Gold for greater than 100 billion {dollars} | EUROtoday

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Die globale Goldnachfrage hat einen neuen historischen Höchststand erreicht. Und zwar sowohl dem Wert der gehandelten Menge nach, gemessen in Dollar, als auch dem Gewicht nach, gemessen in Tonnen. Das berichtet die Branchenorganisation World Gold Council (WGC) mit Sitz in London. Demnach wurden im dritten Quartal dieses Jahres in aller Welt 1313 Tonnen Gold nachgefragt, ein Plus von rund 5 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Aufgrund des ungewöhnlichen hohen Goldpreises überstieg damit zum ersten Mal in der Geschichte der Wert der in einem Quartal nachgefragten Goldmenge die Marke von 100 Milliarden Dollar.

Analystin Louise Street vom World Gold Council erläuterte im Gespräch mit der F.A.Z. die Zahlen: „„Haupttreiber dieser Entwicklung war die Investitionsnachfrage.“ Aber auch die Notenbanken in aller Welt sind weiterhin ein wichtiger Nachfrager nach Gold. Viele Länder diversifizieren ihre Währungsreserven, um sich unabhängiger vom amerikanischen Dollar zu machen. Allerdings haben sie dabei Zeit und können sich taktisch verhalten und vor allem bei günstigen Preisen kaufen.

Im dritten Quartal lag die Notenbanknachfrage mit 186,2 Tonnen nur bei rund der Hälfte des Vorjahresquartals und auch unter dem Wert des Vorquartals. „Besonders viel Gold hat zuletzt die polnische Notenbank gekauft, zudem die Notenbanken in Ungarn und Indien“, führte Street aus. Es gebe aber insgesamt eine große Gruppe von Notenbanken, die tendenziell Gold kauften. Diese Käufe könnten auch noch mal wieder anziehen, wenn der Preis mal etwas schwächer sei.

Goldpreis steht bei mehr als 2750 Dollar

Der Goldpreis hatte zuletzt immer wieder neue Rekorde erreicht. Das Goldhandelsunternehmen Bullion Vault hat die Zahl der Goldrekorde je Zeiteinheit mit anderen Phasen in der Geschichte verglichen und die Gegenwart schon als etwas ungewöhnlich bezeichnet. Seit der Euro-Einführung habe es nur 2010 noch mehr Goldrekorde gegeben. Zuletzt erreichte der Goldpreis am Mittwoch vor einer Woche einen historischen Höchststand – mit 2758,49 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm).

Die Nachfrage nach Gold für die Schmuckherstellung war rückläufig. Sie lag im dritten Quartal bei 543,3 Tonnen, das war ein Minus gegenüber dem Vorjahreszeitraum um sieben Prozent. Dabei dürfte auch der hohe Preis eine Rolle gespielt haben. Unter anderem in China wurde wenig Goldschmuck gekauft, es war das schlechteste dritte Quartal seit 2010. „Ähnlich wie im zweiten Quartal lässt sich die Schwäche auf den anhaltend hohen lokalen Goldpreis, das geringe Verbrauchervertrauen und das langsamere Wirtschaftswachstum zurückzuführen“, schreibt das World Gold Council. Anders war es in Indien, einem Land, in dem Goldschmuck ebenfalls traditionell eine wichtige Rolle spielt. Dort wurden im Juli die Einfuhrzölle auf Gold gesenkt. Das habe die Verbrauchernachfrage beflügelt, berichtet das Council.

Die Nachfrage nach Gold zu Investment-Zwecken ist den Angaben zufolge deutlich gestiegen. Sie lag im dritten Quartal bei 364,1 Tonnen, ein Plus gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 132 Prozent. Das betraf allerdings vor allem das sogenannte „Papiergold“, Investitionen in Wertpapiere wie börsengehandelte Indexfonds (ETF) und ähnliche Anlageprodukte. Bei denen hatte es im Vorjahreszeitraum noch einen Abfluss von 139,1 Tonnen Gold gegeben, jetzt lagen die Zuflüsse netto bei 94,6 Tonnen.

Barren und Münzen dagegen, das „physische Gold“, wurden global betrachtet weniger gekauft, die Nachfrage ging von 295,9 auf 269,4 Tonnen zurück, ein Minus von neun Prozent. Die sogenannten OTC-Geschäfte („Over the Counter“) legten zu, von 69,4 Tonnen im Vorjahreszeitraum auf 136,5 Tonnen im dritten Quartal dieses Jahres.

Deutsche verkaufen nicht mehr so viele Barren

In Deutschland hat offenbar der Trend, dass Leute wegen des hohen Goldpreises ihr physisches Gold verkaufen, um Gewinne mitzunehmen, etwas nachgelassen. Die Nachfrage nach Barren und Münzen hierzulande lag im dritten Quartal netto bei 3,5 Tonnen, nach 11,5 Tonnen im Vorjahreszeitraum.

Allerdings war die Nachfrage im zweiten Quartal dieses Jahres netto sogar negativ gewesen, das heißt, es hatten mehr Leute Barren und Münzen verkauft als gekauft. Das scheint sich wieder umgekehrt zu haben. „In Deutschland hat die Tendenz, dass Privatanleger sich wegen des hohen Preises von Goldbarren und Goldmünzen trennen, etwas nachgelassen – der eine oder andere wartet vielleicht doch ab, ob der Preis nicht noch weiter steigt“, sagte Street. In der Türkei hingegen hätten die hohen Zinsen die Nachfrage nach Goldbarren und Münzen offenbar gedämpft.

Ein Teil der globalen Goldnachfrage entfällt immer auch auf die Industrie und die Zahnmedizin. Die Menge für Zahngold bewegt sich global knapp oberhalb von zwei Tonnen, zuletzt gab es einen leichten Rückgang auf 2,2 Tonnen. Die Nachfrage aus der Technikbranche insgesamt, vor allem für Elektronik, ist dagegen auf Jahressicht spürbar gestiegen, von 77,3 auf 83 Tonnen, ein Plus von sieben Prozent. Der Elektronik-Sektor allein verbuchte sogar ein Plus von neun Prozent. Gold wird unter anderem in der Smartphone-Herstellung eingesetzt. Aber auch die Fertigung von Computerchips für die Künstliche Intelligenz (KI) sei mittlerweile zu einer „kritischen Komponente“ der Goldnachfrage geworden, sagte Analystin Street. Gold, das in gedruckten Schaltkreisen eingesetzt werde, habe „ein weiteres starkes Quartal verzeichnet“, berichtet das Council.

Die Branchenorganisation hat sich auch mit der Frage befasst, wie es mit der Goldnachfrage weitergehen dürfte. „Die Zentralbankkäufe bleiben auf Kurs für ein starkes Jahr, während die Schmuckkäufe zurückgehen“, heißt es im Ausblick des World Gold Council. Die Investitionen in Barren und Münzen dürften stabil bleiben, während das Goldangebot steige und die Produzenten auf ein Rekordjahr hinarbeiteten. „Eine Prognose für den Goldpreis geben wir nicht ab“, sagte Analystin Street: „Aber die aktuellen Umstände stützen derzeit die Entwicklung des Goldpreises.“ Dazu gehörten das Szenario sinkender Zinsen und die geopolitischen Risiken. Analysten erwarten nach Zahlen des Datenanbieters Bloomberg für das vierte Quartal im Median einen Goldpreis von 2595 Dollar – etwas weniger also als den derzeitigen Preis von rund 2750 Dollar.

https://www.faz.net/aktuell/finanzen/gold-fuer-mehr-als-100-milliarden-dollar-110077360.html