Why Ukrainian pasta will get insurance coverage protection | EUROtoday

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Der Familienbetrieb Vilis stellt Pasta, Instantnudeln und Fruchtaufstriche her. Er ist einer der größten Lebensmittelhersteller der Ukraine. Sein Werbespruch heißt: „Gut, weil es ukrainisch ist.“ Das verkauft sich auch im Westen gut. Unlängst hat Vilis in Riwne eine neue Produktionsstätte eingeweiht. Dafür haben sie 92 Millionen Hrywnja, 2,1 Millionen Euro, ausgegeben. Das klingt einfacher, als es war.

Riwne ist eine Stadt mit 250.000 Einwohnern im Nordwesten der Ukraine. Die Front ist weit, der Krieg, mit dem Russland das Land überzieht, nahe. Auch hier beklagen Familien gefallene Söhne, bricht die Stromversorgung immer wieder weg. Das Familienunternehmen Vilis um Gründer Victor Zhabchyk stand noch vor einem ganz anderen Problem: Sollten sie Millionen in den Ausbau des Geschäfts investieren trotz des Risikos der Zerstörung durch russische Raketen?

Dass das gelang, ist der Verdienst der ukrainischen Exportkreditagentur. Sie deckte das Investment in die Produktion samt Kesselhaus komplett gegen Kriegsrisiken ab. Das ist nicht selbstverständlich. Es war, wie „Ukraine Business News“ Ende November berichtete, das zweite derartige Projekt der Agentur. Normalerweise versichert sie Exporte und keine Investments in die Produktion.

Niedrige Haftungssumme, hohe Prämie

Der Fall zeigt das Dilemma, in dem das kriegszerstörte Land sich befindet. Es braucht Hunderte Milliarden Dollar für den Wiederaufbau. Doch es kann nicht die Sicherheit geben, die Investoren erwarten. Internationale Versicherungsunternehmen haben sich nach Kriegsbeginn zurückgezogen. Örtlichen Anbietern fehlen die Rückversicherer. Wenn es Anbieter gibt, die Risiken übernehmen wollen, sind die Haftungssummen meist zu gering, die Prämien dafür hoch.

Internationale Finanzinstitute wollen diesen Teufelskreis durchbrechen, private Versicherer zu mehr Engagement ermutigen und so mehr Kapital in die Ukraine locken. Ohne die Privaten gehe es nicht, schreibt Adam M. Mycyk, Kiewer Partner der auf Versicherungslösungen spezialisierten Anwaltskanzlei Dentons: „Die Beteiligung privater Versicherer wird entscheidend sein, um die Verfügbarkeit von Kriegsrisikoversicherungen zu erhöhen und eine umfassende Deckung für ein breites Spektrum von Investitionen zu gewährleisten.“

Europäische Garantien

Ein neues Garantieprogramm der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE) soll das nun, am Ende des dritten Kriegsjahres, vorantreiben. De facto übernimmt sie ein Teil des Risikos. „Wir versuchen hier einen Markt in Gang zu setzen“, sagt EBWE-Direktor Francis Malige. Das Programm der Osteuropabank umfasst Garantien über 110 Millionen Euro für Kriegsrisiken in der Ukraine und richtet sich ausschließlich an Rückversicherer. Mit der Konzentration auf diese Versicherer der Versicherer erhofft sich die Bank, dass damit ein Schutzvolumen von einer Milliarde Euro in der Ukraine angeboten werden kann. Das wären 500 Investments wie in das Pastageschäft der Firma Vilis.

Allerdings zielt die EBWE auf einen anderen Sektor ab. Das Geld soll bis auf Weiteres nur dem Schutz des Güterverkehrs im Binnenland zugutekommen und Kriegsschäden von Spediteuren und Bahnen abdecken. Der britische Rückversicherer MS Amlin sei der erste, der die Fazilität nutze, heißt es. In der Ukraine gehörten die örtlichen Versicherungen INGO, Colonnade und UNIQA zu den ersten Kooperationspartnern. Über ihre breiten Vertriebsnetze hofft die Bank viele kleine und mittlere Unternehmen zu erreichen, um sie gegen Kriegsschäden abzusichern.

Man sei offen für eine Ausweitung des Programms, sollte es die Nachfrage dafür geben, sagte Malige. Auch könnte die Finanzierung, die unter anderem aus Frankreich, Großbritannien, Norwegen und Taiwan stamme, aufgestockt werden. Dazu befinde man sich mit Geldgebern wie der EU und der Schweiz in „fortgeschrittenen Verhandlungen“.

Die EBWE bezeichnet dieses System der Versicherungsunterstützung als „das erste seiner Art“. Doch hat es seit Kriegsausbruch viele Anläufe für Versicherungslösungen gegeben. Am bekanntesten ist die Absicherung gegen Kriegsrisiken für die Schifffahrt im Schwarzen Meer. Hier ist die deutsche DZ Bank an einem Versicherungsangebot beteiligt, mit dem unter anderen Lloyd’s of London und ukrainische Staatsbanken Schäden an Schiffen und Besatzung abdecken, die die für die Ukraine überlebenswichtigen Getreideexporte durch den Schwarzmeerkorridor abwickeln.

Stütze aus den USA

Die amerikanische Regierung hatte zur Jahresmitte 300 Millionen Dollar zur Subventionierung von Versicherungsangeboten in der Ukraine und weitere 50 Millionen Dollar zur Stärkung des Rückversicherungsmarktes angekündigt. Das Geld sollte vor allem der Absicherung von Kriegsschäden in der Landwirtschaft, im verarbeitenden Gewerbe und im Gesundheitswesen dienen. Hieran war, wie auch im Fall des EBWE-Programms, der amerikanisch-britische Versicherungsmakler Aon beteiligt. Auch die Weltbank ist über ihre Multilaterale Investitions-Garantie-Agentur im Absicherungsgeschäft in der Ukra­ine engagiert. Dazu gehören Garantien für einen Industriepark in Lemberg, Bankengagements und Handelsfinanzierungen, in dem Fall zusammen mit der EBWE.

In Kiew selbst verhandelt das Parlament über Vorschläge, die bestehenden staatlichen Absicherungsmechanismen in einem landesweiten System zusammenzufassen. Eine staatliche Agentur würde Versicherungsprodukte standardisieren und die Regeln festlegen, nach denen Versicherer an dem System teilnehmen könnten. Abgedeckt würden Kriegsschäden, aber keine politischen Risiken, Doppelversicherungen würden ausgeschlossen, so fassen die Rechtsanwälte von Dentons die Pläne zusammen.

Sie sehen darin eine Reihe von Vorteilen wie die Stärkung ausländischer Direktinvestitionen, niedrige Versicherungsprämien und eine Stärkung des Wachstums. Allerdings warnen sie auch vor Risiken. So könnten Investoren wegen der begrenzten Abdeckung trotz Versicherung auf erheblichen Verlusten sitzen bleiben. Wegen des Kriegs bleibe das Umfeld volatil, was zu schwankenden Prämien und Deckungsbeiträgen führe.

Nicht zuletzt blieben wirksame Kriegsrisikoversicherungen auf internationale Garantien angewiesen. Ohne den künftigen amerikanischen Präsidenten Donald Trump und dessen skeptische Haltung gegenüber der Ukraine zu erwähnen, schreiben sie: „Wenn diese Unterstützung abnimmt, könnten die Verfügbarkeit und Erschwinglichkeit der Versicherung beeinträchtigt werden.“

https://www.faz.net/aktuell/finanzen/finanzmarkt/warum-ukrainische-pasta-versicherungsschutz-bekommt-110210115.html