Marktbericht
Stand: 07.02.2023 07:38 Uhr
Am deutschen Aktienmarkt ist nach den jüngsten Kursverlusten vorerst Ruhe eingekehrt. Anleger halten inne und bewerten die Chancen und Risiken im DAX angesichts anhaltender Zinssorgen neu.
Der DAX dürfte heute nach den Kursverlusten der vergangenen Tage einen Stabilisierungsversuch wagen. Das Börsenbarometer sollte in Nähe seines Vortagesschlusskurses in den Handel starten. Der Broker IG taxiert die 40 deutschen Standardwerte zur Stunde 0,1 Prozent höher bei 15.355 Punkten.
Tags zuvor hatte der DAX 0,8 Prozent auf 15.346 Stellen eingebüßt. Neu angefachte Zinssorgen nach dem starken US-Arbeitsmarktbericht, aber auch die Furcht vor neuen geopolitischen Spannungen zwischen China und den USA hatten die Kauflaune der Anleger gedämpft.
DAX hat wichtige Marke im Visier
Marktbeobachter sprachen auch von Gewinnmitnahmen. Der DAX war seit Jahresbeginn um 11,5 Prozent in die Höhe geschossen und hatte vergangene Woche bei 15.521 Zählern ein frisches Jahreshoch markiert.
Positiv herauszustreichen ist dabei aus technischer Perspektive, dass der DAX gestern selbst im Tief bei 15.276 Punkten der Unterstützung bei 15.222 Zählern (untere Kante der jüngsten Aufwärtskurslücke) noch nicht einmal gefährlich nahe kam. Solange der deutsche Leitindex diese Marke verteidigen kann, bewahrt er sich seine Chancen auf der Oberseite.
Kursverluste an der Wall Street
An der Wall Street hatten die Anleger zu Wochenbeginn ihre Hoffnung auf Zinssenkungen zu Jahresende größtenteils aufgegeben und waren daraufhin in Deckung gegangen. Der Dow Jones verlor 0,1 Prozent auf 33.891 Punkte. Der technologielastige Nasdaq gab ein Prozent auf 11.887 Punkte nach, und der breit gefasste S&P 500 büßte 0,6 Prozent auf 4111 Punkte ein.
Nach Einschätzung des Fed-Notenbankers Raphael Bostic könnte der starke US-Arbeitsmarkt zu einer unerwartet kräftigen Zinsanhebung führen. Die US-Notenbank könne dabei auch eine Anhebung des Zinssatzes um einen halben Prozentpunkt in Betracht ziehen.
Nikkei stabil seitwärts
Die asiatischen Aktienmärkte haben sich derweil stabilisiert. Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index lag zum Handelsschluss in Tokio quasi unverändert bei 27.685 Punkten. Die Börse in Shanghai notierte 0,3 Prozent im Plus. Der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzen gewann 0,3 Prozent.
Euro weiter bei 1,07 Dollar
Im asiatischen Devisenhandel schwächelt der Dollar auf breiter Front. Parallel dazu steigt der Euro um 0,1 Prozent auf 1,0737 Dollar. Seit ihrem Hoch vergangene Woche bei 1,1032 Dollar hat die europäische Gemeinschaftswährung damit rund drei Cent eingebüßt. Die Feinunze Gold kostet aktuell 1874 Dollar.
Druck auf Bayer-Chef wächst weiter
Im DAX steht erneut die Bayer-Aktie im Fokus. Bei dem Pharma- und Agrarchemiekonzern erhöht sich der Druck der Aktionäre weiter. Mit Markus Manns, Manager bei Union Investment, und Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), machten sich nun auch Vertreter deutscher Adressen für eine vorzeitige Ablösung von Konzernchef Werner Baumann stark.
Erneut bundesweite Warnstreiks bei der Post
Die bundesweiten Warnstreiks bei der Deutschen Post gehen heute weiter. Geplant seien Protestkundgebungen in Dortmund, Hamburg, Saarbrücken, Polch (Rheinland-Pfalz), Nürnberg, Frankfurt/Main und Stuttgart, kündigte die Gewerkschaft Verdi an. Die Gewerkschaft will mit den Arbeitsniederlegungen in der laufenden Tarifrunde ihrer Forderung nach 15 Prozent mehr Lohn Nachdruck verleihen.
Behält RTL nur die Gruner+Jahr-Kernmarken?
Nach dem Zusammengehen des TV-Senders RTL mit Gruner+Jahr sollen die Kernmarken des Hamburger Traditionsverlags Insidern zufolge erhalten bleiben. Zeitschriften wie die Flaggschiffe “Stern”, “Geo”, “Brigitte” und “Capital” sollten weitergeführt werden, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters von mehreren mit der Sache vertrauen Personen. Viele Titel sollen demnach jedoch eingestellt und einige verkauft werden.
TeamViewer kauft weitere Aktien zurück
Der schwäbische Softwareanbieter TeamViewer startet sein zweites Aktienrückkaufprogramm. Noch in diesem Jahr sollen nach einem Beschluss des Vorstands Aktien für bis zu 150 Millionen Euro am Markt erworben werden, wie der Göppinger Spezialist für Fernwartungssoftware mitteilte. Das entspricht knapp sieben Prozent des Grundkapitals.
Synlab wird pessimistischer
Bei Europas größter Laborkette Synlab geht der Boom mit Corona-Tests schnell zu Ende. Für das laufende Jahr rechnet das Münchner Unternehmen nur noch mit einem Umsatz von 50 Millionen Euro mit den medizinischen PCR-Tests auf das Covid-19-Virus, das sind 200 Millionen weniger als gedacht. Das Ebitda dürfte mit 432 bis 486 Millionen Euro um mehr als ein Drittel unter dem Vorjahresniveau liegen.
Google startet jetzt auch eine KI-Offensive
Google will mit einer umfassenden Initiative seine Anwendungen mit künstlicher Intelligenz einer breiten Öffentlichkeit vorstellen. Das kündigte Konzernchef Sundar Pichai gestern in einem Blogeintrag an. Der Suchmaschinenriese reagiert mit der KI-Offensive auf den Erfolg des Start-ups OpenAI, das mit seinem Textroboter ChatGPT in den vergangenen Wochen die Aufmerksamkeit der Techwelt auf sich gezogen hatte.
Source: tagesschau.de