Lionel Messi bekam einen Klaps von Kylian Mbappé und ein Lächeln von seiner Frau. Dann schritt er auf die Fifa-Bühne und nahm den Silberpokal in Empfang. Gut zwei Monate nach dem WM-Sieg ist Argentiniens Superstar von der Fifa zum besten Fußballer des Jahres 2022 gekürt worden. Der 35 Jahre alte Offensivdribbler von Paris Saint-Germain setzte sich in der Endausscheidung der The Best-Gala des Weltverbandes gegen seinen französischen Club-Kollegen Mbappé und dessen Landsmann Karim Benzema durch. „Es ist eine spezielle Auszeichnung und eine große Ehre“, sagte Messi und schickte einen Gruß an seine drei Kinder.
Für Messi war es die siebte Auszeichnung als Weltfußballer durch die Fifa seit 2009 – möglicherweise die letzte in seiner außergewöhnlichen Karriere. Gemeinsam mit seiner Frau Antonella Roccuzzo war er über den grünen Teppich gelaufen, hatte freundlich für die Fotografen posiert, am Revers seines Anzugs glitzerten silberne Steinchen an einem rundum argentinischen Abend in Paris – sogar die Fans der Albiceleste bekamen einen Preis als beste Anhänger.
Ohne Affront verlief die Zeremonie nicht: Die Superstars von Real Madrid inklusive Benzema und dem deutschen Nationalspieler Antonio Rüdiger blieben der Zeremonie fern. Spanischen Medienberichten zufolge aus Protest gegen die Preisvergabe und die Nichtberücksichtigung ihres Jungstars Vinicius Junior auf der 26 Akteure umfassenden Shortlist für die Weltelf. Offiziell hieß es, man wolle sich auf das Pokalspiel gegen den FC Barcelona am Donnerstag vorbereiten.
In den sozialen Medien tobte am Montagabend wie auch bei Ehrungen in den vergangenen Jahren üblich ein Richtungsstreit. War das überragende WM-Turnier von Messi das richtige Bewertungskriterium? Oder hätte das konstant gute Jahr von Real-Stürmer Karim Benzema, der die WM verletzt verpasste, die Messlatte sein müssen? Die Lager argumentierten unversöhnlich. Das Urteil der von Fans, Journalisten sowie den Trainern und Kapitänen der Nationalteams aller Fifa-Länder vorgenommenen Abstimmung hievte aber Messi nach dem WM-Sieg in Katar wieder auf den Thron.
Auch in den weiteren wichtigen Männer-Preisklassen war die WM das Stimmungsbarometer. Bester Torhüter wurde Argentiniens Final-Held Emiliano Martinez und nicht Real Madrids Thibaut Courtois. Bei den Trainern setzte sich Albiceleste-Chefcoach Lionel Scaloni vor Reals Carlo Ancelotti und Pep Guardiola von Manchester City durch. Damit endete auch die deutsche Serie: Jürgen Klopp (2019 und 2020) sowie Thomas Tuchel (2021) waren in den vergangenen Jahren für ihre Erfolge mit dem FC Liverpool und dem FC Chelsea geehrt worden. 2022 war mit Katar als Tiefpunkt ein gräuliches Jahr für den deutschen Männerfußball. Rüdiger war immerhin für die Weltelf nominiert gewesen.
Bei den Frauen gab es keine Diskussionen. Spaniens Alexia Putellas vom FC Barcelona siegte erneut, obwohl sie die EM im Sommer wegen eines Kreuzbandrisses verpasst hatte. Die deutschen EM-Finalistinnen fehlten bei den Einzelehrungen auf der Bühne mit Ausnahme von Ann-Kathrin Berger vom FC Chelsea, die in der Kategorie der besten Torhüterin der englischen Europameisterin Mary Earps den Vortritt lassen musste. Lena Oberdorf wurde immerhin in die Weltelf berufen.
Emotional war die Show gestartet. Pelé wurde posthum mit einem Ehrenpreis bedacht. Die brasilianische Fußball-Ikone war Ende des vergangenen Jahres im Alter von 82 Jahren gestorben. Zu Beginn der Fifa-Gala zur Auszeichnung der besten Fußballer des Jahres 2022 am Montagabend in Paris nahm Pelés Witwe einen Silberpokal aus den Händen von Ex-Weltmeister Ronaldo entgegen. „Pelé ist unsterblich“, sagte Weltverbandspräsident Gianni Infantino. Der ehemalige Weltfußballer Ronaldo und Pelés ehemaliger Teamkollege Jairzinho würdigten den dreifachen Weltmeister. In einem Video – unterlegt mit Aussagen Pelés – wurden wichtige Stationen der einzigartigen Karriere des Ausnahmefußballers gezeigt.
Source: welt.de