Der FC Bayern hat Medienberichten zufolge das Langzeitprojekt Julian Nagelsmann jäh beendet und für einen echten Kracher auf dem Trainermarkt gesorgt. Der deutsche Fußball-Rekordmeister soll sich von seinem 35 Jahre alten Coach mit sofortiger Wirkung getrennt und den Nachfolger schon parat haben.
Demnach soll Thomas Tuchel neuer Trainer der Münchner werden. Wie die «Bild» berichtete, könnte der 49 Jahre alte ehemalige BVB-Coach die Bayern schon am Montag erstmals trainieren und auf den Klassiker gegen die Dortmunder nach der Länderspielpause vorbereiten.
Das 1:2 gegen Bayer Leverkusen und das damit verbundene Abrutschen auf den zweiten Tabellenplatz am vergangenen Sonntag war womöglich ein Rückschlag zu viel für Nagelsmann, um den es immer wieder Aufregung auch außerhalb des Platzes gegeben hatte.
Der Transferexperte Fabrizio Romano hatte zuerst berichtet, dass die Münchner eine Entlassung in Erwägung ziehen. Eine entsprechende Entscheidung könnte demnach bei den Bayern schon in Kürze fallen, twitterte der Italiener. Dann ging es Schlag auf Schlag, nur der Club selbst äußerte sich vorerst nicht.
Die Vertragsunterlagen sollten noch am Abend fertiggestellt werden, hieß es von Romano. Kurz darauf meldete die «Bild», dass die Trennung bereits vollzogen sei. Auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur reagierte keiner der Münchner Verantwortlichen.
Termin bei den Bayern-Bossen
Die Nachricht verbreitete sich am Abend rasend schnell. Auch die Spieler sollen von dem Trainer-Hammer überrascht worden sein. Wie der TV-Sender Sky berichtete, soll es am Freitag einen Termin bei den Bayern-Bossen geben, bei dem Nagelsmann erst von der Trennung in Kenntnis gesetzt werde.
Im Juli 2021 hatte Nagelsmann als Nachfolger von Hansi Flick seine Arbeit bei den Münchnern aufgenommen und einen Fünfjahresvertrag unterschrieben. Nagelsmann und der FC Bayern – es sollte ein Langzeitprojekt werden. Trotzdem: Dem Vernehmen nach wurden in dem Arbeitspapier auch Klauseln für den Fall einer vorzeitigen Trennung vereinbart. Billig dürfte Nagelsmanns Abgang nicht werden.
Der 35-Jährige hatte es von Anfang an nicht leicht an der Isar. Kann so ein junger Trainer den großen FC Bayern? Nach dem frühen Aus im DFB-Pokal gegen Borussia Mönchengladbach und dem Viertelfinal-K.o. in der Königsklasse gegen Villarreal nahm die Zahl der Kritiker in der Vorsaison nicht ab. Der zehnte Meistertitel in Folge konnte über die aus Bayern-Sicht schlechte Saison nicht hinwegtäuschen. Das war alles nur nicht bayern-like.
In dieser Spielzeit wollte es Nagelsmann dann allen beweisen. In der Champions League steht der Fußball-Riese im Viertelfinale gegen ManCity, im DFB-Pokal im Viertelfinale gegen Freiburg. Kostet Nagelsmann allein die durchwachsene Bundesliga-Saison jetzt den Job?
Thomas Tuchel soll übernehmen
Vor der WM-Pause hatte alles noch auf eine normale Spielrunde hingedeutet. Die Bayern an der Spitze, Dortmund mit neun Punkten Rückstand sogar nur auf Platz sechs. Rund drei Monate später haben die Schwarz-Gelben die Münchner überholt.
Besonders brisant: Die Bayern-Bosse sollen bereits einen Nachfolger im Visier haben – kein Geringerer als Thomas Tuchel soll die Münchner zur elften Meisterschaft in Folge führen. Zumindest die äußeren Umstände passen: Der ehemalige Trainer des FC Chelsea und von Paris Saint-Germain zog kürzlich aus England weg. Wohin? Nach München!
Schon 2018 bandelten die Münchner mit Tuchel an – zögerten aber zu lange. Niko Kovac bekam den Zuschlag und Tuchel ging nach Paris. Ein Fehler, den die Bayern womöglich nicht ein zweites Mal machen wollten. Medienberichten zufolge stand Tuchel zuletzt bei Tottenham Hotspur hoch im Kurs.
© dpa-infocom, dpa:230323-99-67456/4