High key rate of interest weighs on Moscow inventory change | EUROtoday
Russlands Zentralbankchefin Elwira Nabiullina wird aus der Wirtschaft des Landes derzeit heftig für ihre straffe Geldpolitik kritisiert. Ende Oktober hob sie den Leitzins auf nun 21 Prozent an – damit ist er sogar höher als kurz nach Russlands Überfall auf die Ukraine im Februar 2022, als sie ihn auf 20 hochgerissen und damit einen „Banken-Run“ verhindert hatte. Nabiullina sieht keine andere Möglichkeit, die steigende Inflation im Land zu bremsen. Ihre Prognose für die Teuerungsrate hat die Zentralbank inzwischen für dieses Jahr auf gut acht Prozent nach oben korrigiert.
Unter den hohen Zinsen leiden besonders Unternehmen aus zivilen Branchen, da sie anders als die kriegswichtigen Betriebe keinen Zugang zu staatlich geförderten Krediten haben. Das macht sich auch am Aktienmarkt bemerkbar: Seit Anfang Mai dieses Jahres hat der wichtigste, in Rubel berechnete Index Moex, der die 50 größten Unternehmen abbildet, um rund 24 Prozent an Wert verloren und bewegt sich nun knapp oberhalb der Marke von 2500 Punkten.
In den Monaten nach Beginn des russischen Großangriffs auf die Ukraine im Februar 2022 war der Index sogar unter 2000 Punkte gerutscht, hatte sich danach aber wieder erholt – und lag Ende April dieses Jahres wieder bei fast 3500 Punkten. Dann begann der langsame Niedergang, da sich Anleger schon im Mai mit Verkäufen auf die Zentralbanksitzung im Juli vorbereiteten – bei der Nabiullina erwartungsgemäß den Zinssatz zum ersten Mal seit sieben Monaten anhob, von 16 auf 18 Prozent. Mittlerweile hat die Leitbankchefin ihre Rhetorik noch verschärft, sodass eine weitere Erhöhung in diesem Jahr erwartet wird, vermutlich auf 23 Prozent. Denn die Inflationserwartungen sind nach wie vor hoch, was dazu führt, dass die Russen viel Geld ausgeben und Kredite aufnehmen, statt es, wie von der Zentralbank gewünscht, auf Sparkonten einzuzahlen.
Das Grundproblem, wie Nabiullina immer wieder betont, ist der demographie- und kriegsbedingte Mangel an Arbeitskräften. Die Arbeitslosenquote lag zuletzt bei lediglich 2,4 Prozent. Da zugleich der Staat Milliarden in den Rüstungssektor pumpt und kriegswichtige Betriebe auf Hochbetrieb laufen, müssen Unternehmen mit immer höheren Löhnen um die wenigen verfügbaren Arbeitskräfte kämpfen; in der ersten Jahreshälfte stiegen die Reallöhne um gut 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Die hohe Nachfrage kann nicht bedient werden
Die Produktionskapazitäten auszubauen gelingt den Unternehmen nicht: Einerseits können sie es sich nicht leisten, Kredite aufzunehmen, andererseits kommen sie wegen der Sanktionen nur schwer an die nötigen Maschinen und Bauteile. Die hohe Nachfrage kann daher nicht bedient werden, die Preise steigen. Der Chef der Staatskorporation Rostec, in der die staatlichen Rüstungsbetriebe vereint sind, Sergej Tschemesow, schimpfte neulich gegenüber dem Wirtschaftsmedium RBK, Nabiullinas konservative Finanzpolitik könne zu Stagflation führen – also zu hoher Inflation bei gleichzeitig niedrigem Wirtschaftswachstum. Für das nächste Jahr geht die Zentralbank nur von einem Wachstum von 0,5 bis 1,5 Prozent aus. „Wenn wir so weitermachen, werden die meisten unserer Unternehmen bankrottgehen“, sagte Tschemesow.
Nabiullina hält dagegen mit dem Argument, die einzige Folge niedrigerer Zinsen und damit günstigen Geldes sei ein noch intensiverer Wettbewerb um die zu knappen Arbeitsmarktressourcen, der „die Preise für die Endprodukte weiter in die Höhe treibt und die Inflationsspirale in Gang setzt“. In ihren Reden deutet die Zentralbankchefin an, dass sie die hohen Staatsausgaben – Russland will im kommenden Jahr den Etat für die Rüstung noch einmal ausbauen auf umgerechnet rund 128 Milliarden Euro – und die geförderten Kredite dafür verantwortlich macht, dass der hohe Leitzins nicht so schnell wirkt wie gehofft.
Analysten sehen in dieser Lage den Vorteil bei Unternehmen mit niedriger Verschuldung, da sie ihre Kredite nicht zu schlechten Bedingungen refinanzieren müssen, sowie bei solchen, die kein teures Kapital aufnehmen müssen, etwa IT-Konzerne wie Yandex oder die Personalrekrutierungsplattform Headhunter, die beide mittlerweile nicht mehr im Ausland, sondern in Russland registriert sind. Die Aktien von Yandex haben seit Jahresbeginn um 38 Prozent zugelegt. Auch der Goldproduzent Polyus wird angesichts steigender Weltmarktpreise positiv hervorgehoben, so von den Analysten des Investmenthauses BKS Mir Investizii. Die Papiere von Polyus liegen seit Jahresbeginn mit 34 Prozent im Plus. Was die Perspektiven anderer Konzerne und des Moex insgesamt angeht, herrscht unter Marktteilnehmern indes große Unsicherheit – einerseits wegen der Präsidentschaftswahlen in den Vereinigten Staaten, andererseits wegen der nächsten Zentralbanksitzung im Dezember. Je näher diese rücke, umso größer werde die Volatilität am Markt, schrieben die Analysten von BKS am Dienstag.
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