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Wohin die Bundesregierung in der Altersvorsorgepolitik steuert, ist derzeit noch schwer zu erkennen. In der gesetzlichen Rentenversicherung hat sie sich etwa gleichzeitig dazu entschlossen, die dämpfende Wirkung auf die Rentenentwicklung durch den Nachhaltigkeitsfaktor aufzugeben und einen kleinen zusätzlichen kapitalgedeckten Anteil in Form eines Generationenkapitals aufzubauen. Hin zur Umlage und ein bisschen weg von der Umlage. In der betrieblichen Altersversorgung soll noch Reform kommen. Und in der dritten, der geförderten privaten Säule, will das Bundesfinanzministerium Erkenntnisse aus einer Fokusgruppe Altersvorsorge in einem Gesetz umsetzen.

In dieser Gruppe hatten sich Lobbyverbände, Verbraucherschützer und Wissenschaftler darauf verständigt, dass ein Altersvorsorgedepot wie in anderen Ländern ein Beitrag zu höheren Ansprüchen aus privater Ersparnis sein könnte. In den vergangenen zwei Jahrzehnten hatten die hohen Abschluss- und Verwaltungskosten und die verpflichtenden Garantieversprechen die Riester-Förderung einer wachsenden Kritik ausgesetzt. Die niedrigen Aktienquoten in der Nullzinsphase bescherten den Anlegern geringe Renditen. Das soll besser werden.

Das Deutsche Aktieninstitut, eine von börsennotierten Unternehmen getragene Denkfabrik, hat deshalb in einer Studie zusammengetragen, unter welchen Bedingungen solche Depots in anderen Ländern erfolgreich waren. Sie wurde am Mittwoch in Frankfurt vorgestellt. Erstes Gebot ist eine Abschaffung der Garantien. Überdies solle das Depot unbürokratisch gestaltet sein und mit einfachen Standardprodukten eine individuelle Zusammensetzung erlauben. Die steuerliche Förderung sollte sich mindestens verdreifachen. „Eine Anhebung von 2100 auf den minimalen Wert von 6000 Euro im Ausland ist notwendig, um zum Ausland aufzuschließen“, sagte Norbert Kuhn, Leiter Unternehmensfinanzierung des Aktieninstituts.

Flexibilität in der Auszahlungsphase

Als letzten wesentlichen Punkt nannte er mehr Flexibilität in der Auszahlungsphase. Also ein Ende der Verrentungspflicht. Dies ist genauso wie die Abschaffung von Garantien ein strittiger Punkt zwischen der Fondsbranche und der Versicherungswirtschaft. Mit knapp 11 von einst 16,5 Millionen Riester-Verträgen hat diese den höchsten Marktanteil, was daran liegt, dass die Bedingungen Garantie- und Verrentungspflicht dem Geschäftsmodell der Assekuranz entgegen kamen. Ihr Branchenverband GDV kämpft gegen ein Verbot von Garantien, um diese weiterhin gefördert anzubieten. Und er streitet dafür, dass Altersvorsorgeprodukte weiter in eine Verrentung münden sollen. Die Absicherung biometrischer Risiken (etwa eines finanziell belastenden langen Lebens) zählt zu Alleinstellungsmerkmalen der Branche.

Die Studienautoren haben sich die Verhältnisse in Australien, Frankreich, Irland, Kanada und den Vereinigten Staaten angesehen. „Profile mit mehr als 70 Prozent Aktienquote waren bei mehr als fünf Jahren Laufzeit immer erfolgreicher“, sagte Heiko Beck, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Wertpapierservice Bank. In Deutschland aber ist die Aktie für die Kapitalanlage in der Altersvorsorge viel niedriger als in anderen Ländern. Gemessen an der Wirtschaftskraft ist der Anteil des Kapitalmarkts in der Altersvorsorge in Deutschland mit 7 Prozent etwa auf dem Niveau Frankreichs, deutlich unter dem Durchschnitt der Industrieländerorganisation OECD (105 Prozent) und weit hinter der Schweiz (137 Prozent), den Niederlanden (154 Prozent) oder Dänemark (191 Prozent). Allerdings hat Frankreich kürzlich ein Vorsorgedepot eingeführt, das dies ändern soll.

Neben den bestehenden Regeln wie dem Wertpapierhandelsgesetz und der EU-Finanzrichtlinie Mifid 2 brauche es keine weiteren Restriktionen von Anbietern. Alles, was auch für die Förderrente benötigt werde, sei schon jetzt am Markt vorhanden, sagte Beck. In der Praxis habe sich in den untersuchten Ländern ein Aktienanteil von durchschnittlich 85 Prozent ergeben. Das Aktieninstitut rät der Bundesregierung, in Deutschland eine Mindestaktienquote von 60 Prozent festzulegen. Der Wert orientiert sich an der Quote beim Fondssparen mit vermögenswirksamen Leistungen. Allerdings öffnet die Idee die Diskussion über eine Offenheit des Depots für verschiedene Geschäftsmodelle. Produkte mit einer Garantie von 80 bis 100 Prozent des eingezahlten Kapitals, wie sie die Versicherungswirtschaft gern gefördert anbieten würde, ließen sich unter einer Mindestaktienquote von 60 Prozent nicht profitabel gestalten.

Mindestaktienquote hat nicht nur Freunde

„60 Prozent sollten aber keine Markteintrittsbarriere sein“, sagte Beck. Es könne angesichts schwacher bisheriger Auszahlungen nicht schaden, die Menschen ein wenig zu ihrem Glück zu zwingen, sagte Kuhn. Der GDV widerspricht: „Eine generelle Mindestaktienquote von 60 Prozent wäre ein erhebliches Risiko für die Vorsorgenden“, sagt Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. „Bei fallenden Aktienkursen müssten dann andere Anlagen verkauft und in Aktien investiert werden, um die Quote einzuhalten.“

Deutsche Sparer ließen sich zu viel Rendite entgehen, indem sie ihr Erspartes etwa langfristig als Festgeld parkten, sagte Christine Bortenlänger, die Geschäftsführende Vorständin des Aktieninstituts. „Eine steuerliche Förderung funktioniert immer“, sagte sie. „Jüngere Leute sind längst viel überzeugter von Aktien.“ Auch einkommensschwächeren Haushalten könnte das Anlegen in einem Altersvorsorgedepot zusätzliche Auszahlungen im Alter sichern. „Gerade diejenigen, die sich nur kleine Sparraten leisten können, würden besonders profitieren“, sagte Beck.

In Berlin ist die FPD, die den Finanzminister stellt, davon überzeugt, noch in diesem Jahr einen Gesetzentwurf abzustimmen. Doch nach der Sommerpause ist die Zeit knapp, und die anderen Koalitionspartner teilen zwar das Ziel, das alte Riester-Regime zu überwinden. Aber es gibt Konfliktpotenzial: Die SPD ist skeptisch gegenüber Aktien, die Grünen verbinden mit der Reform die Hoffnung, mehr Geld für die ökologische Transformation locker machen zu können.

https://www.faz.net/aktuell/finanzen/gefoerdertes-aktiensparen-mehr-rente-durch-ein-altersvorsorgedepot-19720993.html