ABN Amro swallows German financial institution Hauck Aufhäuser Lampe | EUROtoday
ABN Amro, mit 380 Milliarden Euro Bilanzsumme die drittgrößte niederländische Bank, kauft für 672 Millionen Euro die traditionsreiche deutsche Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe und wird sie mit ihrer deutschen Marke „Bethmann Bank“ zusammenführen. Damit entsteht in Deutschland der drittgrößte Vermögensverwalter für Privatkunden hinter Deutscher Bank und Commerzbank.
Vor allem auf die 1700 Mitarbeiter von Hauck Aufhäuser Lampe kommt vermutlich ein Stellenabbau zu, das Management von ABN Amro wollte sich dazu auf einer Pressekonferenz am Dienstag in Frankfurt aber nicht konkret äußern. Der Großteil der Vorteile aus der Übernahme – 60 Millionen Euro in drei Jahren – solle durch Wachstum, ein kleinerer Teil durch Kostenersparnis in der IT gehoben werden.
Hauck-Chef Bentlage fehlt
Bemerkenswerterweise auf der Pressekonferenz nicht anwesend war Michael Bentlage, seit Februar 2017 Vorstandsvorsitzender von Hauck Aufhäuser Lampe (HAL). Unter seiner Führung hat sich HAL prächtig entwickelt, 2023 einen Rekordgewinn von 113 Millionen Euro vor Steuern erzielt. Dem Vernehmen nach wollte der chinesische Private-Equity-Investor Fosun , der Hauck & Aufhäuser 2016 nach einer Bieterschlacht mit der französischen Bank Oddo für 210 Millionen Euro gekauft hat, dem Käufer am Dienstag die Bühne allein überlassen.
Fragen zur Zukunft Bentlages wurden von drei ABN-Amro-Managern auf der Pressekonferenz ausweichend beantwortet. Bis die Aufsichtsbehörden den Kauf genehmigt hätten – dies werde im ersten Quartal 2025 erwartet – sollen gemeinsame Mitarbeiterteams die Integration vorbereiten, sagte Hans Hanegraaf, der seit Juli 2017 das Deutschland-Geschäft von ABN Amro leitet. Bis dahin blieben beide Banken noch getrennt.
Fosun verkauft mit Gewinn
Die in Hongkong börsennotierte Fosun hatte am Dienstagmorgen um 2 Uhr deutscher Zeit den Verkauf von Hauck Aufhäuser Lampe bekanntgegeben. Da hochverschuldet, war Fosun wegen den ab Frühjahr 2022 stark gestiegenen Zinsen in Bedrängnis geraten, hat sich inzwischen am Kapitalmarkt aber mehrfach refinanziert. Den Verkauf des Tourismusunternehmens Club Med zu einem dem Vernehmen nach guten Preis lehnte Fosun gerade ab.
Es ist daher nicht davon auszugehen, dass der Verkauf von HAL aus Not geschieht, vielmehr steigt Fosun mit Gewinn aus dem Bankgeschäft in Deutschland aus. Der Verkaufspreis von 672 Millionen Euro übersteigt den Preis von 210 Millionen Euro, den Fosun für Hauck & Aufhäuser gezahlt hat, deutlich. Hinzukommen die rund 200 Millionen Euro, die Fosun für die frühere Oetker-Bank Lampe gezahlt hat.
Fondsgeschäft geteilt
Zudem behält Fosun fast 500 Mitarbeiter, die im Fondsdienstleistungsgeschäft in Luxemburg und Irland tätig sind. Damit sich für die Kunden nichts ändert, wurde zwischen ABN Amro und Fosun eine Kooperationsvereinbarung geschlossen. Für das bei Fusun verbleibende Geschäft wird keine Banklizenz benötigt – wohl aber für das Verwahrstellengeschäft, das zu ABN Amro wechselt. Damit erweitert die holländische Bank ihr bisher auf Vermögensverwaltung und Firmenkundengeschäft konzentriertes Geschäft in Deutschland.
Zu den meisten Verwahrstellen-Kunden wie Pensionskassen und Family Offices gebe es bisher kaum Berührungspunkte, gab Hanegraaf zu, zeigte sich aber zuversichtlich, das Geschäft mit seinen „attraktiven Provisionen“ ausbauen zu können. Er lobte HAL, die Bank gehöre zu den Pionieren in der Verwahrung von über die Blockchain begebenen Wertpapieren („digitale Assets“).
Mit nur 730 Mitarbeitern in Deutschland ist ABN Amro deutlich schlanker aufgestellt als Hauck Aufhäuser Lampe mit 1700. Das liegt auch an der bisher auf Private Banking und Firmenkundengeschäft konzentrierten Strategie. Inwiefern das Verwahrstellengeschäft und das Kapitalmarktgeschäft – Hauck ist durchaus ein starker Berater für Kapitalerhöhungen und Börsengänge kleiner mittelständischer Unternehmen – bei ABN Amro künftig eine große Rolle spielen wird, erscheint trotz der am Dienstag betonten Wachstumspläne offen.
Überlappungen im Niederlassungsnetz
Auch die Zukunft der Niederlassungen – Bethmann verfügt über dreizehn, HAL über elf Standorte in Deutschland – wird spannend. In großen Städten wie Hamburg, Berlin, Frankfurt, Köln, Düsseldorf, München und Stuttgart sind beide Banken vor Ort. Durch die Übernahme von Lampe gewinnt Bethmann aber nun Standorte in Westfalen (Bielefeld und Münster) sowie im angrenzenden Südniedersachsen (Osnabrück) hinzu, wo viele Familienunternehmen sitzen.
Diese Familien wolle man sowohl als Unternehmenskunde als auch als Unternehmerkunde betreuen, sagte Stefan Meine, seit 2017 Firmenkundenvorstand von ABN Amro Deutschland. „Keine Bank in Deutschland kann das so gut wie wir“, sagte Meine. Die frühere Lampe-Bank, die in der Tat gerade am Stammsitz in Bielefeld über den früheren Eigentümer Oetker hinaus viele Familienunternehmen betreut, sei für Bethmanns „integrierte Teams“ ein Vorbild gewesen, verriet Meine. Insofern passe der Zukauf bestens.
Auch die Frage, unter welchem Namen die Bank künftig in Deutschland auftreten werde, blieb am Dienstag unbeantwortet. Hauck & Aufhäuser verfügt über eine Firmengeschichte, die fast 230 Jahre zurück reicht. ABN Amro habe großen Respekt vor etablierten Marken, hieß es. In Frankreich und Belgien trete die Bank in der Vermögensverwaltung für reiche Privatleute nach Zukäufen unter nationalen Marken auf, nicht unter ABN Amro. So blieb auch der im Vergleich zu Hauck noch 50 Jahre ältere Bankenname Bethmann in Deutschland erhalten, auch wenn das Haus seit zwei Jahren keine eigenständige Bank sondern nur noch eine Marke von ABN Amro ist. Andere, weiter zurückliegende Zukäufe wie Delbrück, Maffei, Credit Suisse (Privatkundengeschäft) und LGT finden sich aber nicht mehr im Firmennamen.
Diese unvollständige Aufzählung zeigt schon, dass die Bethmann Bank vor und nach dem Kauf durch ABN Amro eine lange Historie an Zukäufen absolviert und erfolgreich gemeistert hat. Dahinter steht die klare Strategie mit der Erkenntnis, dass man in der Vermögensverwaltung über eine kritische Masse an verwalteten Vermögen verfügen muss, um angesichts des Margendrucks (etwa durch kostengünstige Indexfonds ETF) und notwendigen Investitionen in die Automatisierung profitabel zu bleiben.
Auch Hauck & Aufhäuser ist aus mehreren Banken hervorgegangen, ist aber erst seit dem Kauf durch Fosun richtig durchgestartet. Die Integration der Lampe-Bank während der Corona-Pandemie gelang reibungslos – ganz im Gegensatz etwa zur Integration der Postbank in die Deutsche Bank. Durch Lampe überflügelte Hauck im Private Banking den Wettbewerber Metzler und bringt nun 26 Milliarden Euro an Kundenvermögen in die neue Bank ein. Zusammen kommen beide Banken auf 70 Milliarden Euro.
https://www.faz.net/aktuell/finanzen/abn-amro-schluckt-deutsche-bank-hauck-aufhaeuser-lampe-19750222.html