Robert Habeck über den Beginn der russischen Invasion: »Es war klar: Der Krieg steht bevor«

Wirtschaftsminister Habeck: »Es war klar: Der Krieg steht bevor«


Foto: IMAGO / IMAGO/Mike Schmidt

Russlands völkerrechtswidriger Überfall auf die Ukraine jährt sich am kommenden Freitag zum ersten Mal. Tausende Menschen sind seitdem ums Leben gekommen, ein Ende des Krieges ist bislang nicht in Sicht.

Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck hat nun geschildert, wie er die Stunden vor Kriegsausbruch erlebte. Dem »Stern « sagte Habeck, er sei schon am Vorabend des russischen Überfalls auf die Ukraine von der US-Botschaft in Berlin über die unmittelbar bevorstehende Invasion informiert worden. Am frühen Abend habe er im Ministerium Besuch aus der US-Botschaft bekommen, sagte Habeck.

»Die Blutkonserven werden aufgetaut«

»Ich bekam ein Dossier, aus dem hervorging: Heute Nacht wird es passieren. Die Blutkonserven werden aufgetaut, die Raketenwerfer beladen, die Fahrzeuge sind markiert, und die Truppen bewegen sich eindeutig auf die Grenze zu. Es war klar: Der Krieg steht bevor, er wird bittere Realität.« Am Morgen des 24. Februar marschierten russische Soldaten auf Befehl des Präsidenten Wladimir Putin dann in das Nachbarland ein.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock kann sich nach eigenen Worten noch genau an den Morgen erinnern: »Es dauerte einen Moment, bis ich das Vibrieren des Telefons als echt eingeordnet hatte. Um 4.51 Uhr wurden erste Explosionen in Kiew gemeldet. Um 4.59 Uhr war meine Büroleiterin am Telefon. Ich sagte: bitte nicht«, so Baerbock gegenüber dem Magazin. Dass der Krieg beginnen könne, sei immer klar gewesen. »Aber wenn es passiert, stockt einem trotzdem erstmal der Atem.«


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Innenministerin Nancy Faeser (SPD) bilanzierte derweil im »Handelsblatt«, der Konflikt habe auch die deutschen Sicherheitsbehörden vor neue Herausforderungen gestellt. »Mit der russischen Aggression hat die Bedrohungslage durch Spionage, Desinformationskampagnen und Cyberangriffe eine andere Dimension erhalten«, sagte Faeser.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte nach Kriegsbeginn eine »Zeitenwende« ausgerufen. Die Regierung steuerte unter anderem mit massiven Entlastungsmaßnahmen gegen steigende Energiepreise und beschloss ein neues Sondervermögen für die Bundeswehr in Höhe von 100 Milliarden Euro.

Ein Ende des Krieges ist weiter nicht absehbar. Die Frontlinie im Osten der Ukraine verändert sich trotz schwerer Gefechte mit hohen Verlusten seit Wochen kaum. Der Bundesnachrichtendienst (BND) geht davon aus, dass Russland noch bis zu einer Million weiterer Soldaten mobilisieren könnte.

Zehntausende ukrainische und russische Soldaten sind seit Beginn des Krieges bereits getötet worden, zudem kamen durch die russische Aggression nach Zahlen der Uno-Menschenrechtsorganisation OHCHR mindestens 8000 ukrainische Zivilisten ums Leben. Die Dunkelziffer dürfte noch deutlich höher liegen.


fek/dpa
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