Zu viel Papierkram und zu wenige Lastwagenfahrer – zwei zentrale Herausforderungen für die Logistikbranche hängen zusammen und zählen zu den großen Themen auf der internationalen Transport-Logistik-Messe, die Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) am Dienstag in München eröffnet.
Die weltweit größte Messe für Logistikfirmen findet alle zwei Jahre statt. Wenn der Fahrermangel weiter wächst, «werden das am Ende alle spüren», sagte der Vorstandschef des Logistikkonzerns Dachser, Burkhard Eling, der Deutschen Presse-Agentur: Transporte würden teurer und von der Industrie bis zum Supermarktregal drohten Versorgungslücken.
Deutschland fehlen die Lkw-Fahrer
Die vergangenen Jahre hätten gezeigt, wie wichtig Logistik und funktionierende Lieferketten seien. In Deutschland fehlten heute schon 70.000 Lkw-Fahrer, Tendenz steigend, sagte Eling und mahnte seine Branche: «Das Arbeitsumfeld muss attraktiver werden.» Dazu gehörten höhere Löhne, gute Ausbildung und auch mehr Unterstützung durch Digitalisierung. «Die Logistik hat da Aufholbedarf. Heute passiert noch zu viel auf Papier», sagte Eling. Mit Digitalisierung könnten die Routen und das Be- und Entladen besser geplant und die Fahrer entlastet werden. Weniger Leerfahrten sparten Geld und seien auch ein Beitrag zum Klimaschutz.
Bei einer Bundestags-Anhörung hatte der Präsident des Bundesamtes für Logistik und Mobilität, Christian Hoffmann, kritisiert, dass Fahrer wegen fehlender Verabredungen zwischen Spediteur und Kunden Hilfstätigkeiten an der Verladerampe machen müssten. Der Vorstandssprecher des Bundesverbands Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL), Dirk Engelhardt, hatte vor einem Versorgungskollaps wegen Fahrermangels gewarnt und Sozialdumping und Fahrernomadentum kritisiert. Die Gewerkschaft Verdi forderte bessere Tourenplanung und menschenwürdige Bedingungen an Straßen und Raststätten.
Lkw-Gütertransport kritisch für Industrie und Bevölkerung
Dachser-Chef Eling sagte der dpa, mit autonom fahrenden Lastwagen im Fernverkehr rechne er erst in fünf bis zehn Jahren in nennenswerten Umfang. Im Nah- und städtischen Verteilerverkehr sei der Einsatz fahrerloser Lastwagen noch viel schwieriger: An der Tür läuten und das Online-Päckchen abgeben werde er kaum lernen können.
Nach einer von Verkehrsminister Wissing vorgestellten Studie ist der Lkw-Gütertransport das Rückgrat für die Versorgung von Industrie und Bevölkerung und dürfte in den nächsten Jahren noch deutlich zunehmen: Der Güterverkehr auf der Schiene werde bis 2051 um ein Drittel wachsen, der Gütertransport auf der Straße sogar um die Hälfte.
Auf der Messe, die bis Freitag dauert, soll auch über die Nachfolger des Diesel-Lkws diskutiert werden. Eling sagte, im Nah- und Verteilerverkehr dürfte der batterieelektrische Antrieb das Rennen machen, im Fernverkehr dagegen der E-Motor mit Wasserstoff und Brennstoffzelle. Das werde aber noch 15 bis 20 Jahre dauern. Bei der Versorgung mit Wasserstoff und beim Aufbau eines flächendeckenden Wasserstoff-Tankstellennetzes sei auch die Politik gefragt.
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