An einzelnen Tankstellen zeichnete es sich schon seit einiger Zeit ab – jetzt meldet der Autoklub ADAC es auch für ganz Deutschland: Erstmals seit achteinhalb Monaten ist Diesel-Kraftstoff im Schnitt wieder günstiger als Super E10.
Wie der Autoklub am Mittwoch in seiner wöchentlichen Auswertung der Preise von mehr als 14.000 Tankstellen in Deutschland meldete, kostete ein Liter Super E10 im bundesweiten Mittel 1,763 Euro, der Preis für einen Liter Diesel lag bei 1,762 Euro.
Damit hat sich das ursprünglich „normale“ Preisverhältnis beider Kraftstoffsorten wieder hergestellt: Weil Diesel weniger stark besteuert wird als Super-Kraftstoff, der Unterschied macht mehr als 20 Cent je Liter aus, ist Diesel normalerweise günstiger. Mit Beginn des Ukrainekriegs hatte sich das erstmals bundesweit umgekehrt.
Dabei wurde allerdings zuletzt Super teurer, nicht Diesel billiger: So kostet ein Liter Super E10 aktuell 2,6 Cent mehr als vor Wochenfrist, Diesel hingegen ist lediglich 0,6 Cent je Liter im Preis gestiegen. Damit hat sich das Preisverhältnis wieder umgekehrt.
Auch wenn Rohöl ebenfalls etwas teurer geworden ist, sieht der ADAC nach eigenen Angaben Spielraum für Preissenkungen an den Tankstellen: „Preissensibles Verbraucherverhalten“ könne hierzu einen wichtigen Beitrag leisten.
Erst kam der Tankrabatt – dann das Heizöl-Bunkern
Damit endet zumindest erst mal eine ungewöhnliche Phase: Im März vorigen Jahres war es mit dem Beginn des Ukrainekriegs erstmals überhaupt so gewesen, dass Diesel im Schnitt teurer war als Super E10. Damals waren die Kraftstoffpreise insgesamt sehr angestiegen. Bis heute ist umstritten, wie stark die Mineralölkonzerne dabei die Situation auch ausnutzten, um ihre Marge auszuweiten. Benzin und Diesel kosteten zum ersten Mal mehr als 2 Euro je Liter. Und Diesel wurde sogar noch etwas teurer als Super E10.
Das hatte es bis dahin bundesweit nicht gegeben, allenfalls an einzelnen Tankstellen war es im Jahr 2019 schon mal vorgekommen. In jenem Jahr war das Preisverhältnis zwischen Benzin und Diesel bei niedrigeren Preisen im Schnitt zeitweise bis auf 7 Cent geschrumpft, in einzelnen Fällen hatte das auch schon mal bedeutet, dass Diesel teurer war als Benzin. Damals hatte neben der Witterung auch die gute Konjunktur als Erklärung herhalten müssen: Unternehmen verbrauchen eher Diesel als Benzin; wenn es bei ihnen gut läuft, steigt die Dieselnachfrage und damit der Dieselpreis.
Im März vorigen Jahres nun war der Dieselpreis oberhalb des Superpreises unter anderem damit erklärt worden, dass Deutschland große Mengen Diesel unmittelbar aus Russland beziehe. Zwischenzeitlich hatte sich das Preisverhältnis dann aber auch mal wieder umgekehrt; offenbar konnten sich die Mineralölunternehmen zumindest zum Teil an die neue Situation anpassen. Im Mai vorigen Jahres war es laut ADAC das letzte Mal vor der aktuellen Veränderung gewesen, dass Diesel der günstigere Kraftstoff war.
Seit November wurde der Blick auf die Energie nüchterner
In der Zeit des Tankrabatts in Deutschland, also von Anfang Juni bis Ende August vorigen Jahres, hatte sich Super E10 dann auch deshalb deutlich stärker verbilligt als Diesel, weil die Besteuerung, die beim Diesel ohnehin geringer ist, weniger stark abgesenkt wurde. Dieser Effekt kommt aber seit dem Ende des Tankrabatts natürlich nicht mehr zum Tragen.
Seit dem vorigen Herbst spielten wohl die Sorgen vor einer Gasknappheit eine wichtige Rolle. Die Herstellung von Heizöl und Diesel hängt eng zusammen. Im Herbst war nicht nur die Nachfrage nach Heizöl von privaten Haushalten aufgrund der beginnenden Heizperiode gestiegen. Es gab auch zahlreiche Unternehmen, die in ihrer Produktion normalerweise Erdgas einsetzen, aber auf Heizöl ausweichen können und sich deshalb mit Vorräten eindeckten. Das verteuerte Diesel. Der ADAC sprach von einem „hohen Bedarf in der Industrie als Gasersatz“.
Das alles scheint sich mittlerweile wieder etwas entspannt zu haben. Entsprechend war der Dieselpreis mit dem Heizölpreis seit November gefallen. Zuletzt kam offenbar hinzu, dass Super E10 wieder mal teurer wurde und den Dieselpreis gleichsam „von unten“ überholt hat.
Autofahrer sollten nach Empfehlung des ADAC am besten abends tanken. Besonders zwischen 20 und 22 Uhr seien die Kraftstoffpreise niedrig. Morgens sollte man hingegen einen Bogen um die Tankstellen machen, wolle man nicht durchschnittlich 15 Cent je Liter mehr für den Kraftstoff bezahlen.
Source: faz.net