In der Zinswende: Notenbank EZB muss ihre Reserven anzapfen

Zinswende: Christine Lagarde, Präsidentin der Europäischen Zentralbank, während einer EZB-Pressekonferenz Anfang Februar Bild: Reuters

Die Europäische Zentralbank weist für 2022 einen Gewinn von null Euro aus. Unter anderem bescherten ihr Verbindlichkeiten ausgerechnet aus dem Target-2-System herbe Einbußen.

Die Europäische Zentralbank (EZB) wird in diesem Jahr keinen Gewinn an die nationalen Notenbanken ausschütten. So, wie auch in Deutschland der Bundesfinanzminister diesmal kein Geld von der Bundesbank überwiesen bekommt. Hintergrund ist die Zinswende, die bei den Notenbanken zu allerhand Belastungen in der eigenen Gewinn- und Verlustrechnung führen. Wie die EZB am Donnerstag berichtete, wird sie für 2022 einen Gewinn von null Euro ausweisen. Und schon für dieses ausgeglichene Ergebnis muss sie die Reserven angreifen. Im Jahr davor hatte der EZB-Gewinn noch bei 192 Millionen Euro gelegen.

Zwei Posten nennt die Notenbank, die solcherlei Auflösung von Reserven notwendig gemacht haben. Das eine sind Abschreibungen auf Wertpapiere in Dollar und auf Wertpapiere in eigenen Portfolios der Notenbank. Diese stehen in einem Zusammenhang mit der Zinswende: Mit den steigenden Zinsen sinken die Kurse der Wertpapiere. Zumindest für solche Wertpapiere, die zu Marktpreisen bewertet werden, macht das Abschreibungen notwendig. Das gilt für die amerikanischen Staatsanleihen in den Währungsreserven und bestimmten Wertpapieren in den Eigenportfolios der EZB – nicht aber für die gewaltigen Bestände an Anleihen, die von der Notenbank aus geldpolitischen Gründen erworben wurden. Diese werden nicht zu Marktpreisen bewertet, vielmehr werden die Anschaffungskosten fortgeschrieben.

Source: faz.net

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