His aides even went to jail for Donald Trump | EUROtoday

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2018 wurde Cohen unter anderem wegen Rechtsverstößen im Dienste Trumps zu drei Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Seither ist er vom Ausputzer Trumps zu einem seiner ärgsten Kritiker geworden. Doch seine Aussagen vor Gericht lassen tief in das Netzwerk an Gefolgsleuten blicken, mit denen Trump sich seit Jahrzehnten umgibt.

Um unangenehme oder delikate Angelegenheiten kümmern sich für ihn seit jeher Loyalisten. Nicht wenige von ihnen sind heute angeklagt oder verurteilt. Manch einer hat darüber mit ihm gebrochen.

Wie schnell einen Trumps Universum verschlingen kann, zeigt der Fall Cohen wie kein anderer. Der Anwalt zahlte der Pornodarstellerin Stormy Daniels kurz vor der Wahl 2016 aus eigener Tasche, aber auf Anweisung Trumps 130.000 Dollar, um die Geschichte über eine angebliche Affäre zu unterdrücken. Zwei Jahre später ging er dafür wegen Verstößen gegen das Wahlkampffinanzierungsgesetz ins Gefängnis, während Trump, damals Präsident, von Ermittlungen verschont blieb.

Bis heute hat Trump jede Lawine überlebt, die frühere Vertraute und Mitarbeiter mitgerissen hat. Auch im Falle der vier strafrechtlichen Anklagen aus dem vergangenen Jahr scheint es bis zur Präsidentenwahl im November bei dem einen Verfahren in New York zu bleiben.

Andere die Drecksarbeit erledigen lassen

Das Phänomen, andere die Drecksarbeit erledigen zu lassen, ist in der Politik nicht unbekannt. Bemerkenswert ist jedoch, dass in den vergangenen Jahren mehr als ein Dutzend frühere Vertraute und Mitarbeiter Trumps zu Freiheitsstrafen verurteilt wurden oder Deals mit der Staatsanwaltschaft geschlossen haben, um einer Strafe zu entgehen.

Dieser Text stammt aus der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.


Der 57 Jahre alte Cohen hat einmal über Trump gesagt, er würde sich für ihn in die Schusslinie werfen. Amerikanische Medien sprachen über ihn als „sechstes Trump-Kind“, er selbst sagte vor Gericht in New York, die Stimmung in Trumps Unternehmen sei beinahe familiär gewesen. Als persönlicher Anwalt habe er ein Büro in der Nähe Trumps bekommen, täglich mehrmals mit ihm gesprochen. Der „Boss“ habe alles wissen wollen. Was später davon blieb, war Trumps Kommentar: „Ich habe Michael immer gemocht. Er ist ein guter Typ.“ Und die Mitteilung, Cohen sei nicht länger sein Anwalt.

Michael Cohen am Donnerstag nach seiner Zeugenaussage gegen Trump
Michael Cohen on Thursday after his testimony in opposition to TrumpAFP

Trump umgibt sich mit der Aura eines Mafiabosses: Wer ihm die Treue schwört, dem gilt sein Schutz.

Doch was Cohen in dieser Woche im Zeugenstand aussagte, kratzte an diesem Mythos. Er erzählte, er sei in Panik geraten, nachdem das FBI 2018 seine Wohnung und sein Büro durchsucht und Dokumente sowie zwei Handys beschlagnahmt habe. Trump habe ihn beruhigt: „Keine Sorge. Ich bin der Präsident der Vereinigten Staaten. Alles wird gut.“ Doch es sollte das letzte Mal sein, dass sie persönlich sprachen. Im August bekannte sich Cohen unter anderem wegen Verstößen gegen das Wahlkampffinanzierungsgesetz im Zuge der Schweigegeldzahlung schuldig, verbrachte gut ein Jahr im Gefängnis und eineinhalb Jahre im Hausarrest.

Zur selben Zeit kam ein weiterer Mann ins Spiel, der in den folgenden Jahren zu Trumps engstem Kreis gehören sollte: der frühere New Yorker Bürgermeister und Anwalt Rudy Giuliani. Er folgte Cohen als Anwalt Donald Trumps, bezeichnete Cohen als „erwiesenen Lügner“, als er sich gegen Trump wandte, und wurde zur neuen Schlüsselfigur im Machtgefüge.

Giuliani musste um Geld bitten

Heute ist Giuliani zweimal strafrechtlich für Versuche angeklagt, Trump nach der Wahl 2020 im Amt zu halten: als „Mitverschwörer Nummer eins“ in der Wahlbetrugsanklage gegen Trump in Georgia und als eine von 18 Personen, die in Arizona wegen Wahlbeeinflussung angeklagt sind. Es war Giuliani, der die Demonstranten in Washington am 6. Januar 2021 dazu aufrief, die formelle Bestätigung des Wahlergebnisses und damit Joe Bidens Sieg in der Präsidentenwahl zu verhindern.

Drei Jahre später ist er ein bis über beide Ohren verschuldeter, 79 Jahre alter Mann, dem voraussichtlich seine Anwaltslizenz entzogen wird. Im vergangenen Dezember musste Giuliani Privatinsolvenz anmelden. Ein Geschworenengericht in Washington hatte ihn zur Zahlung von 148 Millionen Dollar an zwei Wahlhelferinnen in Georgia verurteilt. Giuliani hatte Mutter und Tochter öffentlich angeprangert, Wahlbetrug begangen zu haben.

Schon vor dieser hohen Strafsumme hatte Giuliani Trump um Hilfe bei Millionen Dollar offenen Rechtskosten gebeten. Erst bekniete er den früheren Präsidenten bei einem Abendessen in Mar-a-Lago im vergangenen August selbst, dann schickte er seinen Sohn vor. Im September veranstaltete Trump in seinem Golfklub in New Jersey schließlich eine Spendengala, die rund eine Million Dollar eingebracht haben soll.

Seinen Lohn bekam Giuliani nie

Seinen Lohn für die nach der Wahl geleistete Arbeit – Dutzende Fälle, mit denen Trump gegen das Wahlergebnis vorgehen wollte – bekam Giuliani nie. Er habe ja keinen der Fälle gewonnen, ließ Trump erklären. Frei nach dem Motto: Dein Scheitern ist nicht mein Scheitern, und deine Lügen sind nicht meine Lügen. Giuliani äußerte vor zwei Monaten trotzdem, seine Loyalität zu Trump werde ihm „im Himmel“ helfen.

Giulianis Vorgänger Cohen trat dagegen nach, als Giuliani in dem Zivilprozess verurteilt wurde. Dieser hätte auf ihn hören sollen, als er gewarnt habe, dass alles sterbe, was Trump anfasse. Auch beim Kreuzverhör vor Gericht in New York kam wieder der Cohen zum Vorschein, der als unangenehmer Kerl verschrien ist. In New York sprach man von ihm und Trump als „den zwei Großmäulern“. Ob er wisse, wer er sei, fragte Trumps Verteidiger Todd Blanche Cohen. Schließlich habe er ihn auf Tiktok schon „jammernden kleinen Scheißer“ genannt. Cohen antwortete: „Klingt wie etwas, das ich sagen würde.“

Bis wenige Tage vor seiner Zeugenaussage hatte Cohen Tiraden gegen Trump losgelassen: Trumpismus bedeute Faschismus und müsse „ausgemerzt werden“, sagte er etwa. Erst die Ermahnung des Richters Juan Merchan, von weiteren Bemerkungen über den Fall abzusehen, brachte Cohen zum Schweigen. Im Zeugenstand sagte er kein böses Wort über Trump. Das dürfte auch daran liegen, dass er es Trumps Anwälten damit schwerer macht, ihn als rachsüchtigen, chronischen Lügner hinzustellen.

Trump hat seine Skrupellosigkeit von Cohn gelernt

Trump hatte in Sachen Skrupellosigkeit einen Mentor, das war Roy Cohn. Ein New Yorker, 19 Jahre älter als Trump, der sich als unerbittlicher Anwalt und Chefberater des Senators Joseph McCarthy in der Zeit der „Kommunistenhatz“ in den Fünfzigerjahren zweifelhaften Ruhm erworben hatte. Cohn zahlte seine Steuern nicht, bis er Millionen Schulden angehäuft hatte, wurde von seinen Klienten als „Pitbull“ oder „Schutzschild“ bezeichnet und sollte später seine Zulassung als Anwalt verlieren.

Dem jungen Geschäftsmann Trump half Cohn, wichtige Kontakte in der New Yorker Gesellschaft zu knüpfen, und lehrte ihn, sein Image zu pflegen. Die Prämisse: Angriffe sollten immer doppelt so heftig pariert und die Angreifer selbst eines Fehltritts beschuldigt werden.

Doch auch hier hielt die Loyalität Trumps nicht bis zum Ende. Als Cohn in den Achtzigerjahren an Aids erkrankte, distanzierte Trump sich von ihm. Noch nach Cohns Tod soll Trump abfällig über ihn gesprochen haben, etwa vor Freunden, denen er 2016 erzählte, er habe damals „ein Vermögen“ ausgeben müssen, um nach einem Besuch des aidskranken Cohn „das gesamte Geschirr und Besteck auszuräuchern“.

Wenn Trump eines verinnerlicht hat, dann dies, dass jeder ersetzbar ist. Umso verwunderlicher ist es, wie viele sich immer noch bereitwillig in seinen Dunstkreis begeben. Ein Beispiel für unerschütterliche Loyalität zu Trump ist der frühere Finanzchef der „Trump Organization“, Allen Weisselberg. Gerade sitzt der 76 Jahre alte Mann fünf Monate auf der Gefängnisinsel Rikers Island ab, weil er im vergangenen Jahr wegen Meineids zugunsten Trumps verurteilt wurde.

„Jeder Deal“ sei über den Tisch Weisselbergs gegangen, sagte Cohen vor Gericht. So habe er 2016 auch mit ihm darüber diskutiert, wie man die Zahlung an Stormy Daniels abwickeln könne, ohne dass sie auf Trump zurückzuführen sei. Weisselberg musste zweimal in Zivilprozessen im Zusammenhang mit Trumps Unternehmen aussagen, die nicht gut für Trump ausgingen: Im Fall des Betrugsprozesses über sein Unternehmen muss er 450 Millionen Dollar Strafe zahlen. Doch Weisselberg war trotz Absprachen mit der Staatsanwaltschaft immer darauf aus, Trump nicht weiter zu schaden. Nach fast fünfzig Jahren bei der „Trump Organization“ bekam er einen Abfindungsvertrag über zwei Millionen Dollar – und seine Anwaltsrechnungen wurden weiterhin übernommen.

So scheint es Glückssache, welcher Bluthund Trumps bis zum bitteren Ende gefüttert wird. Für einen Platz am Tisch reichen manchmal jedoch auch kleinere Gesten. So ließ Trump in dieser Woche Getreue im Gericht antanzen. Der republikanische Sprecher des Repräsentantenhauses, Mike Johnson, nahm in der Bank hinter Trump Platz und nannte Cohen einen Mann „auf persönlicher Rachemission“. Senator Rick Scott aus Florida sagte, was sein „Freund“ durchmache, sei „verabscheuungswürdig“.

Nur Trump selbst musste wegen eines Äußerungsverbots über seinen früheren Handlanger Cohen schweigen.

https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/fuer-donald-trump-gingen-seine-helfer-sogar-in-den-knast-19726486.html