ING and ABN Amro drive financial institution consolidation in Germany | EUROtoday

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Die von vielen für erforderlich gehaltene Bankenkonsolidierung in Deutschland wird nicht von Deutscher Bank und Commerzbank vorangetrieben. Neben VR-Banken und Sparkassen, die in ihren jeweiligen Kreditgruppen größere Einheiten bilden, sind vor allem ausländische Banken als Käufer aktiv, allen voran aus Holland.

Die heutige ING Deutschland hat es auch deshalb zur drittgrößten Privatkundenbank hierzulande gebracht, weil sie auf Teilen einer Bank aus dem Gewerkschaftssektor aufbaute. Und der kleinere niederländische Wettbewerber ABN Amro hat nach dem Kauf der Bethmann Bank in Deutschland weiter zugekauft und vollzieht mit Erwerb von Hauck Aufhäuser Lampe nun den nächsten Schritt. Mit dieser traditionsreichen Bank festigt ABN Amro seinen Platz als drittgrößter Vermögensverwalter in Deutschland.

Mut und Kultur

Dafür zahlt ABN Amro einen hohen Preis, denn er liegt – ungewöhnlich für europäische Banken – nahe am Buchwert von Hauck Aufhäuser Lampe. Das zeigt: Die niederländische Bank ergreift beherzt die Gelegenheit, wenn eine deutsche Privatbank auf den Markt kommt. Dahinter steckt die nicht unbegründete Zuversicht, dass sich der Kaufpreis wieder einspielen wird.

Denn offenbar bringen die Holländer eine passende Unternehmenskultur mit, in der sich sowohl reiche Kunden mit ihrer Firma als auch als Privatpersonen wohlfühlen. Viele Banken in Deutschland, allen voran Sparkassen und VR-Banken, scheitern dagegen meist daran, beides überzeugend aus einer Hand anzubieten. Und die Deutsche Bank hat nicht nur mit dem gerade erst aufgetauchten milliardenschweren Rechtsrisiko Postbank bewiesen, wie schwer sie sich mit diesem 14 Jahre zurückliegenden Kauf noch immer tut. Auch in Sachen IT liegen niederländische Banken meist vor den deutschen Kreditinstituten.

Insofern wirkt Hauck bei ABN Amro gut aufgehoben. Natürlich hätte man sich aus Mitarbeitersicht als neuen Eigentümer jemanden gewünscht, der nicht so viele geschäftliche Überlappungen aufweist wie Bethmann-Eigentümer ABN Amro, der mehrere Niederlassungen in den gleichen Städten hat wie Hauck Aufhäuser Lampe. Und natürlich ist der Verlust der Unabhängigkeit für den Finanzplatz und die Mitarbeiter schmerzlich. Es droht die Gefahr, als übernommene kleine Bank unter die Spar-Räder des ABN-Konzerns zu kommen. Doch der drohende Stellenabbau bei Hauck dürfte dadurch abgefedert werden, dass schon beim Kauf von Lampe ein Stellenabbau mit Alterszeitregeln vereinbart wurde, die teilweise erst in ein paar Jahren greifen.

https://www.faz.net/aktuell/finanzen/ing-und-abn-amro-treiben-bankenkonsolidierung-in-deutschland-19750220.html