Frédéric Bußmann in einem Saal der Kunstsammlungen Chemnitz. Bild: dpa
Ein „üblicher Vorgang im Kunstbetrieb“, wie die Chemnitzer Kulturbürgermeisterin beschwichtigt? Frédéric Bußmann hört nach nur fünf Jahren auf und wird Leiter der Kunsthalle Karlsruhe
Als Museumsdirektor in Chemnitz auf offener Straße von jugendlichen Rechtsradikalen krankenhausreif geschlagen zu werden, dürfte den Wunsch nach beruflicher Veränderung nicht schmälern. Doch weist Frédéric Bußmann gegenüber dieser Zeitung strikt von sich, dass sein Wechsel von der Generaldirektion der städtischen Kunstsammlungen Chemnitz an die Spitze der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe mit dem Angriff auf seine Person vor einem Jahr in Verbindung stehe, auch wenn er „natürlich ein Problem mit den Neonazis“ habe. Der Abgang trifft Chemnitz zwei Jahre vor der Ausrichtung der Europäischen Kulturhauptstadt 2025 empfindlich, zumal Bußmann mit der Skulpturenschau „Gegenwarten“ im Stadtraum, dem Diskursraum „Open Space“ hinter dem Karl-Marx-Denkmal und diversen Ausstellungen unterschiedlicher Künstler wie Pierre Soulages und Mario Pfeifer durchaus Erfolge vorzuweisen hat.
Ein „üblicher Vorgang im Kunstbetrieb“, als den die Chemnitzer Kulturbürgermeisterin Dagmar Ruscheinsky den Wechsel darstellt, ist der Vorgang eher nicht, räumt auch der 1974 im französischen Boulogne-Billancourt geborene Kunsthistoriker ein. Er gehe nach fünf Jahren in Chemnitz „ein bisschen früh“, habe sich aber schon vor langer Zeit einmal auf eine Stelle als Kurator in der Karlsruher Kunsthalle beworben, weil ihn die französische Ausrichtung der Sammlung nachdrücklich interessiere und er die Nähe zu Frankreich auch für seine Kinder im Schulalter bevorzuge, die zweisprachig aufwüchsen. Sein neues Amt als Nachfolger von Pia Müller-Tamm tritt er schon diesen August an.
Source: faz.net