Die Gewerkschaft Verdi startet am Montag mit einer Lohnforderung von monatlich 600 Euro mehr in die Tarifrunde für die gut 6000 Beschäftigten der Hamburger Hochbahn. „In der aktuellen wirtschaftlichen Situation, in der viele schon heute nicht wissen, wie sie ihre Rechnungen bezahlen sollen, hat eine tabellenwirksame Erhöhung für alle absolute Priorität“, sagte der Sprecher der Verdi-Tarifkommission bei der Hochbahn, Joachim Rimek. Nach den Vorstellungen der Gewerkschaft soll der Tarifvertrag eine Laufzeit von zwölf Monaten haben. Zudem sollen Azubis monatlich zusätzlich 258 Euro und ein kostenloses Profiticket für den öffentlichen Nahverkehr erhalten.
„Ohne die Beschäftigten der Hochbahn kann es keine Mobilitätswende geben“, sagte Verdi-Verhandlungsführerin Irene Hatzidimou. Es reiche nicht, für die Mobilitätswende nur in Busse, Bahnen und Infrastruktur zu investieren. „Auch die Beschäftigten brauchen einen Lohn, der zum Leben in einer Stadt wie Hamburg reicht.“ Gewerkschaftssekretärin Magdalene Waldeck betonte, die Hochbahn müsse wieder zu einem attraktiven Arbeitgeber werden. „Schon jetzt muss die Hochbahn die Fahrpläne ausdünnen, denn es fehlen über 100 Busfahrerinnen und Busfahrer.“ Ganze Linien würden fremdvergeben, um die hausgemachten Personalengpässe zu stopfen. „Das ist keine Lösung“, betonte Waldeck.
Hamburgs DGB-Chefin Tanja Chawla hat unterdessen angesichts der hohen Inflation „harte Tarifrunden“ angekündigt. „Wir erwarten von Arbeitgeberseite, auch im öffentlichen Dienst gleich Anfang des Jahres, ein deutliches Entgegenkommen“, sagte die 48-Jährige der WELT AM SONNTAG. Wenn Hamburgs Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) nur 1,5 Prozent für Tarifsteigerungen in den Haushalt einpreise, entlocke ihr das „nicht einmal ein müdes Lächeln“. Da müsse nachgebessert werden. „Wir erhoffen uns realistische Zahlen, der Inflationsausgleich muss abgedeckt werden.“
Trotz steigender Tariflöhne stehe 2022 unterm Strich ein Reallohnverlust von 4,7 Prozent. „Im Moment haben die Kolleginnen und Kollegen weniger Geld im Portemonnaie. Da braucht es schnell einen Ausgleich, damit wir die Kaufkraft erhalten“, sagte Chawla. Die Unternehmen müssten ihren Teil zur Krisenbewältigung beitragen, weshalb die Gewerkschaften im neuen Jahr „selbstbewusst für elf Millionen Beschäftigte bundesweit neue Tarifverträge verhandeln werden“. Gleichzeitig kritisierte sie, dass viele Unternehmen die allgemeinen Preissteigerungen dazu genutzt hätten, ihre eigenen Gewinne auszuweiten.
Source: welt.de