Haiti: Regierung will Militär im Kampf gegen Banden einsetzen
In Haiti plant die Regierung den Einsatz des Militärs im Kampf gegen die ausufernde Bandenkriminalität. Der haitianische Ministerpräsident Ariel Henry kündigte bei einer Rede im Hauptquartier der Streitkräfte des Landes an, er wolle alle Sicherheitskräfte des Landes für den Kampf gegen die mächtigen Gangs mobilisieren. Dies gilt als ein Hinweis darauf, dass die Regierung das Militär zur Unterstützung der Nationalpolizei hinzuziehen könnte, um die zunehmenden Bandenkriege in dem Karibikstaat zurückzudrängen.
Jean Robenson Servilius aus der Pressestelle des Verteidigungsministeriums bestätigte der Nachrichtenagentur AP, dass daran gearbeitet werde, das Militär zu aktivieren. Die Streitkräfte verfügten gegenwärtig über etwa 2.000 Soldaten, weitere würden rekrutiert. Training finde durch Experten in Argentinien, Mexiko und Kolumbien statt.
Schätzungen zufolge sind in Haiti rund 200 kriminelle Gruppen aktiv, die etwa 60 Prozent der Hauptstadt Port-au-Prince kontrollieren. Die Gewalt dauert seit Jahren an, hat sich in den vergangenen Monaten aber derart verstärkt, dass sich sogar die Vereinten Nationen eingeschaltet haben.
Das UN-Büro in Haiti äußerte sich jüngst vor allem besorgt über die Brutalität einer Bande namens Baz Gran Grif (etwa: Große Kralle) und sprach von einem “Klima des Terrors”. Die Gang verübe Mord, Vergewaltigung, Entführung, Erpressung und Zerstörung in vier Gemeinden etwa 100 Kilometer nördlich der Hauptstadt. Die UN seien alarmiert über die Geschwindigkeit, mit der die Bande ihre Machenschaften auf neue Gebiete ausweite.
Zuletzt verschärfte sich die Lage derart, dass die Interimsregierung, die seit der Ermordung des Staatspräsidenten Jovenel Moïse im Juli 2021 an der Macht ist, um Hilfe durch eine bewaffnete internationale Truppe bat – dazu kam es bislang aber nicht.
Das haitianische Militär war erst 2017 nach dem Ende einer UN-Friedensmission in dem Land wieder ins Leben gerufen worden. Zuvor waren die Streitkräfte mehr als zwei Jahrzehnte lang aufgelöst, nachdem sie an mehreren Staatsstreichen teilgenommen hatten.