Results at Sotheby's, Christie's and Phillips | EUROtoday

Get real time updates directly on you device, subscribe now.

Mit Nervosität waren die New Yorker Frühjahrsauktionen moderner und zeitgenössischer Kunst erwartet worden: Das Marktumfeld ist schwieriger geworden durch militärische Konflikte, hohen Zinsen und sich verschiebende Interessen jüngerer Sammler. Für Aufregung sorgte kurz vor den Versteigerungen zudem, dass die Website von Christie’s gehackt wurde. Am Ende der Auktionsserie aber standen solide Ergebnisse. Sogar Rekorde und Vermittlungen in wichtige Sammlungen konnten die Versteigerer feiern.

Gut liefen bei Sotheby’s die Veranstaltungen „The Now“ und die „Contemporary Evening Auction“. Mit 48 verkauften Losen von 52 im Angebot spielten sie 267,3 Millionen Dollar ein: fast ein Drittel mehr als im Mai 2023, als mit 46 Losen 204,7 Millionen umgesetzt wurden. Mehr als die Hälfte des Angebots kam erstmals zu einer Auktion. Rekordpreise gab es für Justin Caguiat, Lucy Bull, Faith Ringgold sowie ein von Andy Warhol und Jean-Michel Basquiat gemeinsam geschaffenes Werk: „Untitled“ von 1984 (Taxe 15 bis 20 Millionen Dollar) kam auf 17 Millionen. Francis Bacons marktfrisches „Portrait of George Dyer Crouching“ blieb dagegen deutlich hinter den Erwartungen zurück: Statt zwischen 30 und 50 Millionen Dollar fiel der Hammer bei 24,5 Millionen. Für Joan Mitchells Leinwand „Noon“ (15/20 Millionen) bewilligte eine Bieterin im Saal 20,5 Millionen. Künstlerinnen stellten 42 Prozent aller Lose und 30 Prozent des Umsatzes.

Christie’s ging mit seiner von Hackern lahmgelegten Website unter erschwerten Bedingungen ins Rennen. Das Abgeben von Live-Geboten online funktionierte jedoch problemlos. Der „Rosa de la Cruz Collection Evening Sale“ und der „21st Century Evening Sale“ spielten 114,7 Millionen Dollar mit 57 Losen ein. Sämtliche der niedrig taxierten 25 Lose aus der Sammlung der kürzlich verstorbenen Sammlerin Rosa de la Cruz fanden Käufer; nur ein Martin Kippenberger war vorab zurückgezogen worden. Aus de Auktion mit Kunst des 21. Jahrhunderts war überraschend auch eines der Spitzenwerke, Brice Mardens „Event“ (30/50 Millionen) gestrichen worden – wohl aus mangelndem Käuferinteresse bei ambitioniertem, vom Einlieferer verhandelten Preis. Die Leinwand ging in den Besitz von Christie’s über, denn das Auktionshaus hatte selbst für das Los eine Garantie abgegeben. Basquiats „Italian Version of Popeye has no Pork in his Diet“ wurde etwas unterhalb der Taxe bei 27,5 Millionen zugeschlagen. Rekorde gab es für Martin Wong, Reggie Burrows Hodges und Diane Arbus. Die Auktion spielte mit 32 Losen 80,25 Millionen Dollar ein: Sämtliche Lose bis auf drei zurückgezogene wechselten den Besitzer. Im Mai 2023 waren lag der Umsatz bei 98,8 Millionen Dollar für 25 verkaufte Lose.

Das kleinste der größten drei Auktionshäuser hat das teuerste Kunstwerk

Das teuerste Kunstwerk der Saison verkauft Phillips: Jean-Michel Basquiats „Untitled (ELMAR)“ (40/60 Millionen) erreichte 40,2 Millionen Dollar. Insgesamt setzte der „Modern & Contemporary Art Evening Sale“ des Auktionshauses mit 25 verkauften Losen von 28 im Angebot 86,3 Millionen Dollar um. Die Erwartung lag zwischen 75 und 110 Millionen. Nur vier Lose waren mit unwiderruflichen Geboten abgesichert. Helen Frankenthalers „Acres“ (1,8/2,5 Millionen) stieg auf drei Millionen Dollar, den höchsten Preis für eine Arbeit der abstrakten Expressionistin. Die Nachfrage nach bekannteren Vertretern der amerikanischen Nachkriegskunst blieb gedämpft: Eine Leinwand des kürzlich verstorbenen Frank Stella, „Lettre sur les sourds et muets II“ (5/7 Millionen), blieb unverkauft.

Der Markt für klassische Moderne zeigte sich stabil. Bei Sotheby’s „Modern Evening Auction“ summierten sich die Zuschläge auf 235 Millionen Dollar und entsprachen der Erwartung von 180,9 bis 250,7 Millionen. 96 Prozent der Lose fanden Käufer, acht Werke überwanden die Zehn-Millionen-Dollar-Grenze. 32 von 50 vermittelten Werken waren mit Garantien abgesichert.

Alle Augen auf Leonora Carrington

Das Highlight des Abends war Leonora Carringtons Meisterwerk „Les Distractions de Dagobert“ (12/18 Millionen): Sechs Bieter wetteiferten über zehn Minuten hinweg um es, bis der Hammer bei 24,5 Millionen Dollar zugunsten des argentinischen Unternehmers Eduardo F. Costantini fiel, dem Gründer eines Museums für lateinamerikanische Kunst. Er hatte 1995 schon einmal erfolglos versucht, das Werk auf einer Auktion zu ergattern. Nun sorgte er dafür, dass Carrington preislich höher bewertet ist als ihre surrealistischen Kollegen Max Ernst oder Salvador Dalí. René Magrittes Abendsonne vor Bäumen, „Le Banquet”, wurde zur unteren Taxe bei 15,5 Millionen zugeschlagen.

Sammler aus Asien trugen ein Viertel zum Gesamterlös bei. Sie sicherten sich Werke von Auguste Renoir, Joan Miró, Edvard Munch und Remedios Varo sowie das Spitzenlos, Claude Monets „Meules à Giverny“ mit einem erfolgreichen Gebot von 29,8 Millionen Dollar – knapp unterhalb der Vorabschätzung.

Im Rahmen des Erwarteten blieb der „20th Century Evening Sale“ bei Christie’s mit erzielten 413,3 Millionen Dollar, (342/497 Millionen). 95 Prozent der 64 Lose wurden vermittelt, drei waren zurückgezogen worden, mehr als ein Drittel mit Garantien abgesichert. Rekorde gab es für Andre Kértész, Alexander Archipenko und eine Skulptur von Magritte. Ein Blumenbild in Rot und Orange von Andy Warhol, „Flowers“ (20/30 Millionen), schwang sich mit 30,5 Millionen Dollar zum Spitzenlos des Abends auf. David Hockneys „A Lawn being Sprinkled“ (25/30 Millionen) blieb dagegen schon bei 24,5 Millionen hängen. Die drei Picassos des Abends wurden deutlich unterhalb ihrer Taxen zugeschlagen, was Pragmatismus auf Seiten der Einlieferer nahelegt. Darunter war eine „Femme au chapeau assise“ (20/30 Millionen) aus dem Jahr 1971, die sich mit einem Gebot von 17 Millionen Dollar begnügen musste.

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/kunstmarkt/new-yorker-auktionen-ergebnisse-bei-sotheby-s-christie-s-und-phillips-19726658.html