Almost 95 p.c have cell telephones | EUROtoday

Get real time updates directly on you device, subscribe now.

In welche Dimension das neue australische Gesetz ausgreift, das Kindern und Jugendlichen unter 16 Jahren den Zugang zu Social-Media-Plattformen verbietet, verdeutlichen nicht nur die amokartigen Reaktionen der Konzerne, die davon betroffen sind – Elon Musk mit X, Meta mit Facebook oder Tiktok –, vermeintlich ihr Herz für den Jugendschutz entdecken und warnen, die Jugend werde in „dunkle Ecken“ des Internets abgedrängt. Allein die Mediennutzung der Jugend­liche unterstreicht, worum es geht. Fast alle haben ein Smartphone und nutzen mindestens einen Messengerdienst oder eine Plattform.

Das besagt eine aktuelle Umfrage des Digitalverbandes Bitkom, mehr noch aber die seit 1998 jährlich er­hobene Studie „Jugend, Information, Medien“ (JIM) des Medienpädago­gischen Forschungsverbands Südwest, zu dem sich die Landesmedienanstalten Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz sowie der Südwestrundfunk zusammengeschlossen haben. Drei Viertel aller Kinder im Alter zwischen zehn und zwölf Jahren, sagt die Bitkom, verfügten über ein eigenes Smartphone. Für die Altersgruppe zwölf bis neunzehn gilt laut Bitkom und JIM-Umfrage: „fast alle“ (bis 95 Prozent). Ein eigenes Tablet haben drei Fünftel, die Hälfte Laptop, Spielekonsole, „Wearables“ und Fernseher. Computer sind auf dem Rückzug.

Genutzt werden zur Kommunikation das Smartphone (98 Prozent) und das Internet (96). Musikhören liegt an dritter Stelle (93), es folgen Videos (85) TV und digitale Spiele (75), Videoportale (69), Radio (56). Audioplattformen gewinnen an Zuspruch – 85 Prozent der Teenager haben mindestens ein Streamingabo. Sie hören Podcasts (70 Prozent). Hörspiele und -bücher verlieren an Bedeutung. Zwei Fünftel der Jugendlichen nutzen Sprachassistenten, etwa ein Drittel liest regelmäßig ein Buch, sagt die JIM-Studie, für die 1200 Jugendliche zwischen zwölf und neunzehn Jahren befragt wurden.

Wichtigstes Thema ist der Krieg

Neun von zehn Teenagern sind täglich online, pro Tag im Schnitt 201 Minuten, was im Vergleich zum Vorjahr erstaunlicherweise einen Rückgang um 23 Minuten bedeutet. Die angesagteste App ist Whatsapp (genutzt von 96 Prozent), es folgen Instagram (62), Tiktok (54), Snapchat (52). Dis-cord, Pinterest und Facebook sind abgeschlagen (20). Unter „Fernsehen“ verstehen Jugendliche Netflix (24 Prozent) und Youtube (12). 108 Minuten tägliche Streamingnutzung steht dafür; „Fernsehinhalte“ würden 66 Minuten pro Tag abgerufen.

Für die Weltläufte interessieren sich Jugendliche in hohem Maß (83 Prozent), die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten erachten sie als wichtigstes Thema (44). Sport­liche Großereignisse wie die Fußball-EM oder die Olympischen Spiele halten 27 Prozent der Jungen für wichtig. Den Klimawandel fasst ein Fünftel der jungen Leute als zentrales Thema auf, ebenso die Wahlen in Europa und den USA. Die wichtigste Nachrichtenquelle ist das persönliche Umfeld (Familie 74 Prozent, Freunde 65), es folgen Radio- und TV-Nachrichten (56), dann Plattformen (Ins­tagram, Youtube, Tiktok, 30 Prozent). Zeitungen und Zeitschriften (online und Print) ziehen 13 bis 15 Prozent der Teenager zur Information heran.

Fake News und sexuelle Belästigung

Auf Fake News sind der Umfrage zufolge 61 Prozent der Jugendlichen im zurückliegenden Monat gestoßen, 57 Prozent auf beleidigende Kommentare, extreme politische Ansichten (54), Verschwörungstheorien (43) und Hassrede (40). Von ungewolltem Kontakt mit pornographischen Inhalten berichtet ein Viertel. Fast jeder Dritte der Befragten gibt an, im Internet sexuell belästigt worden zu sein – hauptsächlich auf Social Media; Instagram werde besonders oft genannt.

Nachrichtenvermeidung gibt es un­ter den Jungen selbstredend auch, acht Prozent meiden Nachrichten „oft“, 32 Prozent „gelegentlich“. Wenig Scheu zeigen die Jugendlichen im Umgang mit Künstlicher Intelligenz. 57 Prozent sagen, sie setzten ChatGPT oder andere KIs ein – für Hausaufgaben (65 Prozent), zur Un­terhaltung (52), Informationssuche (43) oder Problemlösung (35). Gefragt nach ihren Zukunftserwartungen äußern sich die Zwölf- bis Neunzehnjährigen hoffnungsvoll für ihren persön­lichen Werdegang, doch voller Sorge mit Blick auf das Weltgeschehen, vor allem Kriege.

Die großen Plattformen, sagte der Chef der Landesmedienanstalt Rheinland-Pfalz, Marc Jan Eumann, bei der Vorstellung der Umfrage, würden „ihrer Verantwortung nicht gerecht. Viel zu oft sind dort jugendgefährdende und demokratiefeindliche Inhalte zu sehen“. Australien, fügen wir an dieser Stelle an, hat darauf eine Antwort gegeben.

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/wie-teenager-medien-nutzen-fast-95-prozent-haben-handy-110148792.html