Further losses anticipated on the inventory market | EUROtoday

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Nach dem deutlichen Kurssturz an den Aktienmärkten am vergangenen Freitag gehen die Kursverluste am Montag weiter. Grund sind Rezessionssorgen mit Blick auf die Wirtschaft der USA. Nach den schwachen US-Arbeitsmarktdaten vom Freitag habe sich eine gefährliche wirtschafts- und geopolitische Melange ergeben, meint Salah Bouhmidi vom Onlinebroker IG Europe. Zu enttäuschenden Quartalszahlen der großen Technologiekonzerne hätten sich ein Nachlassen der KI-Euphorie  sowie die Nachricht vom umfangreichen Verkauf von Apple-Aktien durch Warren Buffett gesellt sowie die Angst vor einer weiteren Eskalation im Nahen Osten.

„Wir haben unsere Wahrscheinlichkeit für eine Rezession in den nächsten zwölf Monaten um zehn Prozentpunkte auf 25 Prozent erhöht“, hieß es von den Analysten des Finanzhauses Goldman Sachs in einer jüngsten Studie. Noch pessimistischer zeigen sich die Analysten von JP Morgan, die die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den USA auf 50 Prozent schätzen. In Erwartung einer konjunkturellen Abkühlung rechnet Goldman Sachs nun mit Zinssenkungen der Fed im September, November und Dezember um jeweils einen Viertelprozentpunkt.

Marktteilnehmer halten es für möglich, dass die Notenbank der USA den richtigen Zeitpunkt verpasst hat, um mit Zinssenkungen zu beginnen. Schlechte Konjunkturnachrichten – vor einiger Zeit noch positiv gewertet, weil sie Hoffnungen auf Zinssenkungen machten – werden nun auch als schlechte Nachrichten wahrgenommen.

Schon am Freitag hatte der für die Wall Street relevante S&P-500-Index 1,8 Prozent auf 5347 Punkte verloren, der technologielastige Nasdaq war mit 18.441 Zählern 2,4 Prozent tiefer aus dem Handel gegangen. Am Montag ging der S&P 500 mit einem Minus von 3,7 Prozent und 5151 Punkten in den Handel. Der technologielas­tige Nasdaq-100 fiel um 4,8 Prozent auf 17.617 Zähler. Beide Indizes engten ihre Verluste danach etwas ein, sodass der S&P 500 zuletzt noch 3 und der Nasdaq-100 3,4 Prozent im Minus stand. Die amerikanische Notenbank hatte sich vor Börseneröffnung bemüht, die Märkte zu beruhigen. Es gebe eine gewisse Schwäche am Arbeitsmarkt, doch es sehe noch nicht nach einer Rezession aus. Die Notenbank müsse auf die Konjunktur achten, um nicht eine zu straffe geldpolitische Linie zu fahren.

Die Datenlage lasse aber nicht auf eine Überhitzung schließen, sagte der Chef des Notenbankbezirks Chicago, Austan Goolsbee. In dieser Woche stehen wichtige Quartalszahlen an, von denen weiterer Aufschluss über den Zustand der Wirtschaft erwartet wird. Besonders im Fokus stehen dabei der Industrieriese Caterpillar und der Medienkonzern Walt Disney. Apple verlieren am Montag mehr als 5 Prozent. Dem iPhone-Konzern Apple setzt zusätzlich zu, dass die Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway von Starinvestor Warren Buffett ihren Anteil um fast 50 Prozent reduziert hat. 

In der Nacht war in Tokio der 225 Werte umfassende Nikkei-Index drastisch abgestürzt – der Leitindex der Börse verlor 12,4 Prozent auf 31.458 Zähler. Der Nikkei hatte bis Mitte Juli einen guten Lauf gehabt, seit Anfang 2023 um mehr als 60 Prozent zugelegt und sogar seinen Rekordstand aus dem Jahr 1989 übertroffen. Der Kurssturz vom Montag ist der nach Punkten größte in der Geschichte der Tokioter Börse. Prozentual reiht er sich nach größeren Rücksetzern in den frühen Fünfzigerjahren und dem „Schwarzen Dienstag“ vom Oktober 1987 an Platz fünf ein, seit der Nikkei-Index täglich berechnet wird. Der breiter gefasste Topix verlor 12,2 Prozent auf 2227 Punkte.

In Japan komme zu den negativen Nachrichten aus den USA eine überfällige Reaktion auf die Abkehr der Bank of Japan von ihrer langjährigen Nullzinspolitik hinzu, meint Grzegorz Drozdz, Marktanalyst von Conotoxia.com. Deren Maßnahmen hätten den Yen in den vergangenen Wochen deutlich gestärkt, was sich negativ auf die Rentabilität japanischer Exporteure auswirke. Der Yen hatte Anfang Juli bei 161,59 Yen für den Dollar einen Rekordtiefstand zur US-Währung erreicht. Seitdem wertete er massiv auf zuletzt 142,692 Yen auf – immerhin um 13 Prozent in kürzester Zeit. Für die gleiche Abwertung hatte der Yen von Jahresanfang bis Juli gebraucht.

Auch am deutschen Aktienmarkt, an dem am vergangenen Freitag der Dax und der marktbreite F.A.Z.-Index um jeweils 2,3 Prozent gefallen waren, ging der Kursrückgang am Montag weiter. Der marktbreite F.A.Z.-Index notierte am Nachmittag dank der Erholungstendenz nach der schwachen Eröffnung der Wall Street 2,5 Prozent tiefer mit 2434 Punkten. Der Standardwerteindex Dax gab 2 Prozent auf 17.307 Zähler etwas weniger stark nach.

Bitcoin verliert bis zu 10.000 Dollar

An den Kryptobörsen fielen Bitcoin und Ether auf mehrmonatige Tiefststände. Bitcoin fiel von Freitagmittag bis Montagmorgen um rund 10.000 Dollar auf 50.000 Dollar, stabilisierte sich dann aber oberhalb von 53.000 Dollar. Ethereum gaben um rund 700 Dollar bis auf rund 2200 Dollar nach, werden aktuell aber wieder zu 2380 Dollar gehandelt. „Es ist eine große Erinnerung daran, dass Bitcoin und Krypto im Allgemeinen riskante Vermögenswerte sind und sich am äußersten Ende des Risikospektrums befinden“, sagte Tony Sycamore, Marktanalyst bei IG. Bitcoin hat damit die gesamten Gewinne der Februar/März-Rally abgegeben.

Im Euroraum blicken die Börsianer mittlerweile auch wieder pessimistischer auf die Konjunktur. Das Sentix-Barometer fiel im August um 6,6 Zähler auf minus 13,9 Punkte. Experten hatten einen geringeren Rückgang erwartet. Besondere Sorgen bereiten den Anlegern der Sentix-Umfrage zufolge die fragile geopolitische Situation, gerade im Nahen Osten, aber auch die im November anstehenden Präsidentschaftswahlen in den USA und die Landtagswahlen in den ostdeutschen Bundesländern im September. Mit Blick auf Deutschland fiel der Stimmungseinbruch besonders heftig aus: Das Barometer sank um zwölf Punkte, die Lagebeurteilung fiel auf den schlechtesten Wert seit Juni 2020.

An der türkischen Börse wurde am Montag der Handel zweimal unterbrochen, weil ein automatischer Handelsstopp aktiviert wurde. Der Index BIST-100 der 100 wichtigsten an der Börse Istanbul gelisteten Unternehmen hatte vor dem zweiten Stopp mehr als 7 Prozent verloren. Zuletzt lag der Index 4,6 Prozent im Minus. Die türkische Lira fiel zum Dollar auf ein Rekordtief von 33,39 Lira je Dollar.

Wenig positiv für den deutschen Aktienmarkt waren auch die Zahlen des Internetanbieters United Internet, der seine Prognosen für das Gesamtjahr senkte. Einer der Hauptgründe dafür sind Nachwirkungen eines vorübergehenden Ausfalls des Mobilfunknetzes Ende Mai. Infolge des Netzausfalls sei es zu erhöhten Kündigungsaussprachen gekommen, hieß es. Dadurch werde das Vertragswachstum 2024 niedriger als erwartet ausfallen. Erwartet werde im Gesamtjahr nun ein Umsatz von etwa 6,4 (bislang: 6,5) Milliarden Euro. Der Aktienkurs fiel am Montagmorgen um mehr als 17 Prozent auf 16,25 Euro.

Der aktuelle Abverkauf könne vor allem als Enttäuschung der Marktteilnehmer erklärt werden, die zu euphorisch gestimmt gewesen seien, meint Christian Subbe, Investmentvorstand des Family Offices HQ Trust. An den fundamentalen Daten habe sich nichts Materielles geändert. Dass die Technologieunternehmen stärker unter Druck gerieten als der breite Markt, liege an den höheren Erwartungen.

„In der aktuellen Berichtssaison geben die US-Unternehmen in der Breite gar kein so schlechtes Bild ab. Von allen bereits gemeldeten Zahlen konnten 80 Prozent der Unternehmen die Erwartungen schlagen“, sagt Subbe. Dies könne man auch am gleichgewichteten S&P-500-Index sehen, der wesentlich geringer unter Druck geraten sei.

„Eine Abkühlung der US-Konjunktur wurde erwartet und stellt keine grundsätzliche Überraschung dar. Das Ausmaß und die Geschwindigkeit der aktuellen Daten haben jedoch viele Marktteilnehmer überrascht und in einem saisonal dünnen Markt zu Panikverkäufen geführt.“ Tatsächlich verlor dieser am Freitag nur 1,75 Prozent, nachdem er schon eine ganze Weile dem konventionellen S&P 500, in dem die Technologiewerte hoch gewichtet sind, hinterherhinkte.

Kurzfristig erwartet HQ Trust keine Zinssenkung der Fed vor der nächsten Sitzung im September, jedoch dürfte die Rhetorik der Notenbanker weniger rigoros ausfallen. Das dürfte zur Beruhigung der Märkte beitragen. Auch von der Bank of Japan seien Maßnahmen zu erwarten, die die Märkte stabilisieren.

https://www.faz.net/aktuell/finanzen/dax-faellt-weiter-weitere-verluste-am-aktienmarkt-zu-erwarten-19900022.html