ARD continues to wrestle for phrases relating to the Thilo Mischke and “ttt” case | EUROtoday

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Die ARD tut sich weiterhin schwer, zu erklären, wie die Berufung des Journalisten Thilo Mischke zum Moderator des Kulturmagazins „ttt – titel, thesen, temperamente“ vonstatten ging und warum man dann doch von ihr, nach einem kleinen Proteststurm von außen, wieder abrückte. Zunächst hatte es, als die ARD zu ihrer Personalentscheidung noch stand, geheißen, Mischke sei „zu einem Casting eingeladen“ worden, aus „dem er als einer von zwei Gewinnern hervorging“. Der „Castingprozess“ sei „gemeinsam von den an ‚ttt‘ beteiligten Redaktionen gestaltet“ worden. Die „Entscheidung zwischen den beiden von den Redaktionen favorisierten Kandidaten“ sei dann „von den Kulturchef*innen der entsprechenden Landesrundfunkanstalten auf der Grundlage einer Publikumsbefragung getroffen“ worden.

Das klingt nach einem reibungslosen Ablauf, der aber vielleicht nicht ganz so reibungslos war, wie man in der F.A.S. nachlesen kann: Nach dem Casting mit fünf Kandidaten – im Juni 2024 – habe ein anderer Bewerber mit vier zu zwei Stimmen der sechs an „ttt“ beteiligten Kulturredaktionen vorn gelegen. Bei der Zuschauerbefragung im Oktober habe Mischke in einer Kategorie wie Jugendlichkeit überzeugt, in puncto Seriosität oder kulturelle Kompetenz nicht. Trotz kritischer Stimmen aus den Redaktionen hätten sich die Kulturchefs für Mischke entschieden.

„Vor allem im Punkt ,Authentizität’ überzeugt“

In der Darstellung der ARD klingt das auf konkrete Nachfragen so: Thilo Mischke sei „als einer von zwei Favoriten aus einem Casting“ hervorgegangen. Beim „anschließenden Nut­zertesting lagen die beiden favorisierten Kandidaten eng aneinander in den Ergebnissen“. Mischke habe „aber vor allem im Punkt ,Authentizität‘“ überzeugt, „was unter anderem Ausschlag für die Besetzung gegeben hat“. Zu seiner Berufung habe man „innerhalb der beteiligten Redaktionen viele intensive und teils auch kontroverse Gespräche geführt. Eine offene Diskussionskultur ist Teil unserer Redaktionskultur und Meinungsvielfalt Teil unseres journalistischen Selbstverständnisses. Schlussendlich gab es auf Basis der Casting-Ergebnisse eine einstimmige Entscheidung der Kulturchefinnen und Kulturchefs.“ Die Frage, ob oder wie zu der Entscheidung beigetragen habe, dass der Podcast „ttt für die Ohren“ zwischen Thilo Mischke und der Podcasterin Jule Lobo schon vereinbart gewesen sei, beantwortete die ARD nicht.

Zu der polarisierten Auseinandersetzung um die Person Mischke, dem vor allem sein Roman aus dem Jahr 2010 „In 80 Frauen um die Welt“ als frauenfeindlich vorgehalten wird, von dem er sich distanziert und dessen Neuauflage er laut ARD verhindert hat, hätten die für „ttt“ entscheidenden Kulturchefs demnach ihren Beitrag geleistet. Den zu benennen könnte helfen, den Scherbenhaufen zumindest ein wenig zusammenzukehren.

In ihrem gemeinsam mit ihrem Mann Sascha produzierten Podcast „Feel the News“ wehrt sich Jule Lobo derweil gegen hasserfüllte, persönliche Angriffe, die sie in der Causa erfährt. Sie erklärt, dass sie die Idee für den Podcast mit Mischke hatte und die ARD unabhängig davon auf ihn zugegangen sei, plädiert für Ambiguitätstoleranz und Fehlerkultur, zeigt Verständnis für einige von Mischkes Kritikerinnen (für einige dezidiert nicht), nimmt diesen aber gegen ­Fundamentalkritik in Schutz. Er sei selbstkritisch, achtsam und offen und nicht die „Inkarnation des Bösen“. Der Sender Pro 7, bei dem Mischke mit beachtlichen Reportagen reüssierte, setzt weiter auf ihn.

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/ard-ringt-zur-causa-thilo-mischke-und-ttt-weiter-um-worte-110224145.html