Annual General Meeting: Deutsche Bank shareholders indignant about Postbank | EUROtoday

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291 Fragen waren von Aktionären der Deutschen Bank vor der Hauptversammlung wie gefordert eingereicht worden, teils auf Englisch. Die Deutsche Bank antwortete darauf schon kurz vor dem Aktionärstreffen schriftlich online. Einige Aktionäre reagierten darauf wiederum auf der am Donnerstag virtuell ausgetragenen Hauptversammlung in ihren Livebeiträgen mit kritischen Nachfragen. Das brachte einige neue Erkenntnisse.

So führte Rechtsvorstand Stefan Simon auf Wunsch von Aktionären aus, wie es zu der plötzlichen Rückstellung wegen der vierzehn Jahre zurückliegenden Übernahme der Postbank Ende April 2024 gekommen ist. Sie wird bekanntlich den Gewinn der Deutschen Bank in diesem Jahr um 1,3 Milliarden Euro drücken – das entspricht etwa einem Quartalsgewinn. Simon berichtete, etwa 46 Zivilklagen von 384 Klägern, darunter 90 Prozent Hedgefonds und andere institutionelle Investoren, seien gegen die Deutsche Bank rund um den Erwerb der Postbank anhängig.

Stefan Simon
Stefan Simonimage alliance / SvenSimon

Die Kläger wollen einen höheren Kaufpreis durchsetzen, und zwar den vom September 2008, als die Deutsche Bank kurz vor der Lehman-Pleite erste Kaufvereinbarungen zur Postbank schloss, aber ihrer Meinung nach noch keine Eigentümerkontrolle übernahm und deshalb auch kein Angebot an die übrigen Aktionäre abgeben musste.

Wie Simon erklärte, beläuft sich die Klagesumme auf 662 Millionen Euro, zuzüglich jährlich anfallender Zinsen betrage das Gesamtrisiko die in der Bilanz Ende März zurückgestellten 1,3 Milliarden Euro. Bis 26. April 2024 sei die Deutsche Bank durchgehend davon ausgegangen, dass sie den Rechtsstreit mit überwiegender Wahrscheinlichkeit gewinnen wird, sagte Simon mit Blick auf bisherige Urteile. Daher habe die Deutsche Bank auch keine Rückstellung buchen dürfen, sondern nur eine Eventualverbindlichkeit ausgewiesen.

Nach neuen Ausführungen am 26. April des OLG Köln, an den der Bundesgerichtshof den Fall zurückverwiesen hat, seien die Anwälte der Deutschen Bank jedoch zu der neuen Einschätzung gelangt, „dass eine Wahrscheinlichkeit von mehr als 50 Prozent besteht, in dem Rechtsstreit zu unterliegen“. Auch wenn die Deutsche Bank nach wie vor anderer Meinung sei, müsse sie nun die Rückstellung vornehmen.

Der Anlegeranwalt Klaus Nieding ist Vizepräsident der DSW.
The investor lawyer Klaus Nieding is vice chairman of DSW.Wonge Bergmann

Auch zu anderen Themen ging es trotz des vielfach kritisierten digitalen Formats – Aktionärsvertreter Klaus Nieding sprach von einer Flucht und einer „Hauptversammlung für Feiglinge“ – durchaus munter zu. Allerdings waren in der Spitze nach Informationen der F.A.Z. nur 299 Zuhörer im Aktionärsportal eingewählt, vor einem Jahr waren es 900 gewesen. Hinzu kamen aber bis zu 8000 Zuhörer im öffentlichen Livestream. Als die Veranstaltung noch vor der Corona-Pandemie in der Festhalle Frankfurt stattfand, waren dort regelmäßig rund 3000 Teilnehmer gewesen.

Manche Kritik von Aktionären – etwa an der Wahl des auch in den Wirecard-Skandal verwickelten Abschlussprüfers EY – blieb am Donnerstag unwidersprochen stehen. Und ein Aktionär ärgerte sich, dass die Deutsche Bank nicht konkret auf seine Frage hin antwortet, wie viel sie für den Sonderbeauftragten („Aufpasser“) bezahlen muss, den ihr die Finanzaufsicht Bafin wegen der Schwierigkeiten bei der Postbank (und einen zweiten wegen schwacher Geldwäschekontrollen) ins Haus geschickt hat.

Markus Kienle von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) regte an, eine „Grundhürde“ für Boni einzuführen. Es sollten Boni erst wieder „für das Jahr gezahlt werden, in dem die Aufpasser die Deutsche Bank verlassen haben, schlug er vor.

Überhaupt nahm der Ärger über die IT-Pannen der Marke Postbank breiten Raum ein. Sie hätten die Deutsche Bank Geld und Reputation gekostet, kritisierte Andreas Thomae von der Sparkassen-Fondsgesellschaft Deka. Mehrere Aktionäre berichteten über schlechte Erfahrungen als Kunden der Postbank.

Auf der Hauptversammlung aber lief alles technisch glatt, bis nach vier Stunden der als streitbar bekannte Aktionärsvertreter Karl-Walter Freitag zugeschaltet wurde. Ausgerechnet bei ihm brach die Leitung für etwa 10 Minuten zusammen. Zuvor hatte Finanzvorstand James von Moltke die Pläne für künftige Dividendenzahlungen konkretisiert. Sie basieren darauf, dass die Deutsche Bank ihr Ziel einer Rendite auf das materielle Eigenkapital von mehr als zehn Prozent Ende 2025 erreicht.

Kienle von der SdK hingegen schaute lieber noch einmal zurück in die jüngere Vergangenheit. „Die Bilanz für das abgelaufene Geschäftsjahr fällt für Sie und Ihre Kollegen im Vorstand bestenfalls durchwachsen aus, was sich auch in einer Rendite auf das materielle Eigenkapital von unter acht Prozent zeigt“, sagte der Rechtsanwalt an die Adresse des Vorstandsvorsitzenden Christian Sewing. Kienle warf dem Vorstand vor, 2023 „das schon für das Jahr 2022 kommunizierte und auch übertroffene Ziel“ verfehlt zu haben. „Und da hilft es, meine Damen und Herren aus dem Vorstand, auch nicht, dass Sie auf meine diesbezügliche Frage lapidar mitteilen, dass Sie für das Jahr 2023 kein explizites Ziel für die Eigenkapitalrendite mitgeteilt haben. Diese Argumentation ist ein Blendwerk, das auf die Verdummung der Aktionäre gerichtet ist“, schimpfte Kienle.

James von Moltke ist seit 2017 Finanzvorstand der Deutschen Bank.
James von Moltke has been Chief Financial Officer of Deutsche Bank since 2017.Getty Images

Die meisten Aktionäre aber zeigten sich zufrieden, dass die Deutsche Bank nach der von Sewing im Sommer 2019 angestoßenen Sanierung die Gewinnausschüttungsfähigkeit wieder erreicht hat. Finanzvorstand von Moltke nannte folgenden Pfad: Die Deutsche Bank werde für das Geschäftsjahr 2024 im Mai 2025 voraussichtlich 68 Cent je Aktie zahlen, für das Jahr 2025 im Frühjahr 2026 soll es dann ein Euro sein. Die Aktionäre lobten die Entwicklung des Aktienkurses, der seit einem Jahr um fast 70 Prozent gestiegen ist. Nach der Hauptversammlung in diesem Jahr schüttet die Deutsche Bank 900 Millionen Euro von ihrem Nachsteuergewinn des Jahres 2023 von 5,7 Milliarden Euro an Dividenden aus, 45 Cent je Aktie. Vor einem Jahr waren es 30 Cent gewesen.

Die Deutsche Bank will künftig 50 Prozent ihres Jahresgewinns für Dividenden und den Rückkauf eigener Aktien aufwenden. Dies findet Beifall der Aktionäre. Mit der digitalen Hauptversammlung konnte sich aber am Donnerstag kaum ein Redner anfreunden. Union Investment, die Fondsgesellschaft der Volks- und Raiffeisenbanken, hatte angekündigt, deshalb Vorstand und Aufsichtsrat sogar die Entlastung zu verweigern.

Rechtsvorstand Stefan Simon verteidigte das digitale Format. Er bezifferte die Kosten, die durch nicht nötige Saalmiete und Sicherheitsdienste eingespart werden, auf 2,8 Millionen Euro. Simon hob auch hervor, das digitale Format erleichtere die Teilnahme weltweit, längere Anreisen würden vermieden, 80 Prozent der CO2-Emissionen einer Präsenzveranstaltung blieben aus. Internationale Aktionäre könnten leichter Sprach- und Zeitzonenbarrieren überwinden, die Transparenz sei hoch und der Dialog zwischen Aktionären und Vorstand intensiv, meinte der Rechtsvorstand.

Aber Simon fügte hinzu: Auch wenn die Hauptversammlung im Vorjahr den Vorstand dazu ermächtigt habe, auch 2025 eine virtuelle Hauptversammlung einberufen zu können, werde das Konzept von der Deutschen Bank nach Rücksprache mit wichtigen Aktionären zu gegebener Zeit überprüft. Zu einem hybriden Format aus Präsenz und digital äußerte sich Simon aber skeptisch. Es sei schon seit 2009 möglich, habe sich aber für eine Hautpversammlung nicht durchgesetzt, weil der Mehraufwand und die Komplexität hoch seien.

https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/hauptversammlung-deutsche-bank-aktionaere-veraergert-ueber-postbank-19724136.html