Wie das „Columbia“-Unglück die Raumfahrt verändert hat

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Nur noch 16 Minuten war die „Columbia“ von der Landung entfernt. Weltweit blickten Millionen Menschen über ihren Fernseher in den wolkenlos-blauen Himmel über Texas in Erwartung des Landeanflugs – doch dann geschah das Unglück: Das Space Shuttle zerbrach und verglühte beim Eintritt in die Erdatmosphäre, alle sieben Crew-Mitglieder starben. Am Mittwoch ist das genau 20 Jahre her.

Im Kontrollzentrum in Florida, wohin um 8.59 Uhr Ortszeit die letzten unverständlichen Worte aus der „Columbia“ übermittelt worden waren, bevor der Kontakt abbrach, stand in den Gesichtern der Familienmitglieder der Astronauten und der Ingenieure blankes Entsetzen. „Die Menschheit wird von der Inspiration der Entdeckung und der Sehnsucht nach Verstehen in die Dunkelheit geleitet“, sagte der damalige Präsident George W. Bush kurz darauf an sein Land gewandt. „Unsere Reise in den Weltraum wird weitergehen.“

Die Crew der „Columbia“ STS-107 Mission: David Brown, William McCool, Michael Anderson und Kalpana Chawla, Rick Husband, Laurel Clark und Ilan Ramon
Die Crew der „Columbia“ STS-107 Mission: David Brown, William McCool, Michael Anderson und Kalpana Chawla, Rick Husband, Laurel Clark und Ilan Ramon
Quelle: dpa

Teile der „Columbia“ fanden sich später in einem Radius von 200 Kilometern über Texas und dem Nachbarstaat Louisiana verstreut – auf Autobahnen, in Büros, in Wäldern. Ein Tag, der zum Triumph für die US-Raumfahrtbehörde Nasa und die bemannte Weltraumforschung werden sollte, endete in einem Desaster. Bei einer Gedenkfeier erinnerte die Nasa vor wenigen Tagen an die Opfer und an alle anderen, die bei der Arbeit rund um die Raumfahrt ums Leben gekommen sind.

Die „Columbia“ war nicht irgendeine Raumfähre. Sie war die erste, der Grundstein einer Flotte nationaler Ikonen. Am 12. April 1981 hob sie vom Startplatz 39A des Kennedy Space Centers im Bundesstaat Florida ab. Auf „STS-1“, so der Codename der ersten Mission, folgten in einer 30 Jahre dauernden Space-Shuttle-Ära vier weitere Raumfähren und mehr als 1300 Tage im All bei 134 Flügen – bis die „Atlantis“ am Ende der Mission „STS-135“ im Juli 2011 zum endgültig letzten Mal aus dem Weltraum kommend auf der Erde aufsetzte.

Schon beim Start der Unglücksmission „STS-107“ war etwas schiefgelaufen. Das machte – wie Untersuchungen später ergaben – das Desaster beim Landeversuch unausweichlich. Ein Stück Schaumstoff-Isolierung eines Tanks der Raumfähre brach ab und schlug ein Loch in die Vorderkante des linken Flügels. Wissenschaftler der Nasa hatten das zwar bemerkt, aber das Ausmaß des Schadens unterschätzt.

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Einige Nasa-Manager hätten Sorgen gehabt, schrieb ein ehemaliger Nasa-Ingenieur vor Kurzem in einem Gastbeitrag für den „York Daily Record“. Es habe auch die Bitte um bessere Fotos des Schadens gegeben, die sei aber abgelehnt worden. Eine Notfall-Rettungsmission wäre wahrscheinlich möglich gewesen, ergaben spätere Untersuchungen. Doch die Nasa unternahm nichts.

Das Isolierschaum-Stück hatte den Hitzeschutz der Raumfähre beschädigt. Beim Eintritt in die Erdatmosphäre fielen nacheinander die Instrumente im linken Flügel wegen Überhitzung aus, die „Columbia“ geriet kurz vor ihrer geplanten 28. Landung außer Kontrolle und zerbrach schließlich. Die sieben Astronauten – fünf Amerikaner, darunter eine Frau, sowie der erste Israeli im All und eine Inderin – hatten Untersuchungen zufolge keine Chance, sich zu schützen. Rick Husband, William McCool, Michael Anderson, Kalpana Chawla, David Brown, Laurel Clark und Ilan Ramon waren innerhalb von Sekunden tot.

Obwohl das Desaster der „Columbia“ nicht das erste der Shuttle-Geschichte war – 1986 starben sieben Astronauten, als die „Challenger“ kurz nach dem Start auseinanderbrach – sollte es die Raumfahrt doch für immer verändern. Die Raumfährenflotte wurde zunächst vorübergehend für knapp zwei Jahre in den Hangar verbannt und umfangreiche Tests, Untersuchungen und Verbesserungen angeordnet. Das Resultat waren unter anderem bessere Sitze und Anschnallgurte.

Keine Raumfähren mehr

Inzwischen sind die Shuttles komplett aussortiert – und die Nasa-Ingenieure von der Idee der Raumfähren abgekommen, auch wenn die schwere Frachten transportieren können. Der Fokus liegt stattdessen auf Kapseln, wie beispielsweise der „Crew Dragon“ der privaten Raumfirma SpaceX von Elon Musk, mit dem bereits Astronauten zur Internationalen Raumstation ISS gebracht werden. Die von der Nasa selbst für die „Artemis“-Missionen zum Mond und später auch zum Mars entwickelte Kapsel „Orion“ absolvierte Ende 2022 erfolgreich ihren ersten richtigen Testflug.

Weil diese Kapseln beim Start auf der Rakete angebracht sind und nicht daneben, sind sie möglichen Trümmern nicht so ausgesetzt. Zudem könnten die Astronauten bei einem Notfall vor oder während des Starts von oben heraus aus der Kapsel befreit werden. „Wir arbeiten dafür, unsere Fehler aus der Vergangenheit nie zu wiederholen“, sagte Nasa-Chef Bill Nelson. dpa

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Source: welt.de