AI must also assist in financial coverage | EUROtoday
Künstliche Intelligenz (KI) soll bei der Bundesbank stärker eingesetzt werden. Die Notenbank erprobt dafür eine neue Plattform mit 600 Testpersonen, in wenigen Wochen soll sie für alle Mitarbeiter freigeschaltet werden. Stufenweise soll es verschiedene Einsatzmöglichkeiten geben. Die neue Technik soll helfen, Texte in Geldpolitik-Kauderwelsch verständlicher für verschiedene Zielgruppen umzuformulieren. Sie soll bei der Bewertung von Sicherheiten der Banken für Notenbankkrediten dienen, den Kampf gegen Cyberangriffe unterstützen und aus der großen Flut von Bewerbungen solche mit besonders geeigneten Eigenschaften („Eins in Mathe, gute Englischkenntnisse“) vorsortieren. Aber auch im Kerngeschäft der Notenbank könnte die neue Technologie eingesetzt werden, wie Bundesbankpräsident Joachim Nagel während eines Besuchs von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Freitag in Frankfurt ankündigte: in der Geldpolitik selbst.
„Wir waren bei den Inflationsprognosen vor zwei Jahren nicht so richtig gut“, gab Bundesbankpräsident Nagel zu. Die Europäische Zentralbank (EZB), aber auch die nationalen Notenbanken des Euroraums, hatten beim Aufkommen der hohen Inflation nach Corona und mit Beginn des Ukrainekriegs die Entwicklung unterschätzt und mussten ihre Inflationsprognosen immer wieder nach oben korrigieren. „Ich könnte mir vorstellen, dass wir durch KI besser werden“, sagte Nagel. „Die Technologie verändert unsere künftige Arbeit“, hob er hervor und signalisierte viel Offenheit. „Bundesbank im Umbau“, kommentierte der Bundespräsident etwas flapsig.
Bundespräsident informiert sich bei der Bundesbank
Steinmeier besuchte das „InnoWerk“ der Bundesbank, eine Zukunftswerkstatt im Frankfurter Trianon-Hochhaus. Angelehnt an einen Start-up-Stil mit bunten Stühlen und Sofas sollen dort Beschäftigte verschiedener Abteilungen oft mit Tech-Hintergrund an Neuerungen arbeiten. In einem „Deep innovation space“ genannten Raum mit Riesenbildschirm wurde das KI-Projekt präsentiert.
„Proaktiv handeln und Chancen zeitnah ergreifen“ ist der etwas förmliche Slogan, den die Notenbank über ihr KI-Projekt gestellt hat. Die Bundesbank meint, es sei für eine Notenbank wichtig, bei diesem Thema vorn mit dabei zu sein. Nicht nur, um es selbst zu nutzen, sondern auch, um den Markt zu verstehen, etwa auch in der Bankenaufsicht. Es sei typisch für eine Notenbank, dass dort große Mengen an Daten aufliefen, etwa Datensätze aus Befragungen von Banken. Diese auf Plausibilität zu prüfen, sei bislang Aufgabe zahlreicher Mitarbeitern gewesen. Hier könne die KI beispielsweise helfen, typische Mängel von Datensätzen zu entdecken und dann noch mal Nachfragen an die Banken zu schicken.
Natürlich gebe es auch Schwächen von KI wie die „Halluzination“, die Entstehung von Fehlinformationen. Das sei aber kein unlösbares Problem. Natürlich sei es auch nicht wünschenswert, dass etwa eine Bewerberauswahl durch KI nur noch zu Mitarbeitern mit austauschbarem Profil führe. Aber auch da könne der Mensch eingreifen. Schon genutzt habe man die KI für die gemeinsame Vorbereitung des Frühjahrstreffens von Weltbank und Internationalem Währungsfonds, bei dem neben Bundesbankpräsident Joachim Nagel auch Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) auftrat.
Heikles Thema “Privatsphäre“ beim digitalen Euro
Interessiert, wenn auch nicht ganz unkritisch, zeigte Bundespräsident Steinmeier sich an den Arbeiten der Bundesbank für den digitalen Euro. Er fragte, ob es auch ein Grund für dessen Entwicklung sei, dass man den Kryptowährungen „etwas Seriöses zur Seite stellen“ wolle. Bundesbankvorstand Burkhard Balz erklärte, das sei jedenfalls „nicht das Hauptmotiv“. Die starken Preisschwankungen von Kryptos machten diese weniger zu einem Währungssystem, meinte Balz.
Ein „Weckruf an die Notenbanken“, auf dem Gebiet digitaler Währungen mehr zu tun, seien dagegen die mittlerweile untergegangenen Pläne von Facebook gewesen, einen internationalen Stablecoin namens Libra auf den Markt zu bringen. Mittlerweile gebe es 135 Projekte von Notenbanken in aller Welt für digitales Zentralbankgeld. Besonders fortgeschritten sei Indien, dort könne man mit der digitalen Rupie schon bezahlen. Auch in Karibikstaaten wie den Bahamas und auf Jamaika sei man weit. „Wir sind nicht die Frontrunner, aber zeitlich gut positioniert“, sagte Balz.
Eine zentrale Frage beim digitalen Euro ist die Privatsphäre. Das hätten Bürgerinnen und Bürger gerade aus Deutschland in Umfragen immer wieder deutlich gemacht, sagte Alexandra Hachtmeister, die seit Februar in der Bundesbank einen neu geschaffenen Zentralbereich für den digitalen Euro leitet. Die Bundesbank argumentiert: Anders als private Zahlungsdienste habe die Notenbank beim digitalen Euro kein Interesse, die gewonnenen Daten kommerziell zu nutzen und wolle nicht sehen, was bezahlt werde. „Den Aspekt muss man noch deutlicher herausstreichen“, meinte Steinmeier. „Diesen Mehrwert gegenüber anderen Zahlungsweisen sollte man herausstellen.“ Nagel erwähnte, der „rechte Rand des politischen Spektrums“ stelle es gern so dar, dass die Notenbanker den digitalen Euro einführen wollten, um am Ende des Prozesses das Bargeld abzuschaffen. „Das ist gerade nicht der Fall“, sagte Nagel. Die Notenbanken des Eurosystem seien ja gerade sogar dabei, eine neue Serie von Euro-Banknoten zu entwickeln und deren Motive unter Bürgerbeteiligung zu entwerfen. Steinmeier kommentierte lakonisch: „Sie malen noch zu Hause?“
https://www.faz.net/aktuell/finanzen/ki-soll-auch-in-der-geldpolitik-helfen-19680979.html