinnern daran, wie stark das World Trade Center das Gesicht der Stadt geprägt hat, und filmische Referenzen triggern die cinephile Ader. Einmal dreht sich das Bild aus der Perspektive einer Bowlingkugel wie beim schrullig-verkifften Evergreen „The Big Lebowski“ der Coen-Brüder, ein andermal klappt die Welt zusammen wie in Christopher Nolans „Inception“. Die romantische Zweisamkeit unter der Queensboro Bridge lässt stark an Woody Allens „Manhattan“ denken. In seiner komplexen Einfachheit ist „Robot Dreams“ ein Familienfilm im besten Sinne: ein sympathischer Film über zwei nichtmenschliche Außenseiter im urbanen Dschungel, der das Menschlichste überhaupt in eine ­generationenübergreifende Bildsprache übersetzt.

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/kino/film-robot-dreams-im-kino-die-menschlichkeit-zweier-nichtmenschen-19704056.html