Stand: 19.03.2023 21:14 Uhr
Novum in der Geschichte des Videobeweises: Gleich zwei vermeintliche Schwalben korrigierte der VAR nachträglich – und durch die beiden Elfmetertore gewann Bayer Leverkusen gegen den FC Bayern München am Sonntag (19.03.2023) mit 2:1 (0:1). Damit ist der Serienmeister seine Tabellenführung in der Fußball-Bundesliga an Borussia Dortmund los.
Leverkusen mit Ex-Bayern-Star Xabi Alonso als Coach hatte deutlich besser in die Partie gefunden und die erste Viertelstunde eindeutig bestimmt. Allein die Torgefahr fehlte weitgehend, bis auf einen von Yann Sommer über die Latte gelenkten Schuss von Kerim Demirbay hatte Bayer keinen zwingenden Abschluss. Etwas gefährlicher wurde es in der 17. Minute, doch Sommer war auch gegen den strammen Linksschuss von Jeremy Frimpong im kurzen Eck zur Stelle.
Wie es effektiver geht, zeigten die Gäste. Ohne zuvor ein einziges Mal offensiv wirklich ernsthaft in Erscheinung zu treten, traf Joshua Kimmich in der 22. Minute aus dem absoluten Nichts zur Führung: Über Joao Cancelo und Leon Goretzka schloss Kimmich aus zentraler Position hart ab, Odilon Kossounou wollte noch klären, fälschte die Kugel dabei unhaltbar für seinen Schlussmann Lukás Hrádecký ab.
Bayern-Coach Nagelsmann wechselt trotz Führung dreimal
Bis zur Pause verwalteten die Bayern glanzlos ihren Vorsprung, Coach Julian Nagelsmann schien diese Art von Fußball aber überhaupt nicht zu gefallen. Obwohl seine Mannschaft in Führung lag, nahm er mit Cancelo, Sadio Mané und Thomas Müller gleich drei Spieler in der Kabine und brachte mit Serge Gnabry, Kingsley Coman und Jamal Musiala frisches Offensivpersonal zum zweiten Durchgang.
Besser wurde der Auftritt des Rekordmeisters dadurch nicht, im Gegenteil: Plötzlich schlichen sich auch in der bis dahin sehr stabilen Defensive erstaunliche Patzer ein. In der 54. Minute ließ Benjamin Pavard Amine Adli im Strafraum entwischen und trat ihm eindeutig in die Hacken. Schiedsrichter Tobias Stieler wollte erst eine Schwalbe erkannt haben, wurde am Videomonitor umgestimmt, nahm Gelb zurück, entschuldigte sich bei Adli und gab Strafstoß: Exequiel Palacios ließ Sommer keine Chance.
Schon wieder: Gelb, Entschuldigung, Elfmeter, Tor Leverkusen
Erst danach kamen die Bayern besser in die Partie und hatten durch Musiala die dicke Chance zum erneuten Führungstreffer – sein Schrägschuss nach einem Super-Solo samt Doppelpass mit Gnabry ging aber Zentimeter am Leverkusener Tor vorbei.
Es folgte das historische Déjà-Vu in der noch nicht allzu langen Geschichte des Videobeweises. In der 72. Minute war es diesmal Dayot Upamecano, der den schnellen Adli auf der Strafraumlinie abgrätschte, doch wieder zog Stieler zunächst Schwalben-Gelb. Die Story endete identisch zu der vorigen: Wieder der Gang zum Fernseher, wieder die Korrektur, wieder die Gelb-Rücknahme samt Entschuldigung bei Adli – und wieder das Elfmeter-Tor von Palacios gegen Sommer: 2:1.
Danach machten die Bayern zwar viel Druck, doch die starke Leverkusener Defensive rettete den Sieg letztlich souverän über die Zeit. In der achten Minute der Nachspielzeit hatte Mitchel Bakker nach einem Konter sogar noch die Chance zum 3:1, Sommer rettete aber mit einem Reflex.
Stieler bedankt sich bei VAR Storks
Nach Schlusspfiff schwankte Stieler am Sportschau-Mikro zwischen Scham, tiefster Dankbarkeit und Erleichterung. “Meine Seele weint etwas”, sagte der Schiedsrichter nach seinem korrigierten Doppel-Patzer, “aber die Fußballwelt kann zufrieden sein.” Regelrecht abenteuerlich war vor allem der erste Nicht-Pfiff: Pavard hatte bei seinem Foul Adli sogar den Fußballschuh ausgetreten – bei einer Schwalbe ziemlich undenkbar.
Entsprechend ging der erste Dank Stielers an seinen Kollegen Sören Storks: “Es war ein Paradebeispiel für die perfekte Zusammenarbeit mit dem Video-Assistenten. Der VAR war quasi mein Lebensretter – und auch für das Spiel der Lebensretter. Zweimal auf dem Feld daneben gelegen, zweimal vielen Dank in den Kölner Keller für die tolle Unterstützung.”
Bayern bittet zum “Klassiker”
Bayern-Coach Nagelsmann gab zu: “Ich bin ein Freund des VAR, es war korrekt, es waren zwei Elfmeter und demnach im Sinne der Fairness., es war eine verdiente Niederlage.”
Im Duell mit Dortmund nach der Länderspielpause (Samstag, 01.04.2023 um 18.30 Uhr) sieht der Coach sein Team nun unter Druck: “Wir müssen auf jeden Fall gewinnen, sonst wird es schwierig, die Meisterschaft zu holen.” Leverkusen spielt drei Stunden eher auf Schalke.
Quelle: sportschau.de
Source: tagesschau.de