Funke will in Ostthüringen nur noch digital liefern

Wie sehr Metropolregionen und ländlicher Raum auseinanderdriften, spüren Deutschlands Zeitungsverlage schon seit Langem. Die Zustellung von gedruckten Zeitungen in dünn besiedelten Gebieten ist oft ein Zuschussgeschäft, und es war wohl nur eine Frage der Zeit, bis der erste Verlag daraus Konsequenzen zieht.

Die Funke-Mediengruppe hat angekündigt, dies in Thüringen zu tun. Ab 1. Mai soll in Teilen des Verbreitungsgebiets der „Ostthüringer Zeitung“ (OTZ) die Zustellung der gedruckten Ausgabe eingestellt und Abonnenten stattdessen das E-Paper geliefert werden. Das wäre ein Novum in Deutschland, sagte der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger der Deutschen Presse-Agentur. Funke sei tatsächlich der erste Verlag, der so etwas mache.

Funke: „Kostenexplosion“ bei Papier, Produktion und Zustellung

Die in Essen ansässige Mediengruppe, die in Thüringen neben der OTZ auch die Tageszeitungen „Thüringer Allgemeine“ und die „Thüringische Landeszeitung“ produziert, be­gründete den Schritt mit der „Kostenexplosion“ bei Papier, Produktion und Zustellung. Um nicht an journalistischen Inhalten sparen zu müssen, „wird dort die Zustellung eingestellt, wo sie ohnehin schon unwirtschaftlich ist“, teilte Funke mit.

Das betreffe besonders den ländlichen Raum, wo zudem „besonders lange Strecken von Briefkasten zu Briefkasten zurückgelegt werden müssen“. Funke zufolge geht es um rund 300 Abonnenten in abgelegenen Ortsteilen der ostthüringischen Stadt Greiz. Leser, die bisher die gedruckte Ausgabe abonniert haben, können sich für das E-Paper registrieren lassen, das mit 29,99 Euro im Monat auch noch 15 Euro billiger als die gedruckte Zeitung sein soll.

Termine vor Ort für die Leser

Wie viele der betroffenen Leser dabei mitmachen, lasse sich noch nicht abschätzen, erklärte der Verlag. Dass die Umstellung allein schon wegen des hohen Alters der meisten Leser nicht einfach wird, ist den Verantwortlichen klar. Sie bieten deshalb „Menschen mit bislang wenigen digitalen Berührungspunkten“ vier Termine vor Ort an, bei denen Leser Informationen zum E-Paper sowie Schulungen im Umgang mit Smartphones und Tablets erhalten sollen.

Zudem versucht Funke, bei Kommunalpolitikern der Region um Verständnis und Unterstützung zu werben. Auch bei der Greizer Landrätin Martina Schweinsburg (CDU) waren die Funke-Manager deshalb schon. Sie könne zwar den wirtschaftlichen Druck nachvollziehen, sagte Schweinsburg der F.A.Z. „Aber ich fürchte, dass Leser die Gelegenheit nutzen, ihre Abos zu kündigen, und dass künftig noch mehr in der Welt der, wie ich sie nenne, asozialen Medien unterwegs sein werden.“

Die Gefahr ist in der Tat nicht zu unterschätzen, zumal das alles erst der Anfang sein dürfte. Funke kündigte bereits an, den Landkreis Greiz zu einer „Modellregion für die Digitalisierung des ländlichen Raums“ zu machen. Es sei „sicherlich ein schwieriger Schritt“, die gedruckte Ausgabe einzustellen, sagte Michael Tallai, Funke-Geschäftsführer in Thüringen. Auf Konkurrenz muss der Konzern keine Rücksicht nehmen, Funke hat mit seinen Thüringer Zeitungen fast im gesamten Freistaat ein Monopol.

Source: faz.net

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