Commerzbank ersetzt Linde im Dax

Die Tage im M-Dax sind für die Commerzbank gezählt. Fünfmal noch muss sie mit einem Platz im Index mit dem M für mittelgroß Vorlieb nehmen, bevor es am 27. Februar zurück in den 30 Jahre lang angestammten Platz im Leitindex Dax geht. Dies hat die Deutsche Börse am späten Freitagabend nach Börsenschluss mitgeteilt. Die Commerzbank ersetzt Linde, deren Aktionäre für einen Abschied bis Anfang März von der Frankfurter Börse gestimmt haben, womit auch das Ende im Dax besiegelt war. Die neuen Linde-Aktien werden nur noch in New York handelbar sein.

Grundlage für die Nachfolge im Dax ist die Rangliste der Deutschen Börse vom Januar. Dort kam die Commerzbank auf Rang 33 und damit den besten Platz eines Nicht-Dax-Wertes. 2018 war die Commerzbank aus dem damals noch 30 Werte umfassenden Leitindex der Börse gefallen, weil die Aktienkursentwicklung des Finanzdienstleisters Wirecard derart fulminant war, dass ein Wechsel nach der Regel “Fast Entry“ nötig wurde. Keine zwei Jahre später hatten sich die Bilanzen von Wirecard weitgehend als Luftbuchungen erwiesen und der chronisch defizitäre Essenslieferdienst Delivery Hero rückte für Wirecard in den Dax.

Nach der Kritik an der Aufnahme eines verlustreichen Wachstumswertes in den Dax, änderte die Börse ihre Regeln. Seit 2021 dürfen nur noch Unternehmen neu in den Dax aufgenommen werden, die in ihren jüngsten zwei abgeschlossenen Geschäftsjahren Gewinne ausweisen. Dies wäre der Commerzbank fast zum Verhängnis geworden, da sie 2020 Verluste gemacht hatte. Am 30. Januar legte die Bank jedoch eine vorläufige Bilanz für 2022 mit Gewinnen vor, gerade noch rechtzeitig um auf der Januar-Rangliste der Börse als aufstiegsfähig eingestuft zu werden. Damit war wie berichtet die Vorentscheidung für die Dax-Aufnahme gefallen. Ansonsten wäre nun der Düsseldorfer Waffenhersteller Rheinmetall in den Dax aufgenommen worden.

Umschichtungen für Dax-Anleger nötig

Für den Dax bedeutet der Abschied von Linde indes den Wegfall von knapp 10 Prozent des Börsenwerts im Index. Linde war mit einem Börsenwert von 150 Milliarden Euro in den vergangenen Jahren zum Schwergewicht im Index aufgestiegen. Die Commerzbank bringt nur gut 10 Milliarden Euro auf die Börsenwaage. Der Index wird nach dem kommenden Freitag, dem letzten Handelstag von Linde im Dax, jedoch nicht um die Differenz von 140 Milliarden Euro zurückfallen. Die Indexformel ist so gestaltet, dass Indexwechsel nie eine Änderung im Punktestand bedeuten. Die Gewichte der übrigen 39 Werte werden entsprechend erhöht, die Commerzbank wird mit weniger als 1 Prozent Indexgewicht zurückkehren. Die börsengehandelten Indexfonds (ETFs) müssen entsprechende Umschichtungen vornehmen. Es ist für sie ein Novum, den schwersten Index-Titel herausnehmen zu müssen.

Den frei werdenden Platz im M-Dax besetzt der Hamburger Windkraftanlagenhersteller Nordex (mit Stammsitz in Rostock), der bisher nur im Jahr 2021 einen Kurzauftritt im M-Dax hatte. Nach Encavis ist es der zweite Wert aus dem Bereich der Erneuerbaren Energien im Index. Der Nordex-Aktienkurs hat sich seit seinen Oktobertiefs fast verdoppelt. Den Platz im Kleinwerteindex S-Dax (S für small), den Nordex freimacht, wird die Deutsche Beteiligungs AG (DBAG) aus Frankfurt einnehmen.

Die nächste Überprüfung der Indexzusammensetzung der Deutschen Börse steht schon am 3. März an. Im Dax deuten sich keine weiteren Wechsel an. Rheinmetall müsste sich von Rang 37 auf der Januar-Rangliste im Februar bis auf Rang 33 verbessern, um nach der Regel “Fast Entry“ aufgenommen zu werden. Dies ist aber bisher nicht abzusehen. Gefährdet sind im unteren Dax-Bereich Fresenius Medical Care, Continental und Covestro. Aber auch hier sind die Börsenwerte noch hoch genug, um im Dax verbleiben zu können.

Source: faz.net

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